Als die Wehr ihre besten Männer verlor
Die Geschichte der Spaichinger Feuerwehr – Teil 3: die Jahre 1933 bis 1945
SPAICHINGEN - Zum 150-jährigen Bestehen beschäftigt sich unsere Serie „Geschichte der Spaichinger Feuerwehr“mit den Ursprüngen der heute 77 Einsatzkräfte starken Abteilung. Der heutige Teil beleuchtet die Feuerwehr im Dritten Reich.
Kriegseinsatz, Paraden und Fliegerangriffe: Die Zeit der NS-Herrschaft von 1933 bis 1945 brachte für die Spaichinger Feuerwehr große Veränderungen und Herausforderungen. Das zeigt ein Blick in die Chronik.
1936 übernahm Gasmeister Werner Seitz die Führung der Wehr. Vorgänger Eugen Sulzer wurde gleichzeitig zum Kreisfeuerwehrführer bestellt. Die Einheit wurde laut Chronik in zwei Löschzüge neu gruppiert. Dass die Feuerwehr vom nationalsozialistischen Wahn nicht unberührt blieb, zeigt die Tatsache, dass sie zu NS-Aktivitäten hinzugezogen wurde. Bereitschaftsdienste, Paraden oder Verdunkelungsübungen standen auf dem Programm. Bei diesen ging es darum, durch Abschalten aller Lichtquellen feindlichen Kampffliegern die Sicht auf mögliche Ziele zu erschweren. Auch die normalen Feuerwehrübungen wurden im streng militärischen Stil durchgeführt.Neue Ausrüstung bekam die Abteilung in den Jahren vor dem Krieg. Mit dem „Horch-Schleppwagen“wurde das erste Motorfahrzeug angeschafft. 1937 folgte ein Löschfahrzeug mit 1500 Liter Pumpleistung und 70 PS. Kriegsdienst für Feuerwehrmänner Im ersten Kriegsjahr 1939 wurden „viele bewährte Wehrmänner zum Kriegsdienst eingezogen“, heißt es im Festbuch, das die Feuerwehr zum 120-jährigen Bestehen 1988 herausgegeben hat. Verfasst hat es Manfred Werner, ehemaliger Schriftführer und heute Chronist der Abteilung, auf Grundlage alter Einsatzprotokolle, Zeitungsberichte und einer älteren Chronik. „Die Feuerwehr hat so ihre besten Männer verloren, zurück blieben die Alten und Kranken“, sagt er. Zum Ende des Krieges musste die Feuerwehr deshalb auch aus der Hitlerjugend Einsatzkräfte rekrutieren.
1940 zählte die Wehr, die 1914 noch aus 127 Mann bestand, noch 75 Einsatzkräfte. Die Protokolle verzeichnen den Verlust von 15 Mitgliedern auf den Schlachtfeldern des Kriegs. Acht wurden vermisst gemeldet. Löscharbeiten nach Fliegerangriffen erforderten großen Einsatz der dezimierten Feuerwehr. Allein nach den Angriffen am 20. April 1945 brannten 27 Gebäude vollständig nieder. 52 Familien wurden durch die Zerstörungen obdachlos. Neubeginn nach dem Krieg Die französische Besatzung ließ eine Neuformierung der Freiwilligen Feuerwehr nach Kriegsende zu. 33 Mann gehörten zur Truppe, Kommandant wurde Schreinermeister Eugen Kohler. Der erste Einsatz führte die Feuerwehr zu einem Großbrand in der Andreas-Hofer-Straße. In den Folgejahren galt es, Truppe und Ausrüstung wieder auf Vordermann zu bringen.