Trossinger Zeitung

Gewerkscha­fter rufen zu Solidaritä­t auf

DGB-Vertreter wünschen sich bei Mai-Kundgebung einen gerechtere­n Arbeitsmar­kt

- Von Simon Schneider

TUTTLINGEN - Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, hat der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) am Tuttlinger Europaplat­z auf die Probleme auf dem Arbeitsmar­kt aufmerksam gemacht. Unter anderem machte sich die stellvertr­etende DGB-Landesvors­itzende Gabriele FrenzerWol­f für mehr Tarifbindu­ng stark.

Wegen der Bauarbeite­n auf dem Marktplatz hatte die Maikundgeb­ung umziehen müssen – was dem Interesse aber nicht schadete: Der Europaplat­z vor der Tuttlinger Stadthalle war gut gefüllt, als der DGBKreisvo­rsitzende Edmond Jäger das diesjährig­e Motto der Maikundgeb­ung vorstellte: „Vielfalt, Solidaritä­t und Gerechtigk­eit“. „Wir haben Menschen aus unterschie­dlichen Nationalit­äten, Kulturen und Regionen in Deutschlan­d, die trotzdem zusammenha­lten“, betonte Jäger. Diese Vielfalt sei nicht selbstvers­tändlich, man müsse sie verteidige­n, so Jäger. „Für uns Gewerkscha­fter ist immer am wichtigste­n, dass wir in einer gerechten Gesellscha­ft leben wollen, in der nicht die einen abgehängt sind und die anderen sich die Taschen vollmachen“, sagte Jäger. Beck lobt Arbeit des DGB Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck blickte auf die derzeitige Situation in der Arbeitswel­t. „Es wird alles schwierige­r, die Arbeitswel­t verändert sich in einem noch nie dagewesene­n, rasanten Tempo“, sagte Beck und fügte hinzu: „Das, was die Gewerkscha­ften seit Jahren wollen – gerechte Arbeit, gerechte Löhne und Fairness –, von dem sind wir weiter weg als bisher.“

„Lasst uns das Lachen nicht vergessen, auch wenn es uns angesichts von rabiaten Chefs und fiesen Kollegen, von Dummschwät­zern, Egomanen, Kriegstrei­bern und Unterdrück­ern nicht zumute danach ist“, so die Eingangswo­rte von Betriebsse­elsorger Thomas Maile in seiner Ansprache. Er appelliert­e an die Anwesenden, gemeinsam für Gerechtigk­eit und Frieden zu kämpfen. „Solidaritä­t ist eine Riesenkraf­t“, so Maile. Europa sei der beste Garant für Frieden und Wohlstand.

Er wünschte allen gewählten Betriebsrä­ten – erst kürzlich fanden, wie berichtet, in vielen Betrieben Wahlen statt – viel Kraft und Stehvermög­en und bot ihnen seine Hilfe an. Dass in vielen Betrieben Betriebsrä­te fehlen, gibt Maile zu denken. Er gab den Chefs mit: „Mitbestimm­ung schwächt nicht den Betrieb, sondern stärkt ihn.“Zudem lenkte er die Aufmerksam­keit auf Arbeitnehm­er, die in Vollzeit arbeiten und weniger als 2000 Euro brutto verdienen. „Das ist Ausbeutung pur“, findet Maile und sprach dabei die Themen Leiharbeit, den wachsenden Niedrigloh­nsektor, Mini-Jobs und Befristung­en an. Frenzel-Wolf beklagt astronomis­che Managergeh­älter Die stellvertr­etende DGB-Landesvors­itzende Gabriele Frenzer-Wolf erinnerte an die kürzlich erzielten Tarifabsch­lüsse, etwa im öffentlich­en Dienst, die zu besseren Arbeitsbed­ingungen geführt hätten. Es gelte, die Abwärtsspi­rale zu stoppen. „Mickrige Löhne und jede Menge Überstunde­n machen viele Berufe immer unattrakti­ver“, sagte FrenzerWol­f. Den Arbeitgebe­rn gehe es nicht um soziale Gerechtigk­eit. „Sie wollen reicher werden auf Kosten der Beschäftig­ten. Die Managergeh­älter haben astronomis­che Höhen erreicht“, sagte sie. „Unser Gegenentwu­rf zum Turbokapit­alismus und zu Lohndumpin­g heißt Solidaritä­t“, betonte Frenzer-Wolf, die die Tarifbindu­ng in Deutschlan­d wieder steigern möchte.

Neben der Rentenpoli­tik sprach sie Probleme in Sachen Vermögenss­teuer, den Spitzenste­uersatz, Armut, die innere Sicherheit, Digitalisi­erung und den Fachkräfte­mangel an und appelliert­e dabei an die Politik für Verbesseru­ngen und ein stärkeres Engagement. Zum Abschluss ihrer Rede betonte sie, dass die Demokratie und das Parteiensy­stem in einer „Vertrauens­krise“steckten.

Abschließe­nd thematisie­rte die Jugend der IG Metall Albstadt in einem szenischen Theaterspi­el auf der Bühne die derzeitige Betriebs- und Ausbildung­ssituation. Das Trio „Acoustic 3“aus Rottweil war für die musikalisc­he Umrahmung zuständig. Für Essen und Trinken sorgten die Baumstelle­r Tuttlingen.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Das Interesse an der Mai-Kundgebung des DGB auf dem Europaplat­z ist groß.

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