„Wo Ranking eigentlich nichts verloren hat“
Preisträger der „Gitarrophilia“spielen Werke aus vier Jahrhunderten
TROSSINGEN – Hörenswertes zum Abschluss des 5. Gitarrophilia-Festivals: Sechs Preisträger des „Junge Talente“-Wettbewerbs haben am Sonntagabend im Musikschulsaal Werke aus vier Jahrhunderten gespielt.
„Beeindruckende und berührende Momente“hatten die Juroren bei den Vorspielen der Altersgruppen I (unter 14 Jahren) und II (14 bis 16 Jahre) erlebt, wie der Juryvorsitzende Prof. Tillmann Reinbeck sagte. Er machte den jungen Gitarristinnen und Gitarristen ein „ganz, ganz großes Kompliment“. Dass diese Anerkennung auch für die Musiklehrer und die Eltern gilt, unterstrich Achim Robold, Leiter der Trossinger Musikschule. Prof. Michael Hampel bedauerte, dass es bei dem Wettbewerb ein Ranking gebe, „wo ein Ranking eigentlich nichts verloren hat“. Doch die Teilnehmer im Alter ab acht Jahren hätten sich „auf dieses Spiel eingelassen“. Hampel wünschte allen Teilnehmern auch weiterhin das nötige Selbstvertrauen. Selbstsicher und versiert Solches bewiesen die sechs Hochplatzierten bei ihren zum Teil auswendig gespielten Vorträgen vor dem zahlreichen und sachkundigen Publikum: Johannes Keller entführte in das frühe 18. Jahrhundert mit einem Präludium, das Silvius Leopold Weiss einst für die Laute geschrieben hatte. Aus dem Jahr 1942 stammt das Prelude Nr. 1 des Brasilianers Heitor Villa-Lobos. Flavius Wagner setzte den frischen und munteren Dur-Teil ebenso gekonnt um wie die träumerischen Moll-Passagen. Selbstsicher und im Tango-Rhythmus versiert zeigte sich Linda Bernert, die Roland Dyens bekannten, polyrhythmischen „Tango en Skaï“aus dem Jahr 1985 für ihren Vortrag ausgewählt hatte.
Auch in der Altersgruppe II lagen die Kompositionsjahre weit auseinander: Cedric Penn nahm sein Publikum mit nach Schottland, in „Fingals Höhle“, die anno 1847 von Johann Kasper Mertz lautmalerisch beschrieben wurde; ein rasches und dramatisches Stück, das hohe Fingerfertigkeit verlangt. Stürmisch waren einige Passagen des „Usher-Waltz“, vor zwanzig Jahren von Nikita Arnoldovich Koshkin als Reaktion auf einen Roman von E. A. Poe veröffentlicht. David Korotine spielte kräftige Rasgadas ebenso gekonnt wie die verhaltenen, sachten Töne.
Das letzte Stück des Preisträgerkonzerts, Leo Browers „Tarantos“, hatte sich Julian Fritzsch ausgesucht: Er ließ sein Instrument voll klingen, als Kontrast wirkten herbe Saitenzerrungen. Ganz so wie das kubanische Multitalent es 1974 vorgegeben hatte.