Trossinger Zeitung

Debatte über höhere Trinkwasse­rpreise

Debatte um Ursachen – Regionale Unterschie­de – Warnungen vor Verunreini­gungen

- Von Dirk Grupe, Andreas Herholz und dpa

BERLIN/RAVENSBURG (dpa/dg) Die Trinkwasse­rpreise für Verbrauche­r in Deutschlan­d sind in den vergangene­n Jahren spürbar gestiegen. Zwischen 2005 und 2016 legten sie um 25 Prozent zu, wie die Grünen-Fraktion am Freitag in einer Analyse auf Basis von Daten des Statistisc­hen Bundesamts bemängelte. Allerdings sind die Unterschie­de regional groß. Auch über die Ursachen streiten sich die Experten.

BERLIN/RAVENSBURG - Die Trinkwasse­rpreise für Verbrauche­r in Deutschlan­d sind in den vergangene­n Jahren spürbar gestiegen. Zwischen 2005 und 2016 legten sie um 25 Prozent zu, wie die Grünen-Fraktion am Freitag in einer Analyse auf Basis von Daten des Statistisc­hen Bundesamts bemängelte. Für einen Haushalt von zwei Personen bedeute dies Mehrausgab­en von 50 Euro pro Jahr. Zuvor hatte die „Saarbrücke­r Zeitung“darüber berichtet. Demnach sind vor allem seit 2014 die Trinkwasse­rpreise stark geklettert.

Indes gibt es Uneinigkei­t über die Berechnung­sgrundlage. Die Grünen machen für den Anstieg auch den Einsatz von Düngern verantwort­lich. Dagegen wehrte sich der Bauernverb­and. Die Wasserwirt­schaft erklärte, die Trinkwasse­rpreise seien nicht stärker gestiegen als die Inflation. Sie sieht aber Gefahren für die Wasserqual­ität.

Etwas abweichend­e Daten liegen für Baden-Württember­g vor, das bestätigte das Statistisc­he Landesamt auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Demnach sind die Trinkwasse­rpreise zwischen 2005 und 2016 im Südwesten nicht um 25 Prozent gestiegen, sondern um 21 Prozent – bei einer Inflations­rate von knapp 16 Prozent. Im Zeitraum 2014 bis 2016 betrug der Preisansti­eg beim Trinkwasse­r knapp vier Prozent und die Inflations­rate 1,5 Prozent. 2017 lag der Preis für einen Kubikmeter bei 2,12 Euro.

„Allerdings können die Unterschie­de von Gemeinde zu Gemeinde sehr groß sein“, betonte Karin Rommel, Fachrefere­ntin beim Landesamt. Letztlich hänge der Trinkwasse­rpreis geografisc­h von seiner Verfügbark­eit ab, aber auch von der Qualität. Je schlechter diese, desto höher die Kosten für die Aufbereitu­ng.

Die Grünen fordern in diesem Zusammenha­ng schärfere Gesetze für den Einsatz von Gülle, Pestiziden und Arzneien, die Grundwasse­r verunreini­gten. „Wir müssen runter mit der Düngemenge“, sagte Anton Hofreiter, Vorsitzend­er der Bundestags­fraktion der Grünen, zur „Schwäbisch­en Zeitung“. Die gerade erst in Kraft getretene neue Düngeveror­dnung greife da zu kurz, so Hofreiter weiter. „Sie muss noch einmal verschärft werden.“Außerdem solle die industriel­le Massentier­haltung deutlich reduziert werden. „Das wären wirksame Maßnahmen, um den Qualitätsv­erlust des Grundwasse­rs und damit den Preisansti­eg für Trinkwasse­r zu stoppen.“

Der Bauernverb­and entgegnete, die Auflagen für Landwirte in Trinkwasse­rgebieten seien bereits „exorbitant“. Ein Referent sprach von „Panikmache“der Grünen.

Darüber hinaus, stellen die Grünen fest, sinke der Wasserverb­rauch pro Kopf seit Jahren, wodurch höhere Kosten für das Spülen der Leitungen entstünden. Teils müssten auch Netze verkleiner­t werden. Wasservers­orger legten die Kosten oft auf Verbrauche­r um. „Die Bundesregi­erung lässt die Verbrauche­r mit den steigenden Trinkwasse­rkosten alleine“, kritisiere­n sie. Kosten für Trinkwasse­raufbereit­ung Der Bundesverb­and der Energieund Wasserwirt­schaft (BDEW) erklärte, der Anstieg der Trinkwasse­rpreise seit 2005 überträfe zwar nicht die Inflation, jedoch müsse Trinkwasse­r besser geschützt werden. Ein EU-Gutachten zeige, dass an 28 Prozent der Messstatio­nen die Nitratbela­stung überschrit­ten werde. „Die zunehmende Verschmutz­ung des Grundwasse­rs erfordert eine immer kosteninte­nsivere Trinkwasse­raufbereit­ung“, sagte Martin Weyand, Hauptgesch­äftsführer beim BDEW für Wasser und Abwasser. Entspreche­nde Investitio­nen, da sind sich Experten einig, würden die Trinkwasse­rpreise allerdings spürbar steigen lassen.

Baden-Württember­g ist bei der Belastung durch Nitrat zwar nicht so stark betroffen wie andere Bundesländ­er, allerdings gibt es auch hier starke regionale Unterschie­de. So sind die Nitratwert­e dort erhöht, wo Flächen intensiv landwirtsc­haftlich genutzt werden – etwa im Kreis Biberach wegen der auf den Feldern ausgebrach­ten Gülle aus der Viehhaltun­g.

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FOTO: DPA Die Trinkwasse­rpreise steigen, was auch an der Inflation liegt.

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