Vom Schlosser zum renommierten Künstler
Doppelausstellung von Bildhauer Rüdiger Seidt fasziniert Kunstinteressierte im Museum und in der Galerie im Altbau in Aldingen
ALDINGEN - Eine ganz besondere Ausstellung, bei der Mathematik und die Zahl vier eine große Rolle spielen, ist am Samstag in Aldingen eröffnet worden: Rüdiger Seidt „Linie – Fläche – Form“. Es ist eine Doppelausstellung, bei der das Museum in Aldingen und die Galerie im Altbau kooperieren. Die Werke des Künstlers aus Metall, Rödeldraht oder Büttenkarton können sowohl im Museum als auch in der Galerie betrachtet und bewundert werden.
Beginn der doppelten Vernissage war im Museum mit zeitgenössischer Musik von Naoko Nebl (Mundharmonika) und Andres Nebl (Akkordeon) vom Hohner-Konservatorium Trossingen. Das Stück hieß Tapio Nevanlinna und Aldingens Bürgermeister Ralf Fahrländer nahm in seiner Begrüßung Bezug darauf. Diese anspruchsvolle und besondere musikalische Einstimmung solle die Sinne der Menschen schärfen.
„Ich freue mich, wieder einmal eine so großartige Ausstellung in Aldingen zu eröffnen“, so der Bürgermeister. Hier gebe es nicht nur Drehteile und Elektronik, „wir haben auch Kunst.“Die Kunstobjekte in der ganzen Welt von Rüdiger Seidt hob der Bürgermeister anerkennend hervor. Faszinierend sei seine Art, geometrische Formen zu präsentieren.
Als kleines Schmankerl durfte jeder kunstinteressierte Besucher ein Los ziehen. Zu gewinnen gab es ein Kunstwerk von Rüdiger Seidt. Ralf Fahrländers Dank galt vor allem Galerieleiterin Heide Streitberger, die Aldingen zu einer Gemeinde gemacht habe, in der Kunst stattfindet.
Susanne Ramm-Weber, Kunsthistorikerin aus Offenburg stellte die Ausstellung vor. Rüdiger Seidt hat eine Schlosserlehre absolviert. Doch die Vorstellung, maßgenaue Gebrauchsobjekte zu fertigen, war ihm zu einschränkend. Es galt, die eigene Sprache zu finden. „Der Künstler reduzierte seine Formen auf das Elementare, ausgehend von den vier natürlichen Elementen Erde, Feuer, Luft und Wasser“, so die Kunsthistorikerin. Rüdiger Seidt, 1965 in Forbach im Murgtal geboren, arbeitet seit 1989 als frei schaffender Bildhauer. Seine Arbeiten befinden sich in Sammlungen im In- und Ausland sowie im öffentlichen Raum.
Der Künstler habe Arbeiten in der Natur geschaffen, zum Beispiel die vertikale Wasserlinie. „Kunst in der Natur, der Natur ausgesetzt und in ihr platziert. Gerade die Skulptur ist ohne den Raum um sie herum nicht zu verstehen“, erklärte Susanne Ramm-Weber.
„Linie Fläche Form“ist die Ausstellung betitelt. In der Skulptur gehe es darüber hinaus immer auch um das Volumen, hier das Eingeschlossene, die dritte Dimension und die Umgebung im Raum.
Nach diesem ersten Teil spazierte die Gesellschaft gemeinsam weiter in die Galerie im Altbau. Dort begrüßte Leiterin Heide Streitberger. Musikalisch umrahmt wurde dieser zweite Ausstellungsteil wieder von Naoko Nebl (Mundharmonika) und Andres Nebl (Akkordeon). Dann gab es ein Künstlergespräch von Bildhauer Rüdiger Seidt und Kunsthistorikerin Susanne Ramm-Weber, bevor der Bürgermeister ausloste, wer mit diesem Seidt-Prägedruck auf Büttenkarton im Wert von 300 Euro künftig sein Heim verschönern kann.
Begleitprogramm für Kinder Als Begleitprogramm können Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 15 Jahren mit dem Leiter der Jugendkunstschule Tuttlingen, Hans-Uwe Hähn, ein phantasievolles künstlerisches Projekt unter dem Titel „Die Geschichte der Geschichten“kreieren. Gelegenheit dazu besteht am Samstag, 5. Mai, und am Sonntag, 6. Mai, jeweils von 14 bis 17 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Am Mittwoch, 30. Mai, um 20 Uhr, hält Dieter Brunner, Kunsthistoriker und Ausstellungskurator, im Museum Aldingen einen Vortrag „Zur Geschichte der Stahlskulptur“.