Trossinger Zeitung

Schriftste­ller Martin Walser lobt Trump

Merkel attackiert US-Präsident Trump – Macron-Vertraute fordert „Freude an Europa“

- Von Ludger Möllers

OSNABRÜCK (sz) - Überrasche­nde Äußerungen von Schriftste­ller Martin Walser. Der 91-Jährige lobte am Freitag in einem Interview den USPräsiden­ten Donald Trump und dessen russischen Amtskolleg­en Wladimir Putin. „Beide sind ganz tolle Politiker”, sagte der in Nußdorf am Bodensee lebende Autor der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. „Ich habe beide, Trump und Putin, immer wieder angeschaut und geprüft. Ich habe Vertrauen zu beiden, auch wenn ich nicht mit jeder ihrer Entscheidu­ngen einverstan­den bin.“

MÜNSTER - Die Krise Europas und der Konflikt mit Iran: Der Katholiken­tag in Münster hat sich am Freitag politische­r Probleme angenommen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte dazu auf, verlässlic­he, sich an Verträge und internatio­nale Abkommen haltende Politik zu betreiben.

Offensicht­lich kommt die Regierungs­chefin gerne zu Katholiken­tagen. Seit ihrem Amtsantrit­t 2005 hat Angela Merkel nur ein Treffen absagen müssen – ein G-20-Gipfel hatte Vorrang. An diesem sonnigen Freitagmor­gen wird sie von 4000 Teilnehmer­n in Münster herzlich begrüßt.

Beim Katholiken­tag sind klare Worte angesagt. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hatte am Mittwoch während der Eröffnungs­rede vorgelegt und sowohl US-Präsident Donald Trump, den Papst, die katholisch­en Bischöfe und den bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) aufgeforde­rt, in Sachen Iran, Kommunion und Kreuz zur Vernunft zu kommen.

Merkel, die sich ansonsten gerne diplomatis­ch-zurückhalt­end ausdrückt, schließt sich dieser Tonlage an und redet Klartext: „Wenn wir keine gemeinsame internatio­nale Ordnung erreichen, sondern jeder macht, was er will, dann ist das eine schlechte Nachricht für die Welt.“Ein klarer Wink in Richtung Washington, das Pariser Klimaschut­zabkommen oder Verträge wie jenes jetzt einseitig aufgekündi­gte Atomabkomm­en mit Iran einzuhalte­n. Der Ausstieg aus dem Atomabkomm­en habe internatio­nal schweren Schaden angerichte­t, sagte Merkel. US-Präsident Donald Trumps Vorgehen „verletzt das Vertrauen in die internatio­nale Ordnung“.

Immer wieder applaudier­en die 4000 Teilnehmer. Doch wer darauf gehofft hat, dass sich die Kanzlerin, die der französisc­he Präsident Emmanuel Macron am Vortag in aller Klarheit zu mehr Mut und Engagement für Europa aufgeforde­rt hat, ihr Zaudern überwindet, wird enttäuscht: Europa sei als alleinige Friedensma­cht in der Welt nicht stark genug, so Merkel. Auch „in schweren Zeiten“entscheide sich die Bundesregi­erung für die Stärkung des Multilater­alismus, fügt Merkel unter Applaus hinzu. Das heißt: Besonders das Verhältnis zu Russland will die Regierungs­chefin pflegen: Am Vormittag hatte sie mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin und mit Irans Präsident Hassan Ruhani telefonier­t, um Möglichkei­ten auszuloten, wie das Atomabkomm­en beibehalte­n werden kann. Es sei gerade jetzt wichtig, „dass wir uns unsere Schritte gut überlegen, dass wir besonnen agieren, klar sind in der Sprache“, mahnte die Kanzlerin.

Nach ihrem Auftritt verlässt Merkel den Katholiken­tag – und verpasst die Chance zur direkten Auseinande­rsetzung. Denn fast zeitgleich fordert in einem weiteren Forum des Katholiken­tags die französisc­he Publizisti­n und Präsidente­n-Beraterin Sylvie Goulard „etwas mehr Freude für Europa“. Der Appell der Vizechefin der französisc­hen Zentralban­k: „Ein Wert wird nur dann europäisch, wenn er von allen Europäern geteilt wird.“Deutlicher kann ein Wink mit dem Zaunpfahl von Paris nach Berlin nicht sein, dass sich die Bundesregi­erung den europäisch­en Reformbewe­gungen des jungen französisc­hen Präsidente­n nicht länger verschließ­en möge.

Auch Kardinal Marx mahnt Und ein weiterer Mahner wendet sich an die Bundesregi­erung: Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der jahrelang Chef der Kommission der Bischofsko­nferenzen der Europäisch­en Union (COMECE) war, fordert ebenfalls zu mehr Engagement auf. Das „Projekt Europa“sei kein Selbstläuf­er, so Marx und spitzt dann zu: „Früher war die Frage, wer kommt als nächstes dazu. Heute stellt sich die Frage, wer geht als nächstes raus.“Europa sei „unser gemeinsame­s Projekt“, doch dafür fehle das Bewusstsei­n. Es brauche Diskussion­en und einen Austausch zwischen den Mitgliedss­taaten über das, was Europa verbinde. „Wenn wir es nicht schaffen, dieses Gefühl zu vermitteln, wird das Projekt nicht gelingen.“

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FOTO: DPA „Wenn wir keine gemeinsame internatio­nale Ordnung erreichen, sondern jeder macht, was er will, dann ist das eine schlechte Nachricht für die Welt“, sagt Kanzlerin Angela Merkel beim Katholiken­tag in Münster.

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