Trotz aller Widrigkeiten: Die Steelers sind wieder Meister
Bietigheim gewinnt DEL2-Finalserie gegen den SC Riessersee mit 4:1 – Coach Gaudet verabschiedet sich mit Titel
RAVENSBURG - Zur Begrüßung in der Heimat gab es tief in der Nacht ein ordentliches Feuerwerk: Die Bietigheim Steelers sind durch ein 2:0 beim SC Riessersee am Sonntagabend erneut DEL2-Meister geworden. Überraschend deutlich entschieden die Bietigheimer das Finalduell mit dem hoch gehandelten Hauptrundenmeister aus GarmischPartenkirchen für sich. Ihrem scheidenden Trainer Kevin Gaudet bescherten die Steelers die dritte Meisterschaft.
Vor Beginn der Play-offs musste Bietigheim einigen Widrigkeiten trotzen: Zuerst hing es an einer den Steelers fehlenden Bürgschaft, dass der Aufstieg in die DEL aus der zweiten Liga sportlich weiterhin nicht möglich ist. Dann gab der Verein bekannt, sich am Saisonende aus finanziellen Gründen vom sehr erfolgreichen Trainer Gaudet zu trennen. Zu schlechter Letzt mussten die erfolgsverwöhnten, aber schwächelnden Steelers auf der Zielgeraden der Hauptrunde auch noch den SC Riessersee an sich vorbeiziehen lassen.
In den Play-offs waren die Bietigheim Steelers dann aber voll da: Im Viertelfinale rangen sie den aufmüpfigen Lokalrivalen Heilbronner Falken nieder, im Halbfinale folgte eine knüppelharte Auseinandersetzung mit Vorjahresmeister Löwen Frankfurt, im Finale war dann Riessersee fällig. Alle drei Auswärtspartien unter der Zugspitze entschieden die Nordwürttemberger für sich, nur ein einziges Heimspiel ging verloren. Der verdiente Lohn: dritter Titel in sechs Jahren unter Trainer Gaudet. „Wir haben neun Monate hart dafür gearbeitet“, brachte es Steelers-Goalie Ilya Sharipov auf den Punkt. Was im Moment des Triumphs auch von ihm abfiel, ließ Sharipov seinen Trainer spüren: Es setzte die obligatorische Bierdusche, nach der Gaudet scherzhaft meinte: „Wenn ich herausfinde, wer es war, muss der dafür bezahlen.“Die dritte Meisterschaft mit den Steelers (dazu kommen drei Finalteilnahmen), sei „ohne Frage die schönste“für ihn gewesen, gab ein bewegter Gaudet am Sonntagabend auf Garmischer Eis zu.
Nicht viel weniger bewegend waren die Play-offs für den Ex-Ravensburger Shawn Weller, dessen Bart zum Ende ordentlich Überlänge hatte. Mit zwölf Treffern war der USAmerikaner erfolgreichster Schütze in den Ausscheidungsspielen, zudem wurde er zum wertvollsten Spieler gewählt. Das Dutzend Tore voll machte Weller am Sonntag in Garmisch, wo er Anfang des zweiten Drittels zum 2:0 traf. Benjamin Zientek hatte zuvor für die Bietigheimer Führung gesorgt. Weil Riessersee danach vergeblich anrannte, konnte die Meisterparty der Steelers steigen.
Mit dem Makel, auch den dritten Titel mit Bietigheim auf fremdem Eis gewonnen zu haben, konnte Gaudet einigermaßen leben, auch wenn er eine gewisse Traurigkeit nicht verbarg. Aber: „Ich wollte Garmisch keine weitere Chance geben.“Und: Tief in der Nacht ging die Feier in Bietigheim nach der Busankunft ja erst richtig los. Etliche Fans erwarteten das Team – mit lauten Gesängen und einem ordentlichen Feuerwerk.