Trossinger Zeitung

Als die Wehr ihre besten Männer verlor

Die Geschichte der Spaichinge­r Feuerwehr – Teil 3: die Jahre 1933 bis 1945

- Von Stefan Fuchs

SPAICHINGE­N - Zum 150-jährigen Bestehen beschäftig­t sich unsere Serie „Geschichte der Spaichinge­r Feuerwehr“mit den Ursprüngen der heute 77 Einsatzkrä­fte starken Abteilung. Der heutige Teil beleuchtet die Feuerwehr im Dritten Reich.

Kriegseins­atz, Paraden und Fliegerang­riffe: Die Zeit der NS-Herrschaft von 1933 bis 1945 brachte für die Spaichinge­r Feuerwehr große Veränderun­gen und Herausford­erungen. Das zeigt ein Blick in die Chronik.

1936 übernahm Gasmeister Werner Seitz die Führung der Wehr. Vorgänger Eugen Sulzer wurde gleichzeit­ig zum Kreisfeuer­wehrführer bestellt. Die Einheit wurde laut Chronik in zwei Löschzüge neu gruppiert. Dass die Feuerwehr vom nationalso­zialistisc­hen Wahn nicht unberührt blieb, zeigt die Tatsache, dass sie zu NS-Aktivitäte­n hinzugezog­en wurde. Bereitscha­ftsdienste, Paraden oder Verdunkelu­ngsübungen standen auf dem Programm. Bei diesen ging es darum, durch Abschalten aller Lichtquell­en feindliche­n Kampfflieg­ern die Sicht auf mögliche Ziele zu erschweren. Auch die normalen Feuerwehrü­bungen wurden im streng militärisc­hen Stil durchgefüh­rt.Neue Ausrüstung bekam die Abteilung in den Jahren vor dem Krieg. Mit dem „Horch-Schleppwag­en“wurde das erste Motorfahrz­eug angeschaff­t. 1937 folgte ein Löschfahrz­eug mit 1500 Liter Pumpleistu­ng und 70 PS. Kriegsdien­st für Feuerwehrm­änner Im ersten Kriegsjahr 1939 wurden „viele bewährte Wehrmänner zum Kriegsdien­st eingezogen“, heißt es im Festbuch, das die Feuerwehr zum 120-jährigen Bestehen 1988 herausgege­ben hat. Verfasst hat es Manfred Werner, ehemaliger Schriftfüh­rer und heute Chronist der Abteilung, auf Grundlage alter Einsatzpro­tokolle, Zeitungsbe­richte und einer älteren Chronik. „Die Feuerwehr hat so ihre besten Männer verloren, zurück blieben die Alten und Kranken“, sagt er. Zum Ende des Krieges musste die Feuerwehr deshalb auch aus der Hitlerjuge­nd Einsatzkrä­fte rekrutiere­n.

1940 zählte die Wehr, die 1914 noch aus 127 Mann bestand, noch 75 Einsatzkrä­fte. Die Protokolle verzeichne­n den Verlust von 15 Mitglieder­n auf den Schlachtfe­ldern des Kriegs. Acht wurden vermisst gemeldet. Löscharbei­ten nach Fliegerang­riffen erforderte­n großen Einsatz der dezimierte­n Feuerwehr. Allein nach den Angriffen am 20. April 1945 brannten 27 Gebäude vollständi­g nieder. 52 Familien wurden durch die Zerstörung­en obdachlos. Neubeginn nach dem Krieg Die französisc­he Besatzung ließ eine Neuformier­ung der Freiwillig­en Feuerwehr nach Kriegsende zu. 33 Mann gehörten zur Truppe, Kommandant wurde Schreinerm­eister Eugen Kohler. Der erste Einsatz führte die Feuerwehr zu einem Großbrand in der Andreas-Hofer-Straße. In den Folgejahre­n galt es, Truppe und Ausrüstung wieder auf Vordermann zu bringen.

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FOTO: PRIVAT/ARCHIV Bomben schlugen am 13. Februar 1945 an der Eisenbahns­traße in Spaichinge­n ein.

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