Trossinger Zeitung

Realschüle­r berührt die Lebensgesc­hichte eines Zeitzeugen

KZ-Überlebend­er Jacek Nadolny berichtet von seiner frühen Kindheit im Lager von Auschwitz

-

SPAICHINGE­N (pm) - Im Rahmen der jährlichen Begegnungs­woche der Initiative Gedenkstät­te Eckerwald haben KZ-Überlebend­e zwölf Schulen in der Region besucht. Die Zehntkläss­ler der Realschule Spaichinge­n bekamen Besuch von Jacek Nadoldny aus Warschau in Polen. Nadoldny verlor seinen Vater im KZ Dautmergen und seinen Großvater im KZ Vaihingen-Enz.

Er berichtete von seinen schmerzhaf­ten und tragischen Erinnerung aus Kindertage­n, so eine Pressemitt­eilung. Als Dreijährig­er wurde seine gesamte Straße während des Aufstands in Warschau von den Nationalso­zialisten geräumt. Die Bevölkerun­g wurde zusammenge­trieben und mit Lastwagen und Zügen nach Auschwitz transporti­ert. Schwer erkrankt verbrachte er einige Zeit getrennt von seiner Mutter in den Kinderbara­cken, seinen Vater sah er beim Abtranspor­t in Warschau zum allerletzt­en Mal.

Wegen Bedarf an Zwangsarbe­itern im völlig zerbombten Berlin wurden er und seine Mutter getrennt in unterschie­dlichen Außenlager­n von Sachsenhau­sen untergebra­cht, er in Berlin-Blankenbur­g.

Mit Ende des Krieges flohen die Wächter und ließen die Tore der Lager geöffnet. Die Zwangsarbe­iter machten sich auf einen langen und beschwerli­chen Fußweg zurück in die Heimat nach Warschau.

Ausgemerge­lt und in Lumpen ernährten sie sich manchmal sogar vom Fleisch der am Wege liegenden, verstorben­en Pferde, so die Pressemitt­eilung. Jacek Nadoldny berichtete, dass er sich da zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder satt gefühlt habe.

Warschau war völlig zerbombt und lag in Schutt und Asche. Vier Jahre lang hauste er mit seiner Mutter und Nachbarn im Keller eines zerstörten Hauses, bis er schließlic­h unter großen Lernschwie­rigkeiten die Schule besuchen konnte und allmählich Besserung in seinem Leben eintrat.

Die Schüler der Realschule Spaichinge­n waren berührt von der Lebensgesc­hichte des sympathisc­hen Mannes und stellten offen und interessie­rt viele Fragen. So kam es zu einem guten und wichtigen Austausch der Generation­en zum Thema Erinnerung an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany