Nudeln gegen Bitcoins
Bei Gastronom Mauro Gobello können Kunden ab sofort mit der Kryptowährung ihre Pasta bezahlen
TUTTLINGEN - Das erste Geschäft in Tuttlingen akzeptiert jetzt die Kyptowährung Bitcoin zum Bezahlen. Für Inhaber Mauro Gobello geht es dabei darum, junge Leute anzusprechen, aber auch um eine Vision.
An den Fensterscheiben des „Aldente“in der Rathausstraße klebt bereits die Aufschrift in schwarzen Buchtstaben: „Bitcoins accepted here“, hier werden Bitcoins akzeptiert. Das Kassen-Ipad hat Mauro Gobello auch schon mit der nötigen Software ausgestattet. Denn ab sofort können Kunden bei ihm mit der Kryptowährung bezahlen. „Mir ist es extrem wichtig, digital zu sein“, sagt der Chef des „Aldente“. Gerade um seine jüngeren Kunden zu erreichen, sei das wichtig. Auf sozialen Netzwerken vertreten zu sein oder das Bezahlen mit dem Smartphone – all das gehört für Gobello zum digitalen Wandel, den er auch in seinem Geschäft umsetzen will. Vertrauen in den Bitcoin Auf den Bitcoin gebracht hat den 35jährigen Gastronom sein Freund Crischa Wagner. Der beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit der Kryptowährung und schlug Gobello die Währung für seinen Laden vor. Für die beiden geht es mit dem neuen Bezahlsystem im „Aldente“aber um weit mehr, als interessant für junge Zielgruppen zu sein. Denn Wagner und Gobello haben eine Vision. „Wir glauben an den Bitcoin“, sagt Wagner. Und deswegen wollen die beiden die Kryptowährung bekannter machen. „Es geht darum, etwas anzuschieben. Der Bitcoin muss unter die Menschen kommen“, sagt Gobello.
Bitcoin ist eine digitale Währung, die 2009 nach der Finanzkrise von Entwicklern unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto erfunden wurde – wer tatsächlich hinter der Entwicklung steckt, ist nicht geklärt. Die der Währung zugrunde liegende Blockchain-Technologie soll einen sicheren Zahlungsverkehr, der unabhängig von Banken und Staaten funktioniert, ermöglichen. Eine Idee, mit der immer mehr Menschen sympathisieren. Doch zu einem wirklich relevanten Zahlungsmittel kann der Bitcoin nur werden, wenn sich die Währung im Alltag etabliert. Genau das wollen Gobello und Wagner vorantreiben. Mit vielen Kunden, die das Angebot nutzen, rechnet Gobello erst mal nicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ab morgen jeder Zweite mit Bitcoins bezahlt“, sagt er. Eine andere digitale Bezahlart habe er schon vor einiger Zeit eingeführt: Paypal. Etwa zehn Kunden pro Monat würden den Online-Bezahldienst beim Pastakauf bisher nutzen, sagt Gobello. Das hält die Bitcoin-Visionäre nicht von ihrem Plan ab. „Wenn sich die Leute nur mal mit Bitcoins beschäftigen, haben wir schon etwas bewegt“, sagt Wagner. Risiko Kursschwankungen Doch für seinen Pioniergeist geht Gobello auch ein gewisses Risiko ein: Der Wert der Währung schwankt enorm. 2017 erreichte die Kryptowährung ihren bisherigen Höchststand. Zwischenzeitlich kostete ein Bitcoin fast 20 000 US-Dollar – und stürzte dann ab. Zurzeit liegt der Kurs oberhalb von 7000 Dollar. So könnte das Geld, das der Gastronom an einem Tag für eine Portion Pasta kassiert, am nächsten Tag schon deutlich weniger wert sein. „Das ist ein Risiko, das wir eingehen“, so Gobello. Und das auch, weil die beiden Pioniere fest damit rechnen, dass sich der Bitcoin langfristig etabliert und der Wert damit steigen wird.
Der Zeitpunkt, an dem Gobello sein Geschäft komplett auf Kryptowährung umstellt, liegt wohl noch in der Ferne. Denn mit den eingenommenen Bitcoins kann er bei seinen Händlern noch keine Ware kaufen – die akzeptieren die Währung noch nicht. So bleibt die Bitcoinzahlung eine Einbahnstraße. „Ich werde die Bitcoins erst mal in meinem Wallet (Digitale Geldbörse, Anm. d. Red.) wachsen lassen“, sagt der 35-Jährige. „Wir sind fest davon überzeugt, dass wir erst ganz am Anfang stehen“, erklärt Wagner. Ein Video zum Thema gibt es bei uns im Internet unter www.schwaebische.de/ bitcoin-tut