90 Jahre Hausener Musikgeschichte
Musikkameradschaft Hausen ob Verena unterhält mit einem musikalischen Singspiel
HAUSEN O.V. - Die Musikkameradschaft Hausen ob Verena feiert dieses Jahr ihr 90-jähriges Bestehen. Und das auf sehr originelle, „außerordentliche Art“, so der Vorsitzende Harald Klaiber. Übers Jahr verteilt gibt es verschiedene Veranstaltungen. Ein Höhepunkt ist aber sicher der „Historische Abend“gewesen, bei dem die Vereinsgeschichte mit einem sehr unterhaltsamen musikalischen Singspiel auf zwei Bühnen nacherzählt worden ist.
Im Einsatz waren vor allem die mit zur jeweiligen Zeit passender Kleidung ausgestatteten Musiker. Sie hatten sogar ein paar alte Instrumente, zum Beispiel die große alte Trommel, wieder gangbar gemacht. Moderiert wurde alles von Schriftführer Bernd Boschanowitsch, der die Theaterszenen und das Drehbuch geschrieben hat.
Los ging es mit Willy Klaiber (gespielt von Gerd Mauthe), der sich trotz finanziellem Engpass ein Flügelhorn angeschafft hatte, sich das Spielen beibrachte und einfach begann. Damit weckte er das Interesse einiger junger Männer, die ebenfalls Blasmusik machen wollten. Dargestellt wurde dies mit kleinen Ensembles, die aus allen vier Himmelsrichtungen dazu stießen. Im Jahr 1925 wurde daher ein Posaunenchor gegründet.
Für die Instrumente wurde gesammelt und gebettelt. Wie das ausgesehen hat, durfte das Publikum auch beim historischen Abend in der Verenahalle erleben. Jugendliche gingen herum mit Sammelkörben. Teuerstes Instrument war die Tuba. Gespendet wurde sie von der evangelische Kirchengemeinde mit der Auflage von Pfarrer Hilzinger (dargestellt von Pfarrer Figel), die Tuba nur für Kirchenmusik zu verwenden.
Zentrales Problem blieb aber die große Geldnot. Um wenigstens ein bisschen Abhilfe zu schaffen, wurden Tanzabende veranstaltet und auf Hochzeiten gespielt. Schnell wurde eben mehr weltliche, als kirchliche Musik gespielt. „So haben wir net gewettet“Und als logische Konsequenz wurde 1928 aus dem Posaunenchor die Musikkameradschaft Hausen ob Verena gegründet. Nur Pfarrer Hilzinger hat das alles gar nicht gefallen. „So haben wir net gewettet“, tadelte er. Doch als ihm versichert wurde, dass die Musikanten immer für kirchliche Dinge parat stehen, durften sie auch weltliche Musik machen.
Damit auch alles richtig gut klingt, brauchen die Musiker einen Dirigenten und fanden ihn in Gotthold Flaig (Rolf Maurer), der auf einem alten klapprigen Fahrrad nach Hausen kam. Doch als das Geld ausging, waren die Musikkameraden wieder ohne Dirigent.
Um zu etwas Geld zu kommen, wurden weitere Tanzabende veranstaltet. Und mit großem Glück kam ein Fabrikant mit Gattin vorbei (auch Hausens Bürgermeister Jochen Arno tanzte mit seiner Gattin mit). Diese Persönlichkeiten konnten einen Freitanz kaufen. Dann gehörte die Tanzfläche für ein Lied ganz alleine ihnen.
Dann, am 1. September 1939, begann der Zweite Weltkrieg und sämtliche Mitglieder der Kapelle wurden eingezogen. Fünf Mitglieder fielen im Krieg: Eugen Dold, Wolfgang Schrenk, Otto Maurer, Max Maurer und Ernst Mauthe.
Nach dem Krieg machten sich die Heimkehrer sofort wieder daran, die Musikkameradschaft zu aktivieren. Doch dazu benötigten sie die Genehmigung der französischen Besatzer und die Landwirtschaft hatte Vorrang.
Mit Karl Köllemann (dargestellt von Martin Haller) hatte die Musikkameradschaft 1965 endlich wieder einen Dirigenten, der zwar einen autoritären Führungsstil hatte, aber auch die Werbetrommel für Nachwuchs rührte.
Bei der zweiten Jugendwerbung 1972 kam endlich auch das weibliche Geschlecht zum Zug. Fünf Mädchen traten ein, und die 44 Jahre lang existierende männliche Bastion war passé.
Im Jahr 1972 zog Karl Köllemann weg und beendete seine Tätigkeit als Dirigent. Interimsdirigent wurde das heutige Ehrenmitglied Hans Haller, auch bekannt als „Jack“, bevor am 17. Januar 1974 Alfred Wellhäußer (Rainer Kohler) die Regie übernahm. Diesem Mann, beileibe kein Kostverächter, verdankt Hausen auch seit 1976 am 1. Mai das Waldfest. Denkmal für Wataru Takagi Im Jahr 1988 kam Wataru Takagi (Matthias Haller) zu den Hausener Musikern und übernahm den Taktstock. Mit großer Leidenschaft führte er die Kapelle, bis er 2016 plötzlich verstarb. Als letztes Stück war beim Historischen Abend „Morgenrot“zu hören, das Wataru einmal für eines der Konzerte der Musikkameradschaft komponierte. Dieses Stück bleibe sein musikalisches Denkmal, so Bernd Boschanowitsch.