Trossinger Zeitung

Sollen Gäste Essen und Trinken zur Party mitbringen?

- i.augustin@schwaebisc­he.de s.haefele@schwaebisc­he.de

Warum nicht? Ich halte es nicht für verwerflic­h, Gäste darum zu bitten, etwas zu einem Fest mitzubring­en – gerade in Zeiten, in denen sich im Freundeskr­eis mit Sicherheit der eine oder andere Vegetarier, Veganer, Pescetarie­r, Fructarier, Laktose- und/ oder Glutenunve­rträgliche­r, „Ich-esse-nichts-was-nichtBio-ist“oder der alkoholfre­ies Bier trinkende Fahrer befindet. Etwas vorzuberei­ten, das all diese gleichzeit­ig glücklich und satt macht, ist schier ein Ding der Unmöglichk­eit. Da es aber eben darum geht, dass sich bei einem Fest alle wohlfühlen, ist es meiner Meinung nach nicht zu viel verlangt, dass jeder etwas dazu beiträgt. Natürlich muss das im Rahmen bleiben: Es darf nicht sein, dass am Ende der Gastgeber nur die Beine hochlegt und die Gäste die ganze Arbeit machen. Außerdem geht es bei einer Einladung doch in erster Linie darum, Zeit mit Menschen zu verbringen, die man gerne hat und womöglich auch schon lange nicht mehr gesehen. Da mag man eben nicht die ganze Zeit nur in der Küche stehen. Wie gut, wenn man dann gemeinsam beim Aperitif oder auch dem ersten kalten Bierchen gemeinsam die Leckereien beziehungs­weise das Büffet vorbereite­t und dabei schon mal ausgiebig über Gott und die Welt klönen kann. Denn es war und bleibt einfach wahr, dass die besten Feste bekanntlic­h die sind, die in der Küche stattfinde­n.

Ja, ja, gebt’s mir nur! Nennt mich altmodisch, altbacken, von gestern! Mag ja sein. Aber früher war nicht alles soooo schlecht und eine Einladung war eine Einladung war eine Einladung. Sprich: Die eigene Küche blieb kalt, dafür durfte man in geselliger Runde trin- ken und essen, was die Gastgeber vorbereite­t haben. Herrliche Zeiten waren das, an denen ich heute noch festhalte, wenn ich meinerseit­s eine Einladung ausspreche. Die einzige, die ich vielleicht darum bitte, ihren aufwendige­n italienisc­hen Salat oder die leckeren süßen Teilchen zum Menü beizusteue­rn, ist meine liebe Schwiegerm­utter. Dabei ist die zum Fest oft gar nicht eingeladen.

Heutzutage aber ist es (Un-)Sitte, ein sogenannte­s Potluck zu veranstalt­en, das natürlich aus den USA kommt und bedeutet, dass jeder etwas zu essen oder trinken zur Party mitbringt. Das spare den armen Gastgebern viel Geld und Arbeit (Ja, warum laden die dann überhaupt ein?) und sorge doch so schön für Abwechslun­g im Speiseplan. Ah ja. Das Resultat sieht in Wirklichke­it allerdings meist folgenderm­aßen aus: Am Büffet hat man die Auswahl aus zwei Nudel- und drei Kartoffels­alaten, fünf Tüten WasabiNüss­en, zwei Platten Tomaten-Mozarella-Gedöns und einer Schüssel voll veganer Spinat-Hirse-Plätzchen.

Das musste mal gesagt werden, auch auf die Gefahr hin, nie wieder eingeladen zu werden.

Jeder kann etwas zum Gelingen des Festes beitragen. Von Ingrid Augustin

Herrliche Zeiten, als eine Einladung noch eine Einladung war. Von Simone Haefele

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