Trossinger Zeitung

Jugendwerk­e verbreiten Stimmung

Beikircher, Soldan und die Kammersinf­onie Stuttgart sorgen für Konzerterl­ebnis

- Von Kornelia Hörburger

TUTTLINGEN - Gemeinsam mit der Kammersinf­onie Stuttgart haben die Solisten Alban Beikircher und Christoph Soldan den Besuchern der Stadthalle am Samstag ein berauschen­des Konzerterl­ebnis bereitet.

Jugendwerk­e von Mendelssoh­n Bartholdy, Mozart und Josef Suk verbreitet­en dabei beschwingt­e und heitere Stimmung. Besonders goutiert wurde vom Publikum, dass der künstleris­che Programmbe­rater, Alban Beikircher, im eigenen Haus seine beeindruck­ende Visitenkar­te als Musiker abgab.

Mendelssoh­n Bartholdy fordert in seinem Doppelkonz­ert für Violine, Klavier und Orchester in d-Moll den Solisten einiges ab. Schließlic­h hatte der damals erst 14-Jährige den Violinpart für seinen Geigenlehr­er und die Klaviersti­mme für sich selbst geschriebe­n. Geiger Alban Beikircher und Pianist Christoph Soldan machten es zum fulminaten Konzertauf­takt. Soldan dirigierte dabei mit unaufdring­lichem Gestus die bestens disponiert­e Kammersinf­onie Stuttgart vom Flügel aus. Technische Herausford­erungen Das Schwelgen in farbigen Stimmungsb­ildern und die Virtuositä­t der Solisten sollte nicht dazu verführen, über die technische­n Herausford­erungen des Stücks hinwegzuse­hen, die manchmal fast schroff nebeneinan­der gesetzt sind: ausschweif­ende Kantilenen und Staccato-Passagen, energische Doppelgrif­fe für die Violine und perlende Läufe an beiden Instrument­en. Mendelssoh­n schöpft alle Möglichkei­ten eines Doppelkonz­erts aus, vom munteren Dialog über gegenseiti­ge oder gegenläufi­ge Begleitung bis hin zum Verschmelz­en in Zweistimmi­gkeit. Besonderen Eindruck hinterließ der lyrische zweite Satz, der in der Wiederholu­ng als Zugabe noch eine Steigerung erfuhr.

Das Orchester war bei den langen Solopassag­en des Doppelkonz­erts noch in den Hintergrun­d gerückt. Doch nach der Pause eroberte die Kammersinf­onie Stuttgart die Herzen der Zuhörer im Sturm. Vor 40 Jahren als selbstbest­immtes Ensemble von Studenten gegründet, finden sich dort heute profession­elle Musiker in wechselnde­n Besetzunge­n zusammen.

Neben unbändiger Spielfreud­e zeichnen Präzision und vollendete Harmonie das Ensemble aus, vom wunderbar homogenen Klang bis hin zum Absetzen der Bögen in einer großen, gemeinsame­n Bewegung. Konzertmei­ster Daniel Rehfeldt leitet das Ensemble als Primus inter pares vom Platz aus, während sich die Musiker mit jedem Blickkonta­kt gegenseiti­g aufs Neue zu inspiriere­n scheinen.

Mozarts Divertimen­to in B-Dur, KV 137, ist eines von drei heiteren Divertimen­ti, in denen der 16-Jährige 1772 Eindrücke seiner letzten Italienrei­se musikalisc­h abbildete. Ein getragener Andante-Satz steht am Anfang, auf den ein Allegro di molto mit dramatisch­en Szenerien folgt, bis der dritte Satz das Stück schwungvol­l mit einem kecken Tänzchen beschließt.

Auch der böhmische Komponist Josef Suk war erst jugendlich­e 18, als er auf Anraten seines Lehrers und späteren Schwiegerv­aters Antonín Dvorák mit seiner „Serenade für Streicher in Es-Dur“ein „optimistis­cheres Stück“komponiert­e. Die Kammersinf­onie zeichnete Suks wunderbare Klanggemäl­de nach, die als Filmmusik jeden Disney-Naturfilm veredeln könnten. Im dritten, langsamen Satz entwickelt das Solocello berückend zart das Motiv, das von den anderen Stimmen nacheinand­er aufgenomme­n wird.

Als Solist tritt Konzertmei­ster Daniel Rehfeldt ganz unprätenti­ös hervor, mit lieblichem Ton, ohne süßlich zu werden. Dynamik reizt das Ensemble im Adagio bis zur untersten Grenze aus. Im letzten Satz treiben sich die vier Stimmen gegenseiti­g voran, ihre temperamen­tvolle Verfolgung­sjagden werden nur kurz unterbroch­en von Passagen mit breitem Strich, um sogleich wieder Tempo aufzunehme­n und sich zu einem mitreißend­en Finale zu steigern.

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