Superhelden aller Länder, vereinigt Euch!
Mit „Avengers: Infinity War“bringt Marvel heute die bislang ausuferndste Comic-Adaption ins Kino
it dem ersten Auftritt von Robert Downey Jr. als „Iron Man“startete vor zehn Jahren das „Marvel Cinematic Universe“. Binnen einer Dekade sind die miteinander verknüpften ComicVerfilmungen mit einem Einspielergebnis von fast 15 Milliarden US-Dollar zur erfolgreichsten Filmreihe aller Zeiten avanciert. Mit „Avengers: Infinity War“, dem 19. Abenteuer dieses Kinouniversums, kommt jetzt der bisher überbordendste Streifen aus den zu Disney gehörenden Marvel Studios auf die Leinwand.
Unter dem Namen „Avengers“haben unter anderem Captain America (Chris Evans), Iron Man, Hulk (Mark Ruffalo) und Black Widow (Scarlett Johansson) bereits mehrfach die Welt gerettet. Doch in ihrem dritten gemeinsamen Film bekommt es die titelgebende Vereinigung von übermächtigen Charakteren mit ihrem bisher härtesten Gegner zu tun. Thanos (Josh Brolin) macht sich nach mehreren gescheiterten Versuchen diverser Handlanger selbst auf die Suche nach den sogenannten Infinity-Steinen. Wenn der übermächtige Titan alle sechs dieser Artefakte in seinen Besitz geschafft hat, kann er damit nach Gutdünken Leben auslöschen. Mit der Weltherrschaft gibt sich dieser Bösewicht nicht zufrieden, er will lieber die Hälfte allen Lebens ausmerzen, um ein angebliches Gleichgewicht herzustellen. Die Avengers müssen sich Verbündete suchen, um diesen Wahnsinnsplan zu vereiteln – und selbst im Bunde mit weiteren Superhelden ist ein Sieg über den Angstgegner noch lange nicht selbstverständlich ...
„Avengers: Infinity War“ist der Kulminationspunkt eines beispiellosen ANZEIGE Kinouniversums, das zuletzt im April mit „Black Panther“einen neuen Rekord aufstellte. Der Film über den ersten schwarzen Superhelden im Marvel-Kosmos ist in den USA der erfolgreichste Superheldenfilm der Geschichte. Auch der darin zu Ehren gekommene Herrscher des fiktiven afrikanischen Landes Wakanda (Chadwick Boseman) gesellt sich nun an die Seite der Avengers, ebenso wie die „Guardians of the Galaxy“, die dem Marvel-Kanon in bisher zwei Kinofilmen eine humorvolle Science-Fiction-Facette hinzufügten. Im Aufeinandertreffen dieser unterschiedlichen Gestalten liegt denn auch die größte Stärke des Films, gar nicht so sehr in den bombastischen Actionszenen. Wenn der nordische Donnergott Thor (Chris Hemsworth) sich mit dem schießwütigen Waschbär Rocket Raccoon verbrüdert und die beiden großen Egos von Iron Man und Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) aufeinanderprallen, passiert das mit dem typischen Humor, der bisher alle Marvel-Filme ausmachte. Zwar zelebriert der Film derlei Momente nicht ganz so meisterhaft wie im ersten „Avengers“-Film 2012, doch da schwang eben auch der Zauber des ersten Augenblicks mit. Die bis dato allein agierenden Figuren wie Thor und Hulk trafen wie in einer Weltenretter-WG aufeinander und mussten sich als Team erst finden, was für den Zuschauer ein großer Spaß war. Das Ende einer Ära „Infinity War“hingegen ist für einen Marvel-Film trotz humorvoller Passagen ungewöhnlich düster. Da wirkt es nur konsequent, wenn der einzige Song im ansonsten orchestralen Soundtrack ertönt, während die Guardians of The Galaxy wie in ihren anderen Filmen zu lässigem 70erJahre-Soul durchs Weltall cruisen.
Und diesmal bedeutet der Krieg im Titel auch wirklich Tote. Als sich die Avengers in „Civil War“über die Frage staatlicher Superheldenkontrolle zerstritten, waren die Konsequenzen überschaubar und es gab keine richtigen Opfer. Mit Thanos ändert sich das. Josh Brolin spielt den Schurken mit einer überwältigenden physischen Präsenz, auch wenn etwas weniger Computereffekte dem Aussehen des Muskelberges nicht geschadet hätten. Bisher waren Marvel-Bösewichte oftmals austauschbar, Thanos kann man das nicht nachsagen.
Mehr soll hier nicht verraten werden. Die Regisseure Joe und Anthony Russo rieten Fans im Vorfeld von der Nutzung sozialer Medien und des Internets ab, wenn sie einen großen Bogen um Spoiler machen wollten. Es deutet sich aber bereits früher an, dass „Infinity War“einen Wendepunkt darstellen würde. Vom Ende einer Ära ist die Rede.
Den Russo-Brüdern, die auch schon bei „Captain America: Winter Soldier“und „Civil War“Regie führten, ist es gelungen, die bisherigen Filmwelten der Marvel-Charaktere schlüssig zu einem SuperheldenGipfeltreffen zu verzahnen. Sicher ist aber auch: Der nicht einsteigertaugliche Film wird unter Fans diskutiert werden – ebenso wie die Frage, wie es in der Fortsetzung „Avengers 4“nächstes Jahr weitergeht. Avengers: Infinity War. Regie: Anthony und Joe Russo. Mit: Robert Downey Jr., Josh Brolin, Chris Evans, Scarlett Johansson, Chadwick Boseman, Chris Pratt. 149 Minuten. FSK: ab 12.