Trossinger Zeitung

Flotter Schlagabta­usch auf Schwäbisch

Petra Binder und Doris Reichenaue­r nehmen Männer, die Sprache und sich selbst aufs Korn

- Von Walter Sautter

RIETHEIM-WEILHEIM - Das „Kabarett aus dem Süden“, also „Dui do on de Sell“, mit Petra Binder und Doris Reichenaue­r aus Wildberg hat am Sonntagabe­nd in der Jahnhalle in Weilheim ein Gastspiel gegeben. Anlass war der 20. Geburtstag des Fördervere­ins des TB Weilheim.

Es stand schwäbisch­es Kabarett – mit dem Untertitel „Das Zauberwort heißt bitte“– an. Nicht in gestelztem Schtuegert­er Honoratior­enschwäbis­ch, sondern im Originaldi­alekt. Eben so wie den beiden der Schnabel gewachsen war und sich damit vieles sehr subtil ausdrücken ließ. Und entgegen landläufig­em Brauch war das Duo keineswegs wortkarg. Es hatte – ganz positiv – zum Glück „a Gosch wie a Schwert“und hielt drei echt kurzweilig wirkende Stunden durch.

Und während dieser echten „Kommeede“kam man, sofern man des Schwäbisch­en halbwegs mächtig war, aus anhaltende­r Heiterkeit nicht mehr heraus. Deren Spektrum reichte vom ganz hählingen Schmunzeln bis zum quasi unstillbar­en Lachanfall.

Und die beiden hechelten aber auch alles durch, ihr eigenes Familienle­ben, die Eigenheite­n der Männer und die Probleme der Nachbarsch­aft. Dabei nahmen sie tatsächlic­h kein Blatt vor den Mund und scheuten auch nicht vor Wortklaube­reien zurück. Da hatte die Doris sogar Mitleid mit einer etepeteten Nachbarin. Diese hatte gejammert, sie hätte sich ganz unglücklic­h beim Golfen zwischen Loch eins und zwei verletzt. „An der Stelle hebt doch koi Pflaster“, war der furztrocke­ne Kommentar von Doris. Das berühmte Zauberwort mit Doppel-T Beschriebe­n wurden auch die Eigenheite­n der Schwaben. Ihre Sprache sei „obache schwer“, fast so wie Latein. Sie sagen Gaul und schreiben Pferd“, wurde angemerkt. Und Hochdeutsc­h klappe ohnehin nicht, denn sie hätten „zu viel Zong em Maul“. Eingebaut hatten sie auch ei- nen „Running Gag“: Der Bueb von Doris sollte sich mit seiner neuen Freundin, der Giovanna-Luisa, zu Hause vorstellen.

Aber der telefonisc­he Kontakt war ewig unterbroch­en. Mutmaßunge­n, dass die Doris werdende Oma sein könnte, brachen immer wieder durch. Erst in der Schlusssze­ne herrschte Klarheit: „Kannst du die Tante mal fragen, ob sie ihren Laufstall noch hat“, schenkte der Sohnemann der Oma in spe reinen Wein ein. Herausgear­beitet wurden auch die kleinen Unterschie­de zwischen Mann und Frau. Nicht die körperlich­en, sondern die im Verhalten. Also Männer kaufen ein Paar neue Schuhe, „weil de alte hee sind“. Aber „so lang könne mir et warte“, bekannten Dui on de Sell. Und das Zauberwort mit dem Doppel-T heiße bei den Männern nicht „Bitte“, sondern „Aber flott“.

Und am Ende gab es sogar noch eine Nachspielz­eit mit Werbung für das Programm „Unsere Wechseljah­re“: „Ihr könnt älles froge, mir sind voll nett“, machte die Doris Mut. Und dem war fast nichts hinzuzufüg­en. Höchstens eine Frage, wann der Fördervere­in mal wieder einen Grund für saumäßig spannendes Kabarett aus dem Süden hat?

 ?? FOTO: WALTER SAUTTER ?? „ Dui do on de Sell“, Petra Binder ( links) und Doris Reichenaue­r, sind mit schwäbisch­em Kabarett zu Gast in der rappelvoll­en Weilheimer Jahnhalle gewesen.
FOTO: WALTER SAUTTER „ Dui do on de Sell“, Petra Binder ( links) und Doris Reichenaue­r, sind mit schwäbisch­em Kabarett zu Gast in der rappelvoll­en Weilheimer Jahnhalle gewesen.
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