Kaum zu verteidigen
Liverpools Salah stürzt seinen letztjährigen Club AS Rom von einer Verlegenheit in die nächste
LIVERPOOL (dpa/SID) - Jürgen Klopp umarmte seinen besten Spieler innig. Nach einem Doppelpack und zwei Torvorlagen gegen seinen Ex-Club AS Rom wurde Stürmerstar Mohamed Salah auch von den Liverpool-Fans gefeiert – und von den Medien mit Superlativen überhäuft. „Die Genialität des Ägypters ist eine der beeindruckenden Geschichten dieser Saison“, schrieb die Boulevardzeitung „Daily Mirror“. Angesichts seiner 43 Saisontore bezeichneten mehrere britischen Medien Salah in Anspielung auf die legendäre Fantribüne des Liverpooler Stadions auch als „King of the Kop“.
Der „Guardian“lobte „den kleinen Kerl mit der Magie in den Füßen und dem guten Benehmen, seine Hände vor den Gästefans zu heben, um sich für seine Tore in der ersten Halbzeit zu entschuldigen“. Die Trauer der Römer konnte diese Geste nicht lindern. „Die Vergangenheit ist ein Biest“, lamentierte die Zeitung „La Repubblica“am Mittwoch.
„Ohne einen Hauch von Zweifel, er ist momentan der beste Spieler des Planeten“, schwärmte der frühere Liverpool-Kapitän Steven Gerrard. So weit wollte Trainer Klopp lieber nicht gehen. „Er ist in einer Weltklasseform, kaum zu verteidigen“, sagte Salahs deutscher Übungsleiter. Und: „Da muss sich keiner Gedanken machen, dass ich da irgendwas mit zu tun habe. Wie er den Ersten in den Winkel schießt, das hat er nicht bei mir gelernt.“
Neben Salah hatten auch Sadio Mané und zweimal Roberto Firmino ins Roma-Tor getroffen und das Stadion an der Anfield Road in den Ausnahmezustand versetzt. Als die Anzeigetafel zwischenzeitlich ein 5:0 zeigte, rieb sich mancher Zuschauer die Augen. Die „Gazzetta dello Sport“nannte es „ein langes Massaker“und „eine Hölle“, betonte aber: „In Anfield ist es nicht geendet.“
In Italien wittert man nach den späten Treffern von Edin Dzeko und Diego Perotti (per Strafstoß) wieder eine Chance. Sie fielen – bezeichnenderweise – kaum, dass Klopp in der 75. Minute Salah zwecks Schonung vom Feld genommen hatte. „Los Rom, es ist möglich!,“titelte die „Corriere dello Sport“anderntags. Roma-Coach Eusebio Di Francesco zog einen Vergleich zum Viertelfinalhinspiel beim FC Barcelona. „Das war heute besser als das 1:4 im Camp Nou“, sagte er. Im Rückspiel hatte Rom die Katalanen mit 3:0 aus der Champions League geworfen. Dieses Ergebnis würde am nächsten Mittwoch auch gegen die „Reds“genügen. „Wir sind aber nicht Barcelona“, sagte Klopp trotzig. „Barcelona ist eines der besten Teams der Welt, und die haben so viel in den letzten Jahren gewonnen. Wir aber nicht. Und deswegen werden wir mit allem, was wir haben, kämpfen.“
Getrübte hat die Verletzung von Mittelfeldmann Alex Oxlade-Chamberlain die Laune des Trainers. Nach knapp 20 Minuten war der englische Nationalspieler vom Platz getragen worden. Am Mittwoch die Diagnose: schwere Bänderverletzung im Knie. Monatelang wird der 24-Jährige ausfallen, auch die Weltmeisterschaft in Russland verpassen. Bereits am Dienstagabend hatte Jürgen Klopp die Blessur als „Katastrophe“bezeichnet.