Gierig, geil, gnadenlos
Bayern München macht sich beim 6:2 in Leverkusen warm für Real Madrid
●Rekordmeister Bayern München will weiter konsequent auf seine Ex-Profis setzen und offenbar auch Mehmet Scholl (Foto: dpa) zurückholen. Der Europameister von 1996 soll zum dritten Mal die zweite Mannschaft der Bayern in der Regionalliga übernehmen. Das berichtet die „Sport Bild“. Demnach denke Präsident Uli Hoeneß darüber nach, dem 47-Jährigen die Reserve anzuvertrauen, die Scholl bereits von April 2009 bis 2010 sowie 2012/13 betreute. Seither war Scholl nicht mehr als Trainer tätig. Zuletzt hatte er mit Kritik an „LaptopTrainern“und „weichgespülten“Talenten für Aufsehen gesorgt. Neben Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge arbeitet in Sportdirektor Hasan Salihamidzic ein weiterer früherer Bayern-Profi in leitender Funktion. In Niko Kovac bekommt der FCB zudem bald einen Ex-Spieler als neuen Trainer. Auch Miroslav Klose, der die U17 des Clubs übernehmen soll, steht vor der Rückkehr. (SID) Nationalspieler Matthias Ginter (Foto: dpa) überlegte sich nach dem Sprengstoffattentat auf den Bus von Borussia Dortmund, aufzuhören. „Ich dachte daran, meine Karriere zu beenden. Wir sind immer einem großen Risiko ausgesetzt. Darüber habe ich mir Gedanken gemacht, ob es das noch Wert ist, sich immer wieder in dieses Risiko zu begeben“, sagte Ginter als Zeuge im Prozess gegen den Attentäter Sergej W. vor dem Landgericht Dortmund. Der 24-Jährige verließ den BVB nach im Sommer 2017 und ging nach Gladbach. „Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Deshalb habe ich nicht das aufgeben wollen, was mir Spaß macht“, sagte Ginter, der bei seinen Aussagen über die Vorgänge im April 2017 in Tränen ausbrach. „Alle lagen auf dem Boden. Splitter flogen in den Bus. Drinnen war Nebel. Marc Bartra hat geschrien. Wir wussten nicht, was noch kommt.“(SID) LEVERKUSEN (SID/dpa) - Gierig, geil und gnadenlos: Der FC Bayern Nimmersatt bekommt unter Trainer-Altmeister Jupp Heynckes den Hals nicht voll und schickt einen Liebesgruß nach dem anderen Richtung Madrid. „Wenn wir so auftreten wie heute, wird es auch für Real schwer“, sagte Münchens Torwart Sven Ulreich voller Selbstbewusstsein nach der 6:2 (2:1)-Gala des alten und neuen deutschen Meisters Bayern München im Halbfinale des DFB-Pokals bei Bayer Leverkusen. Ulreich war damit ebenso wie die meisten Bayern mit seinen Gedanken schon beim Halbfinal-Kracher in der Champions League gegen Titelverteidiger Real Madrid. Im Pokalfinale treffen die Bayern am 19. Mai auf ihren künftigen Trainer Niko Kovac, der mit Eintracht Frankfurt auf Schalke mit 1:0 gewann.
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nahm ungeachtet des Liga-Gastspiels bei Hannover 96 am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nach dem Sechserpack unter dem Werkskreuz das Triple ins Visier. „Wir müssen die Konzentration bis zum Champions-League-Halbfinale am Mittwoch hoch halten. Wenn im Moment einer Real Madrid schlagen kann, dann der FC Bayern. Die Mannschaft hat offenbar die Riesenqualität, alles zu schaffen, was sie sich vornimmt. Nächsten Mittwoch werden wir versuchen, noch weiter zu gehen“, sagte der 62-Jährige vor dem Hinspiel gegen Superstar Cristiano Ronaldo und Co.
