Einziger Lebensmittelladen schließt
Böttinger kaufen zu wenig ein - Vor einem Jahr eröffnet
BÖTTINGEN - „S Gärtle, regional – saisonal “, dazu ein Korb mit lachenden bunten Früchten: Die Aufkleber kleben noch im Schaufenster, doch Birgit Palmer-Faude musste mangels Nachfrage vor kurzem den Laden in der Böttinger Ortsmitte schließen. Ein Jahr lang hatte sie versucht, die Nahversorgung in dem Heubergdorf zu verbessern.
„Ich bin um eine Erfahrung reicher.“Birgit Palmer-Faude nimmt es gelassen. Sie ist nicht verärgert – aber enttäuscht. Und das zu Recht. Auch Bürgermeister Benedikt Buggle versteht nicht, warum das Ladengeschäft an der Hauptstraße nicht lange angenommen wurde. Als er vor zwei Jahren als Bürgermeister kandidierte, bekam er von den Wählern immer wieder zu hören, dass die Gemeinde dafür sorgen sollte, die Nahversorgung zu verbessern. Zwei Metzgereien und eine Bäckerei gibt es im Dorf. Aber seit 2011 mussten die Böttinger Obst und Gemüse und viele Dinge des täglichen Bedarfs auswärts einkaufen.
Ein Jahr ließ Palmer-Faude ihre Idee reifen; als sie bei der Gemeindeverwaltung ihr Vorhaben vortrug, ein Obst- und Gemüsegeschäft zu eröffnen, bekam sie von dort jede Unterstützung – aber auch die Auskunft, dass just eine Woche zuvor ein mobiler Verkäufer angefragt hatte, um alle zwei Wochen für kurze Zeit mit einem Verkaufswagen nach Böttingen zu kommen. Weil Palmer-Faude strukturierte Pläne hatte, das Geschäft möglichst umweltverträglich zu führen, verzögerte sich ihre Eröffnung bis März 2017. Der mobile Anbieter hatte da schon angefangen – doch der verkauft nur alle zwei Wochen am Samstag.
Palmer-Faude hatte für ihren Einkauf nach regionalen Bezugsquellen gesucht, die nicht in kleinen Einzelverpackungen, sondern in Kisten verkaufen, ohne Plastik, mit kurzen Transportwegen. Auf Plastiktaschen verzichtete sie bewusst: Sie führte wieder die längst in Vergessenheit geratenen braunen Spitz-Papiertüten ein. Wenn ein Kunde keine Einkaufstasche dabei hatte, bekam er eine kleine Obstkiste. Eine Lösung fand sich immer, um Plastikmüll zu vermeiden. „Man kann Kunden in der Hinsicht umerziehen“, so Palmer-Faude.
Doch das war nicht der Grund, dass es sich nicht lange lohnte. Einige Monate lang lief das Geschäft. Die Betreiberin war in engem Kontakt mit der IHK, um das Geschäft aufbauen zu können, plante und machte eine Konzepterweiterung mit Produkten wie „Peter’s Nudeln“, Mehl von der Bäramühle, Bulzinger Bier oder regionaler Milch. Viel Herzblut steckte sie in das Geschäft. Sie wollte eine Lücke in der Nahversorgung schließen, Senioren eine Einkaufsmöglichkeit für Dinge des täglichen Bedarfs bieten, bot sogar einen Lieferservice an die Haustür an und führte Geschenk-Gutscheine ein. Lieferservice nicht angenommen Der Lieferservice wurde so gut wie gar nicht angenommen, in den letzten beiden Monaten machte die Betreiberin Verlust, sodass Palmer-Faude ihr Geschäft nach einem Jahr aufgeben musste. Woran es nun lag? Darüber lässt sich nur spekulieren. Doch sicher ist: Diese Erfahrung wird es auch der Gemeindeverwaltung nicht leichter machen, in Zukunft die Böttinger Dorfmitte zu beleben.