„Hühnerleiter Ade!“
Zum Bericht „CDU will Gesamtkonzept für den Bahnhof“in unserer Ausgabe vom 28. April hat uns ein Leserbrief erreicht: Die Demonstration auf Initiative der Spaichinger Grünen hat gezeigt, dass das Thema „Hühnerleiter“viele Leute in der Stadt beschäftigt. Der erfreulich große Besuch der Demonstration am Samstag war der Beweis dafür, dass nun endgültig etwas geschehen muss. Die Zeichen wurden verstanden und als Verpflichtung begriffen von Parteien, der Deutschen Bahn selbst, und viele Beteiligte und Experten haben ihr Wissen eingebracht für mögliche Lösungen. Die CDU hat, wie ich gerne anerkenne, mit ihrer Forderung nach einem Gesamtkonzept eine Tür aufgemacht, durch die ich nun gedanklich gerne gehen möchte. Es geht nämlich um mehr als nur um die Hühnerleiter.
Der Spaichinger Bahnhof hat mit den Jahren fast alle seiner Aufgaben aufgegeben. Es gibt keine Heubergbahn, keine Güterabfertigung, keine Güterhalle mehr, das Bahnhofsgebäude hat keine Funktion mehr, wurde privatisiert. Es gibt keinen Begegnungsverkehr der Züge mehr, die Kreuzungspunkte auf der vorwiegend eingleisigen Strecke sind nun Oberndorf und Tuttlingen. Raiffeisen hat das Lagerhaus mit Gleisanschluss aufgegeben und die Hühnerleiter gibt von oben den Blick frei auf eine traurige Bahnanlage, die längst keine Funktion mehr hat. Übrig blieb ein „Haltepunkt Spaichingen“, der möglicherweise in einigen Jahren nicht einmal mehr vom IC angefahren werden wird. Ich möchte ehrlich Bilanz ziehen und feststellen, wir brauchen ein ganz neues Konzept. Ringzug und IC können auf dem gleichen Gleis und am gleichen Bahnsteig mit der mittleren Normhöhe 55 Zentimeter einfahren (eine Erkenntnis aus dem Expertengespräch). Es reicht also das jetzige Gleis 3 für den Betrieb aus. Ein neues Konzept könnte folgendermaßen aussehen:
- Rückbau der Gleisanlagen der Gleise 1, 2, 4 und 5 sowie der dazugehörigen Weichen, Oberleitung incls. Räumung des Schotterbettes und Renaturierung.
- Aufkauf der frei werdenden DBFlächen durch die Stadt. Mit dem Erlös könnte die DB den Rückbau und die Anhebung des Bahnsteiges teilfinanzieren.
- Erschießung, Neuplanung und Weiterverkauf der Flächen durch die Stadt im Rahmen und durch Ausweisung eines Sanierungsgebietes Bahnhof/Lagerhaus.
- Naturnahe, parkähnliche Gestaltung hinter dem Bahnhofsgebäude ist vorstellbar mit Abgrenzung zum Bahnsteig. Aber auch ein Biergarten, Gastgarten auf der Bahnhof Südseite wäre eine Attraktion.
- Auf dem Bahnsteig, der nun ebenerdig für alle Fahrgäste erreichbar ist, steht ein beheiztes Wartehäusle mit Toilette, Fahrkartenautomat und WLAN-Hotspot (für die DB- APP).
- Viele der frei werdenden Flächen, besonders auf der Lagerhausseite, würden sicher reißenden Absatz bei den benachbarten Firmen und Betrieben finden. Die Verkaufserlöse sind neben staatlichen Zuschüssen für das Sanierungsprogramm Grundlage für die Finanzierung, die die Stadt stemmen müsste. Insgesamt könnte eine neue Bahnhofskonzeption unser Stadtbild nicht nur für Durchreisende abrunden und zum Beispiel entlang der Eisenbahnstraße weitere Wohnbebauung ermöglichen.
- Auch an der Schaffung von Pendlerparkplätzen besteht bei stärkerer Nutzung dieses Haltepunktes gesteigertes Interesse.
Zum Schluss bleibt die Frage, ob wir die Hühnerleiter überhaupt noch als Fußgängerzugang zum Industriegebiet benötigen oder abreißen können. Mach´s gut, alte Hühnerleiter!