Trossinger Zeitung

Alles andere als stabil

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Basta-Politik ist nicht der Stil von Thomas Strobl. Dass er innerhalb weniger Tage zweimal auf den Tisch gehauen hat, lässt zum zweiten grün-schwarzen Hochzeitst­ag tief blicken. Der CDU-Landesvors­itzende und Innenminis­ter hat beim Parteitag vergangene­n Samstag mit scharfen Worten seine Gegner in der Landtagsfr­aktion aufgeforde­rt: „Hört auf mit diesen Spielchen!“Klartext redete er auch am Mittwoch im Landtag und griff FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke scharf an.

Strobl hat verstanden, was die Stunde geschlagen hat. Entweder er zeigt endlich Führungsst­ärke und geht Konflikten nicht weiter aus dem Weg – wie es ihm wohlgesonn­ene Parteifreu­nde lange schon raten. Oder seine Macht erodiert weiter. Seit Beginn der Koalition gibt es nicht wenige in der CDU-Fraktion, die an seinem Stuhl sägen. Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart versammelt seine Truppen hinter sich und geriert sich als mögliche Alternativ­e. Strobls Sturz wäre das Ende von GrünSchwar­z. Die Grünen wissen das und sprangen Strobl in den vergangene­n beiden Jahren bei, wenn er öffentlich in die Kritik geriet – meist schneller, als es seine eigenen Leute taten.

Strobl und der grüne Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n haben eine echte Vertrauens­basis. Die Stabilität ihrer gemeinsame­n Regierung gründet dabei vornehmlic­h auf der Stärke Kretschman­ns. Dessen Fraktion folgt ihm bislang einmütig und grummelt nur hinter vorgehalte­ner Hand – wissen die Abgeordnet­en doch, dass sie ihr Mandat vor allem diesem grünen Zugpferd verdanken. Bei der Wahl von Sabine Kurtz zur Landtagsvi­zepräsiden­tin opponierte­n die Grünen jüngst erst mal öffentlich und ließen die CDU-Frau beim ersten Wahlgang durchfalle­n. Der Ärger über das Aus der Reform des Landtagswa­hlrechts war sehr frisch, der Unmut über die CDU-geprägte Bildungspo­litik wächst zudem stetig.

Kretschman­ns Machtbasis bekommt Risse. Noch ist unklar, ob Strobl mit seiner härteren Gangart in den eigenen Reihen punkten kann. Ab kommender Woche beschäftig­t sich die Koalition wohl mit der Frage nach Dieselfahr­verboten ab 2019. Darüber könnte das angeschlag­ene Projekt Grün-Schwarz scheitern.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany