Penaltys werden zum Problem
Deutschland verliert bei der Eishockey-WM auch gegen Norwegen
HERNING (dpa/SID) - Der Eishockey-Neuanfang nach Olympia-Silber droht zur Enttäuschung zu werden. Nach dem 4:5 (2:2, 1:1, 1:1) nach Penaltyschießen am Sonntag gegen Norwegen ist das dritte WM-Viertelfinale in Serie für Deutschlands Nationalmannschaft in weite Ferne gerückt. Die Chancen auf das Viertelfinale sind schon früh erheblich gesunken, die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm rutschte in der Vorrundengruppe B mit zwei Punkten auf den siebten Platz ab.
Die im Vergleich zu den Winterspielen stark verjüngte Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) kassierte im zweiten Spiel bei der Weltmeisterschaft in Dänemark die zweite bittere Niederlage. Keine 48 Stunden zuvor hatte Deutschland beim 2:3 gegen WM-Gastgeber Dänemark bereits nach Penaltyschießen verloren. In beiden Spielen brachte das DEB-Team keinen Penalty ins Tor – Norwegen traf am Sonntag dagegen gleich dreimal in vier Versuchen.
Vor 5149 Zuschauern in Herning genügten dem DEB Tore von zweimal Patrick Hager (15. Minute/28.), Marc Michaelis (19.) und Yannic Seidenberg (51.) nicht. Für Norwegen trafen der künftige Düsseldorfer Ken Andre Olimb (2.), Thomas Valkvae Olsen (8.), Anders Bastiansen (22.) und Daniel Sorvik (51.). Gegentreffer bei Überzahl Damit benötigt Sturms Mannschaft nun einen Coup gegen die Mitfavoriten USA, Kanada oder Finnland, um die Viertelfinalchance zu wahren. Bereits am Montag gegen das US-Team (16.15 Uhr/Sport1) steht das DEB-Team stark unter Druck. Sturm hatte noch eine Verbesserung der gegen Dänemark ungenügenden „Special Teams“– also der Unter- und Überzahlformationen – angemahnt. Tatsächlich lag sein Team gegen Norwegen bereits nach gut sieben Minuten mit zwei Toren zurück: Ein Gegentor fiel in Unterzahl, eines sogar mit einem Spieler mehr auf dem Eis. „Wir haben vier Gegentore bekommen, das ist einfach zu viel“, haderte Moritz Müller. Yannic Seidenberg meinte: „Wir sind zu spät aufgewacht. Es gibt einige Dinge, die wir verbessern müssen.“
Ausgerechnet der Älteste brachte die DEB-Auswahl mit einem anfängerhaften Fehler früh in Rückstand. In Überzahl ließ sich Kapitän Dennis Seidenberg trotz seiner Erfahrung von 928 NHL-Spielen an der Bande hinter dem eigenen Tor den Puck abnehmen, Ken Andre Olimb zog vors Tor und traf im zweiten Versuch. Es sollte noch schlimmer kommen. Nach einem Wechselfehler kassierte Deutschland in Unterzahl das 0:2 –Torhüter Timo Pielmeier hatte den Puck nach vorne abgewehrt. Im sechsten Versuch gelang endlich der erste Powerplaytreffer des Turniers – unter tatkräftiger Mithilfe des Gegners: Ein Eigentor von Ludvig Hoff wurde Hager gutgeschrieben.
Nach einem klugen Pass von Marcel Noebels setzte Michaelis den Puck zum 2:2 in den Winkel. Doch das zweite Drittel begann mit dem nächsten Rückschlag: Beim dritten Gegentor standen in Leon Draisaitl, Dennis Seidenberg und Korbinian Holzer alle drei NHL-Profis auf dem Eis. Seine Stärke bewies Draisaitl wenig später beim 3:3, als er in Überzahl wieder die Vorarbeit für Hager leistete, der diesmal die Scheibe selbst über die Linie schaufelte. Doch auch danach blieb das deutsche Spiel hektisch: Die Verteidiger Yannic Seidenberg und Moritz Müller liefen sich gegenseitig über den Haufen. Beim vierten Gegentor griff Pielmeier daneben. „Wir spielen zum ersten Mal als Team so zusammen. Es funktioniert noch nicht so“, meinte Yannic Seidenberg. „Aber das Turnier ist noch nicht zu Ende.“