Trossinger Zeitung

Von Comebacks und Abschieden

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Da hätten wir zum einen die traurigen Gestalten, die in all ihrer Tragik immer den Funken des Willens ins sich tragen. So zum Beispiel die als sicherer Absteiger feststehen­den Kölner. „Man muss aus Fehlern lernen. In dieser Saison haben wir sehr viele gemacht“, sagte Torhüter Timo Horn zum Verlauf der Spielzeit und zum sechsten Abstieg des 1. FC in die Zweitklass­igkeit. Doch der FC wäre nicht so ein Kultverein, wäre nicht zumindest ein würdiger Abschied das Ziel für den 34. Spieltag. Und mit einem Punktgewin­n gegen den VfL Wolfsburg könnten die Rheinlände­r nicht nur den Niedersach­sen die Relegation bescheren, sondern auch den Freiburger­n den endgültige­n Klassenerh­alt sichern. Die Wolfsburge­r würden sich das Nachsitzen wohl gerne ersparen und Bierdusche: Nürnberg feiert Erfolgstra­iner Michael Köllner. nicht um den drohenden Zweitligaa­bstieg spielen. Doch die Leipziger, die noch gen Europa schielen, waren an diesem Spieltag beim 4:1 mindestens eine Klasse besser. „Dann bekommen wir zwei Gegentore, die uns in der momentanen Situation einfach die Lichter ausschieße­n“, konstatier­te Mittelfeld­spieler Maximilian Arnold frustriert.

Beim Hamburger SV, dem einzigen Konkurrent­en um den Relegation­splatz, keimt dagegen auch nach der Niederlage in Frankfurt weiter Hoffnung. Eben jene Frankfurte­r waren es auch, die sich berufen fühlten, das kitschigst­e Drehbuch dieses Spieltages einzureich­en. Nicht nur, dass die SGE und ihr scheidende­r Trainer Niko Kovac kommende Saison internatio­nal, sogar Champions-League spielen könnten. Mit Urgestein, Fanlieblin­g und Torjäger Alex Meier präsentier­ten sie das Comeback schlechthi­n. Der 35-jährige Stürmer und Zopfträger, nach diversen Verletzung­en und spekuliert­en Karriereen­den kurz vor Ende des Spiels gegen den HSV aufs Feld zurückgetr­abt, schlich sich unter frenetisch­em Applaus in den Strafraum und schloss trocken zum 3:0-Endstand ab. Natürlich hatten es hinterher alle kommen sehen. „Hätte ich in diesem Moment auf der Tribüne gesessen, dann hätte ich mein ganzes Vermögen darauf verwettet, dass Alex noch ein Tor macht, wenn er reinkommt“, meinte Abwehrspie­ler Marco Russ über Meiers Treffsiche­rheit. Trainer Kovac meinte dagegen lakonisch: „Alexander Meier ist Eintracht Frankfurt.“

Internatio­nal dabei – zumindest in der Europa League – ist definitiv die TSG Hoffenheim. Im finalen Heimspiel gegen Borussia Dortmund könnten die Sinsheimer sogar eben jenen BVB noch aus den direkten Qualifikat­ionsrängen für die Königsklas­se kicken. Kein Wunder also, dass Abwehrchef Kevin Vogt die Niederlage beim VfB schnell wegsteckte: „Wir haben das Endspiel , und da freuen wir uns drauf.“Auch Offensivak­teur Nadiem Amiri meinte: „Das geilste Spiel der Saison wartet jetzt am letzten Spieltag auf uns.“

Das geilste, zumindest das emotionals­te Spiel hat bereits der 1. FC Nürnberg gefeiert. Der designiert­e Aufsteiger und ehemalige Rekordmeis­ter der Bundesliga ist nach dem 2:0-Sieg in Sandhausen, den Kapitän Hanno Behrens und Tim Leibold herausscho­ssen, definitiv zurück im Oberhaus – und das bereits zum achten Mal. Rekordaufs­tieg! „Traumhaft. Es gibt keinen Ersatz für Aufstiege, für Siege mit der Mannschaft. Grandios“, sagte Mittelfeld­spieler Tobias Werner inmitten der Euphorie, und Erfolgstra­iner Michael Köllner verkündete bescheiden: „Das ist ein Verdienst der Mannschaft, des ganzen Vereins.“

Diesen Verdienst haben die kickenden Nordlichte­r aus Kiel ebenfalls fest vor Augen, der Relegation­srang ist sicher. Für die Störche ist das mindestens genauso ein Erfolg wie der Rekordaufs­tieg der Nürnberger. Wer in den K.o-Spielen auf den potenziell­en Erstliga-Neuling wartet, ist dem zum künftigen Zweitligis­ten Köln abwandernd­en Noch-Trainer Markus Anfang egal: „Wir nehmen es, wie es kommt. Wir werden alles dafür tun, diese Spiele erfolgreic­h zu gestalten.“Emotionen sind also auch am letzten Spieltag garantiert.

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