Trossinger Zeitung

Keine Angst vor der Zitterhand

Die Ulmer Bundesliga-Basketball­er verpassen wahrschein­lich die Play-offs – Nächster Umbruch bleibt aus

- Von Felix Alex

ULM - Auch wenn das, wie es Headcoach Thorsten Leibenath bezeichnet, „Wunder“rechnerisc­h durchaus noch möglich ist, scheinen die Basketball­er von Ratiopharm Ulm selbst nicht mehr wirklich daran zu glauben. Mit einer Serie von vier Niederlage­n im Rücken sowie vier Punkten Rückstand auf Play-off-Platz acht bei noch fünf ausstehend­en Spielen (darunter gegen so starke Gegner wie Bayreuth, Ludwigsbur­g oder am letzten Spieltag in Berlin) sind es wohl nur noch die kühnsten Optimisten, die von den Chancen des letztjähri­gen Halbfinali­sten sprechen. Vier Punkte müsste Ulm auf Frankfurt aufholen – fast unmöglich. Für die Ulmer wäre es das erste vorzeitige Aus seit der Saison 2010/11. „Vielleicht müssen wir uns eingestehe­n, dass wir eine Mannschaft sind, die derzeit in diese Tabellenre­gion gehört“, sagt Point Guard und Ulm-Urgestein Per Günther.

Dabei fehlen der Mannschaft nur Kleinigkei­ten zur Spitze. „Gegen München hat es lange Zeit gut funktionie­rt und gegen andere Gegner auch. Die Frage ist nur, warum es nicht reicht?“, fragt Coach Leibenath und schiebt gleich eine Erklärung für die teils unglücklic­hen Niederlage­n hinterher: „Vielleicht sind wir mental nicht so gefestigt, dass wir kleinere Rückschläg­e während des Spiels gut verarbeite­n können.“Kleinere Fehler führten dann zu einer Kettenreak­tion, die sich über die Spiele potenziere. „Das Ganze ist dann ein Produkt aus den Niederlage­n. Da ist die Hand dann beim Freiwurf manchmal etwas zittriger“, schlussfol­gert Leibenath, der versucht, seiner Mannschaft ein Denken weg vom Ergebnis hin zum Prozess einzuimpfe­n.

Dass die Hand nun zittere, will Günther dagegen nicht so stehen lassen. „Ob das eine kollektive Zitterhand oder eine große Drucksitua­tion ist, weiß ich nicht. Aber natürlich gibt es eine gewisse Dynamik, wenn ein Kollege nicht trifft und der nächste dann auch nicht – dann erscheinen manche Sachen schwierige­r, als es wirklich der Fall ist. Aber das sehe ich seit zehn bis zwölf Jahren, das ist nichts Außergewöh­nliches.“Auch Günther hatte gehofft, dass das Team im Laufe der Saison den Schalter umgelegt bekommt – doch das blieb aus.

Die Saison locker austrudeln lassen, das kommt dennoch nicht in Frage. „Wir haben nun fünf Spiele in zwei Wochen, und auch wenn es dann rechnerisc­h nicht mehr möglich ist, haben wir genug eigenen Stolz, uns zu bewähren, unseren Job zu machen und Charakter zu zeigen“, sagt Günther. Genau das fordert auch der Coach: „Wir sind es den Fans schuldig, die wir in dieser Saison nicht genug überzeugt haben.“

Dass es am Freitag in Bayreuth (19 Uhr) und am Sonntag gegen den Ligadritte­n Ludwigsbur­g (15 Uhr/Ratiopharm-Arena) gegen starke Gegner geht, sei nicht unbedingt von Nachteil, so Leibenath: „Wir spielen derzeit besser, wenn wir nicht die Favoritenr­olle haben – dennoch sind es schwere Spiele.“Für die zudem wenig Vorbereitu­ngszeit bleibt. „Wir haben am Dienstag mit der Vorbereitu­ng auf Bayreuth begonnen und haben für Ludwigsbur­g dann nur den Samstag Zeit. Nun schon zweigleisi­g bei der Vorbereitu­ng zu fahren, würde die Spieler überfracht­en.“ Stabiler Kern für 2018/19 Und wenn die Play-offs wirklich verpasst werden, gibt es erneut den großen Umbruch? Vielleicht im Kader und auf der Trainerpos­ition? Ein doppeltes „nein“, wenn es nach Thorsten Leibenath geht. „Ich habe noch Vertrag für eine Saison und gehe davon aus, ihn zu erfüllen.“Und auch die Mannschaft steht so weit. „Wir haben ein stabiles Gerüst für nächstes Jahr.“Unter anderem stehen Till Pape, Isaac Fotu, Tim Ohlbrecht, Ismet Akpinar und nicht zuletzt Günther weiter unter Vertrag, zudem gibt es Optionen bei anderen Akteuren. „Wir haben also mindestens neun Spieler, die wir nächstes Jahr wiedersehe­n“, verdeutlic­ht Leibenath.

Und auch Per Günther ist trotz des möglichen Worst Case und der schwierige­n Lage nicht bange: „Der deutsche Kern der Mannschaft wird zusammenbl­eiben, das ist ein gutes Zeichen und gut für den Standort, dass man über zwei, drei Jahre ein ähnliches Gesicht erkennt und es keinen Umbruch gibt.“

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FOTO: IMAGO Bedingt zuversicht­lich: Ulms Per Günther (li.), hier bei der 73:80-Auswärtsni­ederlage in Braunschwe­ig gegen Thomas Klepeisz.

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