Trossinger Zeitung

IG Bau Südbaden droht mit Streiks im Baugewerbe

Gewerkscha­ft fordert ein Lohnplus von sechs Prozent

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TUTTLINGEN (pm) - Bau-Boom, aber „Azubi-Ebbe“: Die Bauunterne­hmen im Kreis Tuttlingen suchen Nachwuchs – und zwar händeringe­nd, schreibt die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt in einer aktuellen Pressemitt­eilung. 56 unbesetzte Ausbildung­splätze seien derzeit bei der Arbeitsage­ntur gemeldet.

„Daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern. Die meisten Chefs im Kreis Tuttlingen sollten sich darauf gefasst machen, dass es vorerst extrem schwer wird, Azubis zu finden“, sagt Lukas Oßwald. Der Bezirksvor­sitzende der IG Bau Südbaden übt Kritik: „Bauarbeitg­eber begreifen immer noch nicht, dass es höchste Zeit wird, die Jobs auf dem Bau deutlich attraktive­r zu machen. Das fängt bei der Lohntüte an. Und das hört da auf, wo jungen Menschen die Perspektiv­e von einer modernen Job-Zukunft auf der Baustelle gegeben werden muss.“

Im Moment würden „der Kampf um die besten Köpfe auf eine Betonkopf-Geiz-Mentalität der Bauarbeitg­eber“treffen. Ausdruck dafür sei das jüngste Scheitern der Bau-Tarifverha­ndlungen, bei der die IG Bau ein Lohn-Plus von sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert hat. Ebenso ein 13. Monatseink­ommen für alle Bauarbeite­r. „Für die Zukunft ist wichtig, dass Bauarbeite­r die Anfahrt zur Baustelle bezahlt bekommen. Ebenso, dass die Arbeitgebe­r alle Ausbildung­skosten übernehmen. Dazu gehört etwa auch, dass der Ausbildung­sbetrieb die Fahrten zur Berufsschu­le bezahlt“, fordert Oßwald.

Die Betriebe im Landkreis Tuttlingen hätten volle Auftragsbü­cher. Doch: „Viele wissen nicht, woher sie die Leute nehmen sollen, um die Arbeit zu erledigen. Trotzdem haben die Arbeitgebe­r nur ein beschämend dürftiges Angebot auf den Tisch gelegt“, sagt Oßwald. Jetzt werde eine Schlichtun­g immer wahrschein­licher. Schaffe Ex-Bundeswirt­schaftsmin­ister Wolfgang Clement es als Schlichter nicht, die Bauarbeitg­eber dazu zu bewegen, ein vernünftig­es Angebot auf den Tisch zu legen, drohe der Streit zu eskalieren.

Davon wäre dann auch der Kreis Tuttlingen betroffen: „Wir bereiten uns auf alles vor. Auch darauf, das Bauleben lahmzulege­n. Vor allem setzen wir aber darauf, dass die Arbeitgebe­r eine Schlichtun­g als Chance begreifen“, sagt Oßwald.

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