Sollen Gäste Essen und Trinken zur Party mitbringen?
Warum nicht? Ich halte es nicht für verwerflich, Gäste darum zu bitten, etwas zu einem Fest mitzubringen – gerade in Zeiten, in denen sich im Freundeskreis mit Sicherheit der eine oder andere Vegetarier, Veganer, Pescetarier, Fructarier, Laktose- und/ oder Glutenunverträglicher, „Ich-esse-nichts-was-nichtBio-ist“oder der alkoholfreies Bier trinkende Fahrer befindet. Etwas vorzubereiten, das all diese gleichzeitig glücklich und satt macht, ist schier ein Ding der Unmöglichkeit. Da es aber eben darum geht, dass sich bei einem Fest alle wohlfühlen, ist es meiner Meinung nach nicht zu viel verlangt, dass jeder etwas dazu beiträgt. Natürlich muss das im Rahmen bleiben: Es darf nicht sein, dass am Ende der Gastgeber nur die Beine hochlegt und die Gäste die ganze Arbeit machen. Außerdem geht es bei einer Einladung doch in erster Linie darum, Zeit mit Menschen zu verbringen, die man gerne hat und womöglich auch schon lange nicht mehr gesehen. Da mag man eben nicht die ganze Zeit nur in der Küche stehen. Wie gut, wenn man dann gemeinsam beim Aperitif oder auch dem ersten kalten Bierchen gemeinsam die Leckereien beziehungsweise das Büffet vorbereitet und dabei schon mal ausgiebig über Gott und die Welt klönen kann. Denn es war und bleibt einfach wahr, dass die besten Feste bekanntlich die sind, die in der Küche stattfinden.
Ja, ja, gebt’s mir nur! Nennt mich altmodisch, altbacken, von gestern! Mag ja sein. Aber früher war nicht alles soooo schlecht und eine Einladung war eine Einladung war eine Einladung. Sprich: Die eigene Küche blieb kalt, dafür durfte man in geselliger Runde trin- ken und essen, was die Gastgeber vorbereitet haben. Herrliche Zeiten waren das, an denen ich heute noch festhalte, wenn ich meinerseits eine Einladung ausspreche. Die einzige, die ich vielleicht darum bitte, ihren aufwendigen italienischen Salat oder die leckeren süßen Teilchen zum Menü beizusteuern, ist meine liebe Schwiegermutter. Dabei ist die zum Fest oft gar nicht eingeladen.
Heutzutage aber ist es (Un-)Sitte, ein sogenanntes Potluck zu veranstalten, das natürlich aus den USA kommt und bedeutet, dass jeder etwas zu essen oder trinken zur Party mitbringt. Das spare den armen Gastgebern viel Geld und Arbeit (Ja, warum laden die dann überhaupt ein?) und sorge doch so schön für Abwechslung im Speiseplan. Ah ja. Das Resultat sieht in Wirklichkeit allerdings meist folgendermaßen aus: Am Büffet hat man die Auswahl aus zwei Nudel- und drei Kartoffelsalaten, fünf Tüten WasabiNüssen, zwei Platten Tomaten-Mozarella-Gedöns und einer Schüssel voll veganer Spinat-Hirse-Plätzchen.
Das musste mal gesagt werden, auch auf die Gefahr hin, nie wieder eingeladen zu werden.
Jeder kann etwas zum Gelingen des Festes beitragen. Von Ingrid Augustin
Herrliche Zeiten, als eine Einladung noch eine Einladung war. Von Simone Haefele