Heynckes sprach nach dem 22. Finaleinzug des Pokal-Rekordsiegers an seiner alten Wirkungsstätte ebenso wie Rummenigge und Bayern-Präsident Uli Hoeneß von einer „Demonstration der fußballerischen Qualität unserer Mannschaft“. Dem 72-Jährigen war zwar nicht entgangen, dass seiner Mannschaft ohne den verletzten Arturo Vidal der eine oder andere Abwehrfehler unterlief, den mehr als einmal der erneut herausragende Ulreich ausbügelte. Über das Gesamtkunstwerk FC Bayern geriet Heynckes wenige Wochen vor seiner endgültigen Pensionierung, die möglichst nach dem Champions-League-Finale am 26. Mai mit seinem letzten Titel gefeiert werden soll, allerdings ins Schwärmen: „Bei uns gibt es keine IchAGs, sondern bei uns ist das Teamwork der Schlüssel zum Erfolg. Zudem sind unsere Ergebnisse das Resultat harter Arbeit.“
Das unterstrich auch Rummenigge mit einem Riesenkompliment an den scheidenden Coach: „Wir haben eine tolle individuelle Qualität und einen großartigen Teamgeist. Egal wer spielt, es gibt keinen Neid. Der Trainer und die Mannschaft machen das großartig.“Der dreifache Torschütze Thomas Müller verdeutlichte voller Tatendrang, dass die Mannschaft trotz der vorzeitigen 28. Meisterschaft und des Einzugs ins Pokalfinale in Berlin (19. Mai) noch lange nicht zufrieden ist: „Noch haben wir außer der Meisterschaft nichts gewonnen. Die Euphorie ist noch nicht am Ende, der Hunger ist noch größer geworden und wir wollen den nächsten Schritt machen. Die Gier ist vorhanden.“ Richtig auf die Fresse Das attestierte den Bayern auch der Gegner, der sich teuer verkauft hatte und nahe dran am 2:2-Ausgleich war, letztlich aber chancenlos war. „Wir haben richtig auf die Fresse gekriegt. Die Dominanz, die Effizienz, die totale Gier und Geilheit der Bayern sind beeindruckend“, sagte Bayer-Trainer Heiko Herrlich voller Anerkennung und Leverkusens Torjäger Kevin Volland konstatierte: „Sie sind einfach gnadenlos effektiv.“
„Das ist eine Riesenklatsche“, räumte Nationalspieler Jonathan Tah ein. Wohl wahr. Lars Benders Anschlusstreffer zum 1:2 in der 16. Minute war zu wenig für einen Coup, weil Bayer Top-Ausgleichsmöglichkeiten nicht nutzte und die Bayern in einer kritischen Phase eiskalt zuschlugen. „Drei Stück nacheinander – das sieht bitterböse aus“, bemerkte Herrlich zur Spanne zwischen der 52. und 63. Minute. Danach stand es 1:5, alles war entschieden. „Jetzt fokussieren wir uns auf die Bundesliga und die Champions-League-Qualifikation“, kündigte der jamaikanische Angreifer Leon Bailey an, der nur von der Bank kam und noch das 2:5 (72.) schoss. Am Samstag (18.30 Uhr) gastiert Leverkusen im Duell Dritter gegen Vierter bei Borussia Dortmund. „Wir sind heiß auf Dortmund. In den letzten Spielen hauen wir alles rein“, tat Tah für die Auftritte beim BVB, gegen Stuttgart, in Bremen und am 12. Mai gegen Hannover kund. „Die Birne freikriegen“– so lautet Vollands Rat für das Duell beim BVB.
Der 25-Jährige hatte auch einen frommen Wunsch für die Zukunft: „Wir müssen schauen, dass wir mit unserer Mannschaft auf das Niveau der Bayern kommen.“Aktuell sei das unmöglich, fügte Herrlich an: „Bayern ist in dieser Form für uns nicht schlagbar.“