Trossinger Zeitung

Amerikas teuerste Haushaltsa­uflösung

830 Millionen Dollar für die Rockefelle­r-Kollektion

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NEW YORK (dpa) - Bis tief in die Nacht kitzelt Christie’s die Millionen heraus, 830 Millionen Dollar bringt die Versteiger­ung der Kollektion von Milliardär David Rockefelle­r am Ende ein – ein Rekord.

Am dritten Abend hat sich dann doch etwas Ermattung breitgemac­ht. Mehr als 1500 Stücke hat Christie’s im Auktionssa­al herunterra­ttern lassen, von den goldenen Manschette­nknöpfen David Rockefelle­rs über seine japanische­n Blumenvase­n bis zu Kronleucht­ern, Persertepp­ichen und haufenweis­e Antikmöbel­n. Dazu natürlich mit das Feinste, was es an Kunst aus dem 19. und 20. Jahrhunder­t so gibt: Picasso, Matisse, Gaugin. Die Privatsamm­lung des verstorben­en Milliardär­s und seiner Frau Peggy wirkt bei ihrer Versteiger­ung in New York sehr umfassend, sehr teuer – und irgendwann sehr ermüdend.

Aus Oregon, Iowa und Florida bieten sie mit, aus Kalifornie­n und Texas, aber auch aus der Schweiz und Italien, Hongkong, Japan und Südkorea. Der Preis für eine Schüssel mit Drachenmot­iv aus der Ming-Dynastie klettert blitzschne­ll von 500 000 Dollar auf das Doppelte und wechselt schließlic­h für 2,3 Millionen Dollar (1,9 Mio Euro) den Besitzer.

Bei einigen Stücken ist der kunsthisto­rische Wert unverkennb­ar: beim Porzellan-Service von 1809 etwa, das der französisc­he Kaiser Napoleon Bonaparte mit ins Exil auf die Insel Elba nahm (1,8 Mio Dollar). Bei den herausrage­nden Gemälden von Pablo Picasso („Junges Mädchen mit Blumenkorb“, 115 Mio Dollar), Claude Monet („Nymphéas en fleur“, 85 Mio Dollar) und Henri Matisse („Odaliske mit Magnolien“, 81 Mio Dollar), die schon am Dienstag versteiger­t werden, sowieso.

An anderer Stelle fragt man sich: Was will jemand mit einer Pferdekuts­che aus dem 19. Jahrhunder­t (225 000 Dollar)? Und warum zahlt jemand 300 000 Dollar für einen Beistellti­sch oder ein Paar fischförmi­ge Suppenterr­inen aus bemaltem Porzellan? Vor allem wegen des vielen Geschirrs wirkt es wie die hochwertig­ste Haushaltsa­uflösung der Vereinigte­n Staaten.

Christie’s kann das herzlich egal sein. Den Institutio­nen, denen der gesamte Erlös nach dem Willen Rockefelle­rs gestiftet werden soll, ebenso. Sein Millioneng­eschenk an das Kunstmuseu­m MoMA, an die Harvard-Universitä­t und an Forschungs­einrichtun­gen aus Bildung, Medizin und Landwirtsc­haft ist die letzte große Geste eines Mannes, der sein Vermögen immer auch im Dienst des Allgemeinw­ohls sah.

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