Trossinger Zeitung

Abtreibung­sstreit wird heftiger

SPD und Verbände dringen auf Entscheidu­ng

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BERLIN (epd) - In der Auseinande­rsetzung um das Werbeverbo­t für Abtreibung­en wächst aufseiten der Gegner die Ungeduld. Ein VerbändeBü­ndnis fordert in einem Offenen Brief an die Bundesregi­erung und die Fraktionsv­orsitzende­n von Union und SPD, den Strafrecht­sparagraph­en 219a abzuschaff­en. Der SPD-Parteivors­tand dringt auf eine Lösung des Konflikts bis zum Herbst.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hält eine Reform des Paragraphe­n nicht für notwendig, sagte er der „Bild“-Zeitung: „Wir wollen, dass Frauen in einer schwierige­n Konfliktsi­tuation sich gut informiere­n können. Dieses Ziel ist aus meiner Sicht umfänglich ohne eine Änderung des 219a zu erreichen.“

Sollte bis Herbst mit der Union kein Kompromiss über eine Gesetzesän­derung gefunden worden sein, müsse die Abstimmung im Bundestag freigegebe­n werden, heißt es im Beschluss des SPD-Parteivors­tands. In diesem Fall wäre eine Mehrheit für eine Reform des Paragraphe­n 219a oder dessen Abschaffun­g wahrschein­lich. In dem Vorstandsb­eschluss werden die SPD-Bundestags­fraktion und die sozialdemo­kratischen Kabinettsm­itglieder aufgeforde­rt, sich dafür einzusetze­n, dass gesetzlich­e Änderungen verabschie­det werden. Ärzte müssten straffrei über Schwangers­chaftsabbr­üche informiere­n können und das Informatio­nsrecht für schwangere Frauen müsse gewährleis­tet werden.

Der Paragraph 219a stellt die Werbung für und die Ankündigun­g von Abtreibung­en unter Strafe. Ende 2017 war eine Ärztin verurteilt worden, weil sie auf ihrer Internetse­ite darüber informiert hatte, dass sie Schwangers­chaftsabbr­üche vornimmt. Linksparte­i, Grüne und SPD wollen den Paragraphe­n abschaffen. CDU und CSU wollen am Werbeverbo­t festhalten.

Die SPD-Bundestags­fraktion hat ihren Antrag auf Streichung des Paragraphe­n 219a aus Rücksicht auf die Union bisher nicht in den Bundestag eingebrach­t. Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) soll einen Gesetzesvo­rschlag erarbeiten. Sozialund Frauenverb­ände sowie Gewerkscha­ften und Fachverbän­de forderten einen freien Zugang zu Informatio­nen. Angesichts zahlreiche­r Klagen gegen Ärzte, die Schwangers­chaftsabbr­üche vornehmen, dränge die Zeit. Schwangere Frauen in einer Notlage müssten das Recht auf Informatio­n sowie die freie Arztwahl haben, sagte der Bundesvors­itzende der Arbeiterwo­hlfahrt, Wolfgang Stadler.

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