Auf Ehliz’ Treffer hofft Sturm auch gegen die Letten
HERNING (SID/dpa) - Leon Draisaitl passt, Yasin Ehliz schießt – Tor! In der Trainingshalle im Norden von Herning klappt das Zusammenspiel zwischen dem NHL-Star aus Edmonton und dem Olympiahelden aus Nürnberg perfekt. Es soll auch das Erfolgsrezept sein, wenn die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft am heutigen Samstag (12.15 Uhr/Sport1) gegen Lettland um ihre Minimalchance auf das WM-Viertelfinale spielt.
Mit Draisaitl, dem 22 Jahre alten Ausnahmestürmer, der sich in Kanada schnell in der NHL-Elite etabliert hat, steht und fällt das deutsche Spiel. „Wenn wir nicht wissen, was wir machen sollen, geben wir Leon die Scheibe“, sagt Ehliz lachend und spricht damit Stärke und Schwäche des deutschen Teams bei der WM in Dänemark zugleich an. Spielt Draisaitl, der hochbegabte Puckverteiler mit dem Blick für den genialen Pass, stark, hat die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes fast gegen jeden Gegner eine Chance. Verzettelt er sich in Einzelaktionen, weil seine Nebenleute nicht auf seine Ideen eingehen, strauchelt der Olympiazweite auch gegen die vermeintlich Kleinen.
In Ehliz hat Draisaitl einen Partner gefunden, der seine Vorlagen verwertet. „Er ist sehr schnell, sehr agil, gewinnt viele Scheiben, spielt hart – er ist das komplette Paket. Es macht sehr viel Spaß mit ihm“, lobt der NHL-Star den 25-Jährigen, der sich in Herning mit drei Treffern in den ersten vier Spielen zum besten deutschen Torjäger entwickelt hat. Ehliz selbst ist das noch gar nicht aufgefallen. „Wirklich?“, fragt er ein wenig ungläubig. Eine Erklärung für seine gute Quote hat er aber sofort parat: „Ich kriege viel Eiszeit, spiele in Überzahl, stehe vor dem Tor, kriege die Abpraller und mache sie rein.“Bei der Silbersensation von Pyeongchang war der Oberbayer mit türkischen Wurzeln noch ohne Tor geblieben. Auch bei den Nürnberg Ice Tigers in der Deutschen Eishockey Liga tat sich der 1,77 Meter kleine Außenstürmer eher als Vorlagengeber hervor. Bei seinen ersten drei WMTurnieren traf er nur einmal ins Netz.
Damit das Duo Draisaitl/Ehliz besser funktioniert, hat Bundestrainer Marco Sturm den Münchner Meisterstürmer Dominik Kahun dazugestellt – mit Erfolg. „Leon braucht Spieler, die Geschwindigkeit reinbringen“, erklärt Sturm, „das pusht ihn nach vorne.“Und Ehliz schwärmt: „Ich habe zwei extrem gute Spieler neben mir.“
Doch nur mit einem Sieg gegen die Letten darf das Trio weiter auf die K.o.-Runde hoffen. Dazu aber müsste Deutschland auch gegen die Favoriten punkten – in den Duellen am Sonntag (20.15 Uhr) gegen Finnland und am Dienstag (16.15 Uhr/beide Sport1) gegen Kanada. Insofern gilt Marco Sturms Einschätzung nicht nur ein-, sondern gleich dreimal: „Wir müssen bereit sein“, sagte der Bundestrainer, „für einen wirklich heißen Tanz.“