Flotter Schlagabtausch auf Schwäbisch
Petra Binder und Doris Reichenauer nehmen Männer, die Sprache und sich selbst aufs Korn
RIETHEIM-WEILHEIM - Das „Kabarett aus dem Süden“, also „Dui do on de Sell“, mit Petra Binder und Doris Reichenauer aus Wildberg hat am Sonntagabend in der Jahnhalle in Weilheim ein Gastspiel gegeben. Anlass war der 20. Geburtstag des Fördervereins des TB Weilheim.
Es stand schwäbisches Kabarett – mit dem Untertitel „Das Zauberwort heißt bitte“– an. Nicht in gestelztem Schtuegerter Honoratiorenschwäbisch, sondern im Originaldialekt. Eben so wie den beiden der Schnabel gewachsen war und sich damit vieles sehr subtil ausdrücken ließ. Und entgegen landläufigem Brauch war das Duo keineswegs wortkarg. Es hatte – ganz positiv – zum Glück „a Gosch wie a Schwert“und hielt drei echt kurzweilig wirkende Stunden durch.
Und während dieser echten „Kommeede“kam man, sofern man des Schwäbischen halbwegs mächtig war, aus anhaltender Heiterkeit nicht mehr heraus. Deren Spektrum reichte vom ganz hählingen Schmunzeln bis zum quasi unstillbaren Lachanfall.
Und die beiden hechelten aber auch alles durch, ihr eigenes Familienleben, die Eigenheiten der Männer und die Probleme der Nachbarschaft. Dabei nahmen sie tatsächlich kein Blatt vor den Mund und scheuten auch nicht vor Wortklaubereien zurück. Da hatte die Doris sogar Mitleid mit einer etepeteten Nachbarin. Diese hatte gejammert, sie hätte sich ganz unglücklich beim Golfen zwischen Loch eins und zwei verletzt. „An der Stelle hebt doch koi Pflaster“, war der furztrockene Kommentar von Doris. Das berühmte Zauberwort mit Doppel-T Beschrieben wurden auch die Eigenheiten der Schwaben. Ihre Sprache sei „obache schwer“, fast so wie Latein. Sie sagen Gaul und schreiben Pferd“, wurde angemerkt. Und Hochdeutsch klappe ohnehin nicht, denn sie hätten „zu viel Zong em Maul“. Eingebaut hatten sie auch ei- nen „Running Gag“: Der Bueb von Doris sollte sich mit seiner neuen Freundin, der Giovanna-Luisa, zu Hause vorstellen.
Aber der telefonische Kontakt war ewig unterbrochen. Mutmaßungen, dass die Doris werdende Oma sein könnte, brachen immer wieder durch. Erst in der Schlussszene herrschte Klarheit: „Kannst du die Tante mal fragen, ob sie ihren Laufstall noch hat“, schenkte der Sohnemann der Oma in spe reinen Wein ein. Herausgearbeitet wurden auch die kleinen Unterschiede zwischen Mann und Frau. Nicht die körperlichen, sondern die im Verhalten. Also Männer kaufen ein Paar neue Schuhe, „weil de alte hee sind“. Aber „so lang könne mir et warte“, bekannten Dui on de Sell. Und das Zauberwort mit dem Doppel-T heiße bei den Männern nicht „Bitte“, sondern „Aber flott“.
Und am Ende gab es sogar noch eine Nachspielzeit mit Werbung für das Programm „Unsere Wechseljahre“: „Ihr könnt älles froge, mir sind voll nett“, machte die Doris Mut. Und dem war fast nichts hinzuzufügen. Höchstens eine Frage, wann der Förderverein mal wieder einen Grund für saumäßig spannendes Kabarett aus dem Süden hat?