Was Autokäufer über den Lack wissen müssen
Hunderte Farbtöne und verschiedene Effekte erschweren die Auswahl – Hersteller verlangen Aufpreise
onfigurieren Autokäufer einen Neuwagen, haben sie die Qual der Wahl. Doch kaum sind Modell, Motor, Ausstattung und Zubehör fix, kommt auch noch der Lack an die Reihe. Uni-, Metallic-, Perleffekt- oder ein Flip-Flop-Lack gefällig? Was steckt eigentlich dahinter? Ein Überblick:
„Jeder Kunde kann seinen Wagen beliebig anstreichen lassen, wenn der Wagen nur schwarz ist“, sagte Autobauer Henry Ford vor fast 100 Jahren scherzhaft über sein legendäres T-Modell. Das ist längst vorbei. Heute bietet allein der Lackhersteller BASF Coatings in Europa mehr als 600 Farbtöne an.
Und damit nicht genug. Kunden müssen beim Autokauf neben der Farbe auch noch den Lacktyp wählen. Im Standardangebot der Hersteller haben sich Uni-, Metallic- und Perleffekt-Lacke etabliert. Es gibt darüber hinaus aber sogar noch sehr viel mehr Effektlacke.
Zunächst bietet der Lack eine Schutzfunktion. Jeder Autolack hat mehrere Schichten, die etwa dem Rost- oder Lichtschutz dienen. Von außen sichtbar ist der Basislack. Der besteht in der Regel aus Farbpigmenten und – je nach Typ – zusätzlich noch einem Effekt. „Und obendrauf kommt dann Klarlack“, erklärt Mark Gutjahr, Designchef bei BASF Coatings. Dem werde auch noch ein UVProtektor beigegeben. Zudem schützt er vor den Auswirkungen von Baumharz sowie Vogelkot und sorgt gleichzeitig für Waschbeständigkeit.
Unilack hat keine Effektpigmente und ist meist der günstigste Typ. Viele Autohersteller bieten ihn ohne Aufpreis an. Doch oft nur in einer kleinen Farbauswahl. Beim VW Golf etwa ist aktuell nur Urano Grau kostenlos. Pigmentintensivere Farben wie Rot sind auch in Uni deutlich teurer. Tornadorot etwa kostet 230 Euro Zuschlag. Das liegt auch an der Nachfrage: „Dunkle Farben wie Grau, Schwarz und Blau sowie Silbermetallic werden häufiger gewählt“, sagt Christian Buhlmann von VW. Tornadorot hingegen ordern die Kunden nur bei einigen Modellen häufiger, etwa beim Sportmodell GTI. Der kompakte 308 von Peugeot zeigt sich auch als graue Maus am günstigsten. Hier kostet Hurrican Grau keinen Aufpreis.
Metalliclack wird bei Peugeot und VW ab rund 590 Euro aufwärts auf die Fahrzeuge gesprüht. Dabei sorgen dem Basislack zugesetzte Aluminiumteilchen im Sonnenlicht für metallischen Glanz. „Durch die Lichtbrechung sehen wir hell-dunkel auf der Karosse“, erklärt Gutjahr. Das unterstütze die Formgestaltung stark und wirke besonders bei hellen, silberfarbenen Tönen. Künstliche Effektgeber Im Gegensatz dazu schimmert Perleffekt-Lack oft weicher und wirkt durch die zugesetzten Teilchen farbiger. Teils kommen Effektpigmente wie Glimmer oder künstliche Effektgeber zum Einsatz. Bei einem roten Basislack können beispielsweise orangefarbene Teilchen bewirken, dass der Lack im Licht farblich changiert. Wer sehr bunte und leuchtende Farben bevorzugt, dem rät Gutjahr in der Regel zu einer Uni- oder Perleffekt-Lackierung. „Wenn ich das Auto in seiner Linienführung besser sehen möchte, dann nehme ich einen Metalliclack.“
Doch es werden noch sehr viel mehr Effektlacke angeboten. Mattlack etwa: Hier bildet kein glänzender, sondern ein mattierter Klarlack den Abschluss. Lack mit sogenanntem Flip-Flop-Effekt hingegen bricht das Licht je nach Winkel unterschiedlich. So kann sich zum Beispiel ein roter Farbbereich mit einem grünen auf der Karosserie abwechseln. Anfällig für Beschädigungen Für einen tiefschwarzen Wagen rät Autopflegeexperte Christian Petzoldt zu Unischwarz. Das sei produktionsbedingt meist billiger als Metallicoder Perleffekt-Varianten. Es wirke zudem besser als ein MetallicLack, sei aber auch etwas anfälliger für mechanische Spuren.
Doch wie sucht man am besten aus – nach Prospekt oder am Konfigurator im Netz? „Am besten am Original im Autohaus“, sagt Gutjahr. „Auf Fotos sieht man nicht, wie der Effekt aufgebaut ist.“Man sollte die Möglichkeit haben, den Lack aus der Nähe und der Distanz zu betrachten. Wenn das Auto in der gewünschten Farbe nicht beim Händler steht, sollten Kunden unbedingt nach Lackmustern fragen. (dpa)