Stadt rechnet mit Mehrkosten von zwei Millionen Euro
OB Beck begrüßt Tarifabschluss – Höhere Löhne könnten Fachkräftemangel im Öffentlichen Dienst mildern
TUTTLINGEN - Es ist laut der Gewerkschaft Verdi das beste Ergebnis seit vielen Jahren: im Durchschnitt 7,5 Prozent Lohnerhöhung bei 30 Monaten Laufzeit für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Auf die Stadtverwaltung und den Landkreis kommen jetzt erhebliche Mehrkosten zu. Die Stadtverwaltung Tuttlingen rechnet mit rund zwei Millionen Euro über drei Jahre.
„Der Tarifabschluss hat uns nicht überrascht – er liegt im Rahmen dessen, was wir bereits im Rahmen der Haushaltsplanberatungen erwartet hatten“, sagt Oberbürgermeister Michael Beck. Derzeit beschäftigt die Stadt Tuttlingen rund 700 Mitarbeiter, die nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes angestellt sind. In Konkurrenz mit Wirtschaft Die Mehrkosten liegen laut Berechnungen der Stadtverwaltung 2018 bei rund 885 000 Euro. 2019 werden dann weitere rund 940 000 Euro dazukommen, und 2020 weitere rund 170 000 Euro. „Ich halte diese Werte auch für angemessen. Wir müssen immer auch sehen, welche Abschlüsse in der Wirtschaft erzielt werden – da gab es in den letzten Jahren deutliche Sprünge nach oben“, sagt Beck. Der öffentliche Dienst dürfe da nicht ins Abseits geraten. Denn: Kommunalverwaltungen treten immer mehr mit den Gehältern in der freien Wirtschaft in Konkurrenz.
„Wenn das Lohnniveau zu stark hinter anderen Branchen zurückfällt, tun wir uns noch schwerer als wir es ohnehin schon tun“, so der Oberbürgermeister. Jetzt schon gebe es große Schwierigkeiten gutes Personal zu finden – beispielsweise im technischen Bereich. „Es ist unbestritten, dass der öffentliche Dienst eine Attraktivitätssteigerung benötigt und in diesem Zusammenhang spielt auch das Gehalt eine gewisse Rolle“, sagt Stefan Bär, Landrat im Kreis Tuttlingen.
Im Landratsamt profitieren zwei Drittel der Beschäftigten von der Tariferhöhung. Im Haushaltsplan des Landkreises für 2018 war bereits eine Personalkostensteigerung von 1,8 Prozent eingeplant, bei einer durchschnittlichen Erhöhung von 3,19 Prozent würde dies eine Deckungslücke von rund 300 000 Euro bedeuten. „Beim Landratsamt als Doppelbehörde hängt noch vieles davon ab, ob die Tarifsteigerungen durch das Land für die Beamten übernommen werden. Dies würde ich mir wünschen, damit die Schere nicht weiter aufgeht“, sagt Bär.
„Ich bin mit dem Tarifabschluss sehr zufrieden“, sagt Sylvia Nosko, Verdi-Bezirksgeschäftsführung Schwarzwald-Bodensee. Unterm Strich habe nach dem Abschluss jeder Angestellte 7,5 Prozent mehr Lohn in der Tasche. „Wir waren eigentlich angetreten, um die Schere zwischen den oberen und unteren Einkommen kleiner zu machen“, so Nosko. Das sei mit dem Abschluss nicht ganz gelungen. „Wir mussten erkennen, dass wir beide Einkommensbereiche gleichermaßen bedienen müssen, um etwas zu erreichen.“, so Nosko.
Gerade bei den oberen Einkommensklassen hätten die Arbeitgeber Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu gewinnen. Unterm Strich sei der Abschluss aber ein sehr gutes Ergebnis.