Trossinger Zeitung

Die Zeche geprellt und die Schlüssel eingesteck­t

Yasin und Leila Ulus von einer Teerkolonn­e über den Tisch gezogen – Übernachtu­ng im Landgastho­f Ritter

- Von Michael Pohl

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Die Teerkolonn­en bereiten derzeit vielen Bürgern Sorgen. Auch dem Ehepaar Ulus in Herzogenwe­iler. Im Landgastho­f Ritter übernachte­ten acht der ausländisc­hen Arbeiter und verschwand­en in einer Nacht-undNebel-Aktion ohne zu zahlen.

Es hatte alles ganz harmlos und unauffälli­g angefangen, als zwei Englisch sprechende Arbeiter am 9. April den Landgastho­f Ritter in Herzogenwe­iler betraten. „Sie wollten eine Nacht hier bleiben, haben ganz normal eingecheck­t und auch bezahlt“, erzählt Inhaberin Leila Ulus. Den ersten Schock erlitten sie und ihr Ehemann Yasin am nächsten Morgen. „Die haben das Zimmer so richtig dreckig verlassen“, will Yasin Ulus erst gar nicht ins Detail gehen.

In der Folgewoche, am 16. April, kam erneut eine Anfrage: Dieses Mal sollten vier Männer einziehen und das gleich für zwei Wochen. „Wir versuchen natürlich, unsere Zimmer vollständi­g zu belegen, weshalb wir die kleine Gruppe dann auch aufgenomme­n haben“, erklärt Leila Ulus. Im Nachhinein betrachtet war das die falsche Entscheidu­ng, wie die zwei jungen Hoteliers nun wissen. Erstaunlic­herweise wollten die Gäste täglich zahlen, was dem Inhaber aber auch nicht unrecht war.

Kurze Zeit später buchten die Gäste weitere vier Personen ein, darunter auch zwei Minderjähr­ige. „Ich schätze den Jüngeren auf etwa neun Jahre, der Ältere dürfte vielleicht 15 Jahre alt gewesen sein“, beschreibt Leila Ulus und berichtet, dass keine Frauen dabei waren und die meisten Männer kaum älter als 20 Jahre gewesen sein dürften. Die acht Personen waren in unterschie­dlichen Zimmern untergebra­cht, drei davon im Dachgescho­ss. „Die Türen hatten sie einfach offen gelassen“, sagt die Inhaberin – vermutlich zur besseren Kommunikat­ion. Diese sei ohnehin sehr laut gewesen. „Ich habe sie noch um Ruhe gebeten, was dann auch funktionie­rte“, erinnert sich die Hausherrin.

Nach der zweiten Nacht beschwerte sich ein Gast über die nächtliche­n Escapaden der Mitbewohne­r. „Das war dann zuviel. Ich habe sie am dritten Tag rausgeworf­en“, sagt Yasin Ulus. Zwei von ihnen kamen aber auf das Ehepaar zu und baten um eine weitere Nacht. „Sie hätten ja nichts mit den anderen zu tun und wären stets leise“, haben sie gegenüber Leila Ulus beteuert. Und so gab sie nach und gewährte ihnen den Verbleib. „Am nächsten Tag waren sie weg – samt den Zimmerschl­üsseln“, ist das Ehepaar heute noch verärgert.

Die 250 Euro, die durch die geprellte Zeche im Restaurant des Landgastho­fes noch offen sind, seien halb so wild. Schlimmer seien tatsächlic­h die Schlüssel. „Wir müssen erst einmal prüfen, was wir nun machen.

Die Polizei ist nach Angaben der Opfer trotz des Diebstahls machtlos – und gegen die Kolonnen sowieso. Diese haben wie berichtet nämlich gültige Papiere und dürfen ihre Arbeiten in Deutschlan­d anbieten.

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FOTO: POHL Yasin und Leila Ulus haben schlechte Erfahrunge­n mit einer der Teerkolonn­en gemacht.

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