Trossinger Zeitung

Wirklichke­it überholt Bischöfe

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Katholiken­tage sind wie Familientr­effen: Mitunter wird heftig gestritten. Warum soll das beim Christentr­effen, das morgen in Münster endet, anders sein? Konflikte, die sonst nicht ausgetrage­n werden können, finden ihren Platz, ihren Raum und ihre Zeit. Wenn der Regensburg­er Bischof Rudolf Voderholze­r erwartet, dass die Christentr­effen sich mit Forderunge­n zu Glaubensfr­agen zurückhalt­en, hat er vieles nichts verstanden.

Es sei nicht Aufgabe der Laien, laute Forderunge­n in Fragen der Sakramente­nlehre zu erheben, lautet Voderholze­rs Credo. Zunächst fehlt ihm das Verständni­s, dass spätestens nach dem Zweiten Vatikanisc­hen Konzil die Laien ihren Platz in der katholisch­en Kirche gefunden haben: mitbestimm­end, auch leitend. Hinter dem Vorstoß steht aber keineswegs nur der Streit um den Kommunione­mpfang für evangelisc­he Ehepartner in konfession­sverschied­enen Ehen. Im Grunde wendet sich Voderholze­r auch gegen Papst Franziskus, der Priester und Bischöfe als eine Minderheit bezeichnet, die der Mehrheit der Laien dienen müsse.

Der Streit in der Bischofsko­nferenz wird noch eine Weile anhalten. Letztlich geht es dabei um die Frage: Bist du für oder gegen das System Franziskus? Dass die pastorale Wirklichke­it sich längst für den Papst entschiede­n hat, ist im Grunde längst klar. Nur eben nicht jedem Bischof.

 ?? FOTO: DANIEL DRESCHER ?? Martin Walser im April bei einer Lesung in Weingarten.
FOTO: DANIEL DRESCHER Martin Walser im April bei einer Lesung in Weingarten.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany