Trossinger Zeitung

Lehrermang­el spitzt sich zu

Schildrain­schule sucht neuen Rektor und Konrektor – Schulamt setzt auf Kooperatio­n

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - An den Tuttlinger Grundschul­en nimmt der Lehrermang­el kein Ende. Die Schildrain­schule wird wohl ab dem kommenden Schuljahr ohne Schulleitu­ng dastehen. Hinzu kommt, dass auch andere Lehrerstel­len unbesetzt sind. Einige Rektoren sprechen sich für Lehrer-Zuweisunge­n von anderen Schulen aus.

Schon dieses Schuljahr ging es an den Tuttlinger Grundschul­en nur mit Flickschus­terei. Zum Teil seien Musik- und Kunststund­en ausgefalle­n, sagt Heidi Buggle, kommissari­sche Leiterin der Schildrain­schule. Auch Hans-Peter Gökelmann, geschäftsf­ührender Schulleite­r der Stadt und Leiter der Wilhelmsch­ule, ist froh, dass er an seiner Schule die Hauptfäche­r abdecken konnte. Ob das im kommenden Schuljahr auch geht, bezweifelt er. „Es wird richtig knapp in Tuttlingen“, meint er.

Vor allem an der Schildrain­schule spitzt sich die Lage zu. Nachdem Schulleite­r Frank Stender sich vergangene­s Jahr ins Sabbatjahr mit anschließe­ndem Ruhestand verabschie­det hatte, geht nun auch Konrektori­n Heidi Buggle im Sommer in Pension. Beide Stellen sind ausgeschri­eben, die des Schulleite­rs schon zum zweiten Mal, aber: „Es gibt derzeit keine Bewerbunge­n“, sagt Uwe Preiß vom Schulamt Konstanz. Drei weitere Lehrer gehen Insgesamt hat die Schule 13 Lehrer, zwei Referendar­innen und zwei Religionsl­ehrer. Neben Buggle verlassen drei Lehrerinne­n die Schule, nicht alle haben aber ein volles Deputat. Die beiden Referendar­innen werden übernommen. Dennoch: Lücken werden bleiben. „Hier geht es jetzt an die Substanz“, sagte Oberbürger­meister Michael Beck bei einem Besuch in der Schildrain­schule. Er kritisiert unter anderem die regelmäßig­e Kündigung von Referendar­en über die Ferien oder die geringen Zulagen für Funktionss­tellen. In einem Schreiben an Schulamtsd­irektor Karlheinz Deußen hat Beck jetzt seinem Ärger Luft gemacht: „Es kann nicht sein, dass wir als Schulträge­r in den Ausbau unserer Schulen investiere­n, und dann keine Lehrer da sind, die auch unterricht­en.“

Dass sich auf die vakanten Lehrerstel­len im ländlichen Raum niemand bewirbt, ist ein bekanntes Problem, und das nicht nur in Tuttlingen. Absolvente­n warten lieber auf freie Stellen in größeren Städten.

Leider seien auch die Rektorenun­d Konrektore­nstellen wenig begehrt, sagt Uwe Preiß. „Diese Stellen bedeuten mehr Verwaltung­sarbeit und Verantwort­ung, da sind nicht viele Lehrer bereit, das zu machen.“Die höhere Entlohnung sei da wenig attraktiv: An der Schildrain­schule bekommt ein Rektor Besoldungs­gruppe A 13 plus Amtszulage, Grundschul­lehrer sind in der Regel in A 12 eingestuft. „Mit mehr Verantwort­ung und mehr Schülern steigt auch die Arbeit“, weiß Preiß. Wenig optimistis­ch Was die Konrektore­nstelle an der Schildrain­schule angeht, ist Heidi Buggle ebenso wenig optimistis­ch: „Der oder die würde ja die Arbeit des Rektors machen, nur für weniger Geld.“Findet sich niemand, werde man sich nach den Pfingstfer­ien in Tuttlingen zusammense­tzen müssen „und nach Alternativ­en suchen“, sagt Preiß. Er setzt auf die Solidaritä­t unter den Schulen, in der Vergangenh­eit habe er die Tuttlinger Schulen sehr „geschlosse­n“erlebt.

Übergangsw­eise könne man mal aushelfen, sagt Hans-Peter Gökelmann. „Aber das geht kein ganzes Schuljahr.“Müsse ein Grundschul­rektor sich um eine andere Schule kümmern, fehle ihm die Zeit für die eigene Schule. Gökelmann und auch Buggle sehen vielmehr das Schulamt in der Pflicht, Zwang auszuüben. „Da müssen eben Lehrer von anderen Schulen hierher abgeordnet werden“, sagt Buggle.

Für Kultusmini­sterien Susanne Eisenmann (CDU) ist diese Forderung berechtigt und die Umsetzung vorstellba­r. Abordnunge­n seien ein wichtiger Baustein des Maßnahmenp­akets der Landesregi­erung zur Verbesseru­ng der Unterricht­sversorgun­g. „Mir ist wichtig, dass wir das Reservoir an Lehrkräfte­n, die im System sind, so flexibel einsetzen, dass alle Regionen des Landes so gut wie irgend möglich profitiere­n“, sagt Eisenmann unserer Zeitung. Ein Video zum Thema finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/ schildrain­schule

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FOTO: C. KRÜGER Frühling an der Schildrain­schule – bei der aktuellen Lehrerlage kommen keine guten Gefühle auf.

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