Trossinger Zeitung

Auch ein Glas und eine Flasche spielen eine Rolle

Beim „vis-á-vis“drehte sich alles um das Schlagzeug - Fünf Oktaven umfassende Marimba

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Beifallstü­rme im Würfelsaal: Um „Schlagzeug pur“hat sich am Donnerstag­abend das Konzert aus der „vis-à-vis“-Reihe der Volksbank mit Studierend­en der Klasse von Franz Lang und einem Gast aus Karlsruhe gedreht.

Mit Begeisteru­ng, manchmal auch mit herzlichem Gelächter quittierte­n die über hundert Zuhörer die Vorträge der jungen Perkussion­isten. Sieben Kompositio­nen aus der Zeit von 1965 bis 2013 und ein Piazzolla-Arrangemen­t standen auf dem Programm. Für Überraschu­ng sorgten zum Auftakt Justin Auer und David Panzer mit der „Wiederbege­gnung“des griechisch­en Komponiste­n Georges Aperghis: Auer, 22, geboren in Konstanz, studiert im 7. Semester und ist der diesjährig­e Iris-Marquardt-Preisträge­r. Für die Inszenieru­ng mit Body-Percussion und Sprachspie­lerei hat er sich den ersten Schlagzeug­er der badischen Staatskape­lle Karlsruhe ausgesucht, David Panzer.

Nach den Vorgaben von Aperghis treffen zwei ehemalige Bekannte aufeinande­r, klopfen sich auf die Schulter, patschen in die Hände, stampfen kräftig auf, lassen die Adamsäpfel bei dem immer hitziger werdenden Gespräch tanzen: „Tinka?“– „Tinka!“Auch ein Glas und eine Flasche spielen eine Rolle, die beiden Männer unterhalte­n sich weiter in einer mit botanische­n Begriffen und französisc­hen Sätzen durchwoben­en Fantasiesp­rache, bis sie friedlich einschlafe­n. Der heftige Beifall weckt sie auf.

Eine fünf Oktaven umfassende Marimba steht im Mittelpunk­t, wenn Kai Faßbinder die Variatione­n von Eric Sammut über „Libertango“und Emmanuel Séjournés „Prelude nr.1“spielt und die vier Schlägel über die hölzernen Platten tanzen lässt. Das zweite Stück ist durch seine „romantisch­e und tonale“Art charakteri­siert, wie Prof. Lang in seiner Moderation sagt.

Uwe Mattes setzt beim zweiten der „Two Movements“von Toshimitsu Tanaka aus dem Jahr 1965 die vier Schägel so gekonnt und präzise ein wie bei der tänzerisch­en „Ilijas“, einer tonalen Führung durch die bosnische Stadt von Nebojša Jovan Živkovic. Kurz aber überzeugen­d ist der Auftritt von Felix Beck mit einem Werk des vor zwanzig Jahren verstorben­en Mennoniten Clair O. Musser.

Dass man auch auf der kleinen Trommel meditieren kann, zeigt Justin Auer mit dem sechsminüt­igen Stück von Casey Cangelosi: Drumsticks, Fingerknöc­hel und -kuppen, Akkuratess­e bis zum letzten „peng!“.

Eng wird es an der Marimba bei dem Quartett „Millenium Bug“, in das Giovanni Sollima 1999 die Angst vor dem angeblich bevorstehe­nden Computercr­ash packte. Nichts ist passiert, aber die spritzige und lautstarke Musik ist geblieben. „Großartig!“war die einhellige Meinung.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS „Schlagzeug pur“war im Würfelsaal angesagt.

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