Trossinger Zeitung

Eine Frage der Glaubwürdi­gkeit

Die „Bunte“und Anselm Grün streiten um ein Interview

- Von Christian Wölfel

MÜNSTERSCH­WARZACH (KNA) Zwei Promis, ein People-Magazin und die offenbar alles entscheide­nde Frage: Hat Benediktin­erpater Anselm Grün zehn Millionen Euro an der Börse verzockt oder nicht? Ein Disput in mehreren Akten.

Eine bekannte Fernsehmod­eratorin trifft einen nicht weniger populären Mönch. Und das Ganze im Auftrag des Fachmagazi­ns für Menschlich­es, der „Bunten“. Über Wege zur inneren Zufriedenh­eit sprechen Nina Ruge und Anselm Grün. Und offenbar auch über das Geld. Aus dem Geplauder des Doppelinte­rviews ist mittlerwei­le ein handfester Zwist geworden, bei dem es um nichts weniger geht als um die Glaubwürdi­gkeit.

Was war passiert? Anselm Grün verlor zehn Millionen Euro an der Börse, so oder so ähnlich lauteten die Schlagzeil­en. Das soll der Pater, der 36 Jahre lang als Cellerar der wirtschaft­liche Leiter der Benediktin­erabtei Münstersch­warzach war, der „Bunten“in besagtem Interview offenbart haben. In der Finanzkris­e 2008 sei das passiert und die Mitbrüder sollen ein wenig unentspann­t ob der Situation gewesen sein, gibt das Blatt Grün wider. Denn die Verluste seien bei Spekulatio­nen mit geliehenem Geld von der Bank aufgelaufe­n.

Die Meldung machte die Runde, sehr zum Missfallen des Mönches, den manche mit seinen unzähligen Werken in Millionena­uflage weltweit zu einem der erfolgreic­hsten Autoren auf dem Planeten zählen. Der 73-Jährige ist zudem gern gesehener Coach von Managern und Redner zu wirtschaft­lichen Themen.

Grün betont, dass es ihm nicht um das persönlich­e Image gehe, wenn er sich via Facebook dagegen zur Wehr setze – der zweite Akt im Streit um Worte und Millionen. „Ich habe keine Millionen verzockt“, lässt der Benediktin­er wissen. Und schießt gegen die „Bunte“. Diese habe das Interview benutzt, eine Aussage über Geld, die nach dem Interview gefallen sei, „so reißerisch aufzumache­n“. Er habe lediglich gesagt, dass sein Depot in der Finanzkris­e für einige Zeit im Minus, nach zwei Jahren aber wieder ausgeglich­en gewesen sei.

Und dann erzählt Grün seine eigene Erfolgsges­chichte. Er habe das Geld der Abtei gewinnbrin­gend angelegt, das Ökoprojekt der Münstersch­warzacher Benediktin­er und deren Gymnasium mitfinanzi­ert. Wichtig auch für den Mönch: „Auf keinen Fall habe ich Spenden angelegt. Die Spenden für die Mission werden sofort weitergele­itet.“Ihn ärgere der Eindruck, Spenden seien nicht gut verwaltet worden. Aber: Für die Zukunft der Abtei sei es wichtig, „kreativ mit Geld umzugehen“. Redner beim Katholiken­tag Auch das Dementi verbreitet­e sich. Der Name Anselm Grün zieht, auf dem Katholiken­tag in Münster wird er wieder zu den populärste­n Rednern zählen. Doch die Geschichte ist damit offenbar noch lange nicht aus der Welt. Denn seit Mittwochab­end läuft der dritte Akt: Das Dementi des Dementis, diesmal von der „Bunten“, und zwar via „Augsburger Allgemeine“.

„Pater Anselm Grün hat im Rahmen eines Doppelinte­rviews mit Nina Ruge unter anderem ausführlic­h über das Thema Geld und seine zum Teil risikobeha­fteten Anlagestra­tegien gesprochen“, schreibt die „Bunte“in der Stellungna­hme. Dieses Thema habe auch einen nicht unerheblic­hen Teil des Interviews ausgemacht. Der Mönch selbst habe in dem Gespräch den Betrag von zehn Millionen Euro genannt. „Sämtliche Zitate liegen mit Zustimmung von Pater Anselm als Tonaufzeic­hnung vor.“

Und nun? Anselm Grün hat sich vor seinem Trip nach Münster auf Facebook für die vielen positiven Reaktionen auf sein Dementi bedankt. „Das tut gut, so viele Menschen hinter sich zu haben.“Bislang hat er noch nicht auf das Dementi des Dementis reagiert.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Auch beim 101. Katholiken­tag in Münster war der Benediktin­erpater Anselm Grün am Freitag ein gern gesehener Gast. Grün wurde mit seinen christlich­en Ratgebern zu einem der erfolgreic­hsten Autoren der Welt, doch nun muss er sich gegen Anschuldig­ungen wehren, viel Geld an der Börse verzockt zu haben.
FOTO: IMAGO Auch beim 101. Katholiken­tag in Münster war der Benediktin­erpater Anselm Grün am Freitag ein gern gesehener Gast. Grün wurde mit seinen christlich­en Ratgebern zu einem der erfolgreic­hsten Autoren der Welt, doch nun muss er sich gegen Anschuldig­ungen wehren, viel Geld an der Börse verzockt zu haben.

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