Noch ein Rekord zum Abschied
Die Partie gegen den VfB Stuttgart wird für Jupp Heynckes die 1038. in der Bundesliga
MÜNCHEN (fil/SID/dpa) - Für Michael Reschke ist die Saison quasi schon vor dem großen Finale vorbei. Das letzte Saisonspiel des VfB Stuttgarts beim FC Bayern München am Samstag (15.30/Sky), dem insgesamt 100. Südgipfel in der Bundesliga, hat Stuttgarts Sportchef bereits als Partie „außer Konkurrenz“bezeichnet.
Es ist nicht so, dass Reschke seinen Stuttgartern, immerhin Zweite der Rückrundentabelle, nichts zutrauen würde gegen den Meister. Doch Reschke weiß auch, dass der VfB sein Soll nach der anfangs arg kritisierten Verpflichtung von Tayfun Korkut längst übererfüllt hat. Wer hätte im Winter gedacht, dass der Aufsteiger am letzten Spieltag noch Chancen auf den internationalen Wettbewerb haben würde?
Doch die Bayern hält Reschke dann doch für zu mächtig. Und den Meister kennt Reschke ohnehin gut genug, schließlich hat er drei Jahre lang als Kaderplaner auch die aktuelle Meistermannschaft mitkomponiert. VfB mit Personalproblemen Auch Korkut, der wegen der Sperren von Santiago Ascacibar und Dennis Aogo sein gesamtes zentrales Mittelfeld umbauen muss, kann sich kaum vorstellen, dass die Bayern große Lust verspüren, sich vom VfB das Saisonfinale und die Meisterfeier vermiesen zu lassen. „Viele Mannschaften haben das versucht. Ich weiß nicht, wie weit sie gekommen sind mit dem Hoserunterziehen bei den Bayern. Die Hose sitzt sehr, sehr fest“, sagte er am Donnerstag. Zwar betonte er auch: „Wir gehören dahin, wo wir gerade stehen, weil die Mannschaft sich das erarbeitet hat.“Jedoch: „Wenn ich zurückdenke an meine Zeit als Spieler: Ich hätte keine Lust, eine Meisterfeier mit einer Niederlage oder einem Punktverlust anzugehen.“
Und da wäre ja noch die Sache mit Jupp Heynckes. Der 73-Jährige, im Oktober reaktiviert, um den Bayern mal eben die Saison zu retten, wird sich am Samstag aus der Bundesliga verabschieden. Diesmal endgültig. Und natürlich soll sein 1038. Spiel in der Bundesliga als Spieler oder Trainer – womit Heynckes alleiniger Rekordhalter vor Otto Rehhagel wird – nicht mit einer Niederlage enden.
Auf eines hat Jupp Heynckes bei seinem letzten Auftritt in der Bundesliga noch weniger Lust als auf eine Niederlage: „Es braucht nicht unbedingt die Bierdusche sein, darauf lässt sich gut verzichten“, sagte der Coach vor seinem Abschied mit einem Schmunzeln, und er fügte verschmitzt an: „Aber was lasse ich nicht alles über mich ergehen.“
Natürlich verspüre er auch „ein bisschen Wehmut“. Aber, so versicherte Heynckes: „Ich werde keine Entzugserscheinungen und keine Langeweile haben. Ich habe viele Hobbys, ich werde mich schon beschäftigen. Das ist die beste Medizin, um jung und fit zu bleiben.“Er freue sich auf „ein Stück Anonymität“, darauf, „dass ich wieder in die Normalität des Alltags bei der Familie eintauche, wieder das Leben genießen kann und dass ich keine Termine habe“. „Helfersyndrom durchgesetzt“2013, nach dem Gewinn des Triples, sei dies noch „etwas anderes“gewesen. Das sei der „große Abschluss meiner Profikarriere“gewesen, sagte Heynckes, „das jetzt war ein Zubrot. Da hat sich mein Helfersyndrom durchgesetzt.“
Das letzte Ligaspiel nimmt Heynckes sehr ernst, weil eine Woche später noch das DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt ansteht. „Wir wollen in Berlin noch einen Höhepunkt hinzufügen“, kündigte er an. Gegen Stuttgart werden neben Torwart Manuel Neuer, Jérôme Boateng und Kingsley Coman auch die angeschlagenen Arjen Robben, David Alaba und Juan Bernat fehlen.
Der Samstag wird aber auch im Zeichen der Meisterfeierlichkeiten mit der Übergabe der Meisterschale stehen. „Morgen ist ein Freudenfest, kein Alltag“, sagte Heynckes zum Abschluss. So kommt der VfB noch nach Europa: Bei einem Sieg Stuttgarts (Platz 8, 48 Punkte) in München und einer gleichzeitigen Niederlage von Leipzig (Platz 6, 50 Punkte) bei Hertha BSC und einem Remis oder Niederlage von Frankfurt (Platz 7, 49 Punkte) bei Schalke, wäre der VfB Sechster und direkt die Europa League qualifiziert. Sollte Leipzig punkten und Frankfurt (Torverhältnis +1) hoch verlieren, könnte dem VfB (Torverhältnis -3) ein Remis reichen, um Platz sieben zu erreichen. Im Falle eines Pokalsiegs des FC Bayern gegen Frankfurt, würde der VfB in der 2. Qualifikationsrunde zur Europa League antreten. (sz) Regionalliga Südwest (38. Spieltag): Röchling Völklingen – Astoria Walldorf 2:1. Oberliga Baden-Württemberg (32. Spieltag): Freiberg – Astoria Walldorf II 2:0, Reutlingen – Villingen 2:2, FC Nöttingen – Bahlinger SC 1:2.