„Wer musiziert, hat mehr vom Leben“
Sonderausstellung im Deutschen Harmonikamuseum eröffnet
TROSSINGEN - Zur Eröffnung der neuen Sonderausstellung des Deutschen Harmonikamuseums aus Anlass des 125. Geburtstages von Hermann Schittenhelm über die Akkordeon-Orchesterbewegung ist es am Donnerstag Abend zunächst in den Konzertsaal der Musik-und Tanzschule gegangen. Denn das Hohner Akkordeon-Orchester 1927 umrahmte die Vernissage musikalisch und die 18 Akkordeonspieler und zwei Schlagzeuger brauchten eine große Bühne.
Mit großen Klängen, der „Chaconne“aus Gustav Holsts Suite in E flat, eröffnete das Orchester unter der Leitung ihres Dirigenten Johannes Baumann den Abend. Auch eine Komposition des Trossinger Komponisten und Nachfolger Schittenhelms, Rudolf Würthner, gaben síe zum Besten. „Wer musiziert, hat mehr vom Leben“lautet der Titel der Ausstellung nach dem Werbeslogan Hohners aus den Jahren um 1930. „Und das Akkordeon-Orchester hat besonders viel vom Leben“, ergänzte Bürgermeister und Vorsitzender des Trägervereins, Clemens Maier, in seinen Grußworten. Wurzeln in Trossingen „Wenn aus jedem Akkordeon-Orchester jemand in die Ausstellung kommt, dann haben Sie viel zu tun“, meint er zu Museumsleiter Martin Häffner. Und die Wurzeln der Akkordeon-Orchesterbewegung liegen hier in Trossingen, wo Hermann Schittenhelm als junger Mann mit seinen Schülern zunächst kleinere Ensembles und dann das Akkordeon-Orchester aufbaute. Auch Corinna Probst, Geschäftsführerin des Deutschen Harmonika-Verbands, freute sich auf die Ausstellung. Sie berichtete aus der Arbeit des Verbands und wie diese sich seit der Gründung 1931 entwickelt hat. Auch wenn die Blütezeit des AkkordeonOrchester vorbei sei, könne man optimistisch in die Zukunft schauen. Man könne neue Impulse setzen, und sich auch von Schittenhelm inspirieren lassen. Christian Dehn überbrachte das Grußwort der Firma Hohner und meinte: „In der heutigen Zeit jemanden zu haben wie Schittenhelm wäre wohl unbezahlbar.“
Museumsleiter Martin Häffner berichtete von einer ähnlichen Sonderausstellung vor 25 Jahren. Doch viele neue Stücke und Erkenntnisse sind seitdem zusammengekommen. So wären die Aufrufe in den Tageszeitungen zur Identifizierung von Personen und Auflistung der Stadtjugendmeister äußerst erfolgreich gewesen und erst am Tag vor der Eröffnung kam noch ein ganz besonderes Instrument als Leihgabe ins Museum, mit dem es auch Videoaufnahmen Schittenhelms gibt. Der Slogan „Wer musiziert, hat mehr vom Leben“wäre gern ergänzt worden mit „... wer Hohner spielt, greift nie daneben“erzählt er.
Die Bedeutung Schittenhelms für die Akkordeon-Orchesterbewegung illustriert er mit Zitaten aus den 50erJahren, in denen Schittenhelm als „Wegbereiter“, „der überlegene Virtuose“und „Altmeister“bezeichnet wird. So spielte das Orchester natürlich auch eine Komposition des „Altmeisters“, den „Ländler“, zur großen Begeisterung der Anwesenden.
Nun ging es zum Fassanstich mit dem Schittenhelm-Bier der Flözinger Hirschbrauerei im Museum und mit vielen Gesprächen in die Ausstellung. Die meisten Gäste hatten selbst einen persönlichen Bezug zum Akkordeon, so traf der erste Stadtjugendmeister Horst Hirt auf Anneliese Dufner, die den Titel zwei Jahre später inne hatte. Die Ausstellung mit den besonderen Exponaten und gut recherchierten Texten führt lebendig durch die Geschichte der Akkordeon-Orchesterbewegung bis heute und ist noch bis zum 7. Oktober zu sehen.