Lehrermangel spitzt sich zu
Schildrainschule sucht neuen Rektor und Konrektor – Schulamt setzt auf Kooperation
TUTTLINGEN - An den Tuttlinger Grundschulen nimmt der Lehrermangel kein Ende. Die Schildrainschule wird wohl ab dem kommenden Schuljahr ohne Schulleitung dastehen. Hinzu kommt, dass auch andere Lehrerstellen unbesetzt sind. Einige Rektoren sprechen sich für Lehrer-Zuweisungen von anderen Schulen aus.
Schon dieses Schuljahr ging es an den Tuttlinger Grundschulen nur mit Flickschusterei. Zum Teil seien Musik- und Kunststunden ausgefallen, sagt Heidi Buggle, kommissarische Leiterin der Schildrainschule. Auch Hans-Peter Gökelmann, geschäftsführender Schulleiter der Stadt und Leiter der Wilhelmschule, ist froh, dass er an seiner Schule die Hauptfächer abdecken konnte. Ob das im kommenden Schuljahr auch geht, bezweifelt er. „Es wird richtig knapp in Tuttlingen“, meint er.
Vor allem an der Schildrainschule spitzt sich die Lage zu. Nachdem Schulleiter Frank Stender sich vergangenes Jahr ins Sabbatjahr mit anschließendem Ruhestand verabschiedet hatte, geht nun auch Konrektorin Heidi Buggle im Sommer in Pension. Beide Stellen sind ausgeschrieben, die des Schulleiters schon zum zweiten Mal, aber: „Es gibt derzeit keine Bewerbungen“, sagt Uwe Preiß vom Schulamt Konstanz. Drei weitere Lehrer gehen Insgesamt hat die Schule 13 Lehrer, zwei Referendarinnen und zwei Religionslehrer. Neben Buggle verlassen drei Lehrerinnen die Schule, nicht alle haben aber ein volles Deputat. Die beiden Referendarinnen werden übernommen. Dennoch: Lücken werden bleiben. „Hier geht es jetzt an die Substanz“, sagte Oberbürgermeister Michael Beck bei einem Besuch in der Schildrainschule. Er kritisiert unter anderem die regelmäßige Kündigung von Referendaren über die Ferien oder die geringen Zulagen für Funktionsstellen. In einem Schreiben an Schulamtsdirektor Karlheinz Deußen hat Beck jetzt seinem Ärger Luft gemacht: „Es kann nicht sein, dass wir als Schulträger in den Ausbau unserer Schulen investieren, und dann keine Lehrer da sind, die auch unterrichten.“
Dass sich auf die vakanten Lehrerstellen im ländlichen Raum niemand bewirbt, ist ein bekanntes Problem, und das nicht nur in Tuttlingen. Absolventen warten lieber auf freie Stellen in größeren Städten.
Leider seien auch die Rektorenund Konrektorenstellen wenig begehrt, sagt Uwe Preiß. „Diese Stellen bedeuten mehr Verwaltungsarbeit und Verantwortung, da sind nicht viele Lehrer bereit, das zu machen.“Die höhere Entlohnung sei da wenig attraktiv: An der Schildrainschule bekommt ein Rektor Besoldungsgruppe A 13 plus Amtszulage, Grundschullehrer sind in der Regel in A 12 eingestuft. „Mit mehr Verantwortung und mehr Schülern steigt auch die Arbeit“, weiß Preiß. Wenig optimistisch Was die Konrektorenstelle an der Schildrainschule angeht, ist Heidi Buggle ebenso wenig optimistisch: „Der oder die würde ja die Arbeit des Rektors machen, nur für weniger Geld.“Findet sich niemand, werde man sich nach den Pfingstferien in Tuttlingen zusammensetzen müssen „und nach Alternativen suchen“, sagt Preiß. Er setzt auf die Solidarität unter den Schulen, in der Vergangenheit habe er die Tuttlinger Schulen sehr „geschlossen“erlebt.
Übergangsweise könne man mal aushelfen, sagt Hans-Peter Gökelmann. „Aber das geht kein ganzes Schuljahr.“Müsse ein Grundschulrektor sich um eine andere Schule kümmern, fehle ihm die Zeit für die eigene Schule. Gökelmann und auch Buggle sehen vielmehr das Schulamt in der Pflicht, Zwang auszuüben. „Da müssen eben Lehrer von anderen Schulen hierher abgeordnet werden“, sagt Buggle.
Für Kultusministerien Susanne Eisenmann (CDU) ist diese Forderung berechtigt und die Umsetzung vorstellbar. Abordnungen seien ein wichtiger Baustein des Maßnahmenpakets der Landesregierung zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung. „Mir ist wichtig, dass wir das Reservoir an Lehrkräften, die im System sind, so flexibel einsetzen, dass alle Regionen des Landes so gut wie irgend möglich profitieren“, sagt Eisenmann unserer Zeitung. Ein Video zum Thema finden Sie unter www.schwaebische.de/ schildrainschule