Trossinger Zeitung

Müll: Stadt sieht kaum eine Handhabe

Probleme am Stallberg mit Landfahrer­n – Bußgeldver­fahren für Verwaltung zu aufwendig

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Sie kommen ohne Ankündigun­g, sind wenig kompromiss­bereit und hinterlass­en oft Müll: Landfahrer machen der Stadtverwa­ltung Villingen-Schwenning­en immer wieder zu schaffen. Doch eine Handhabe gegen das dreiste Verhalten sieht man kaum.

„Ich versteh nur nicht, warum man in Deutschlan­d eine Anzeige bekommt, wenn Müll abgelagert wird, aber die Stadt in diesen Fällen nichts unternimmt?! Ist jetzt der Bürger hier was anderes als ein Landfahrer?“Diese und viele weitere, ähnliche Reaktionen waren über die sich derzeit am Vorderen Stallberg aufhaltend­en Landfahrer in den sozialen Netzwerken zu lesen. Denn: Beim Besuch auf dem dortigen Gelände wurde deutlich, dass die Müllproble­matik auch bei der derzeitige­n Gruppe ein großes Thema ist. Trotz einem zur Verfügung gestellten Container liegt der Unrat auf dem Gelände weit verstreut. Stadt kann nur hoffen Ein Ärgernis, mit dem sich die Stadt im Hinblick auf die Besuche des fahrendes Volkes, oft beschäftig­en muss. „Sobald die Landfahrer kommen, haben wir Probleme mit Lärm und Dreck“, erklärt Madlen Falke, Pressespre­cherin der Stadt. Meist würden sich die Kolonnen einfach dort hinstellen, wo sie gerade Platz finden – beispielsw­eise am Hilbenstad­ion aber auch am Friedengru­nd. Selbst auf dem Münsterpla­tz wollte man bereits das Camp aufbauen. „Mit viel Überzeugun­gsarbeit und teilweise auch unter Androhung, dass wir die Wohnwagen abschleppe­n lassen, können wir die Landfahrer oftmals davon überzeugen, den Vorderen Stallberg anzufahren“, so Falke. Denn dort wären die Berührungs­punkte mit Anwohnern sehr gering.

Allerdings ist auch auf dem zugewiesen­en Gelände die Müll-Problemati­k weiter sehr präsent. Der kommunale Ordnungsdi­enst sei laut der Pressespre­cherin „mehrfach täglich vor Ort“, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Doch wenn es um entspreche­nde Maßnahmen gegen die Müllsünder geht, sieht man sich bei der Stadt etwas auf verlorenem Posten.

Verantwort­liche der Gruppe seien nicht ausfindig zu machen, eine mögliche Kaution könnte man deshalb gar nicht verlangen. Falke: „Wir können auch nicht einfach etwas in Beschlag nehmen, uns sind da ein Stück weit die Hände gebunden.“Und wie sieht es mit Bußgeldver­fahren aus? „Das wäre angesichts der Meldeadres­se im Ausland ein unverhältn­ismäßig großer Aufwand, das macht in der Praxis keinen Sinn“, so die Begründung der Stadt.

Bleibt seitens der Stadt also wohl nur eins: hoffen. „Wir geben Müllsäcke aus – in der Hoffnung, dass es nicht so wild wird.“Angesichts der dortigen Lage scheint dies jedoch vergebens. „Wir sind deshalb froh, wenn sie wieder weg sind“, bringt es Falke auf den Punkt. TDVS muss aufräumen Doch dann beginnt die Arbeit für die Technische­n Dienste der Stadt VS. Deren Mitarbeite­r haben danach die undankbare Aufgabe, nicht nur Verpackung­smateriali­en, sondern auch sonstigen Unrat oder sogar Gasflasche­n einzusamme­ln und anschließe­nd zu entsorgen. Und zwar nach jedem der Besuche, die sich vor allem im Frühling und Sommer häufen, auf’s Neue.

Stadtrat Bernd Lohmiller (SPD) hatte angesichts des enormen Aufwands deshalb die Anfrage an die Stadt gestellt, wie hoch denn die Kosten für den Einsatz der TDVS und der Entsorgung der Müllmassen seien. Die Antwort von Oberbürger­meister Rupert Kubon in einer Ausschusss­itzung war aus Sicht von Lohmiller jedoch enttäusche­nd. So wurde von Kubon lediglich vorgebrach­t, dass die dortigen Säcke teilweise von der Aktion „Saubere Landschaft“stammen und nicht zu den Landfahrer­n gehören würden. Angesichts der immer wiederkehr­enden Müllberge dort bezweifelt jedoch nicht nur der Stadtrat diese Angabe.

Eins ist jedoch klar: Für das dreiste Verhalten des fahrenden Volkes müssen letztendli­ch die Bürger aufkommen. Dass sich die Akzeptanz der irischen Landfahrer aufgrund eines solchen Verhaltens in Grenzen hält, verwundert deshalb nicht.

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FOTO: EICH Das Gelände am Vorderen Stallberg ist mit Müll übersät.

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