Dicke Backen
Es ist ja so: Der Trossinger an sich liebt Backen. Runde, rote Backen zum Beispiel, die von guter Ernährung und bester Landluft zeugen. „Milch und Brot macht Wangen rot“, heißt es schon im Volksmund, der zwischen den Backen liegt und sich gerne an Back-Werken labt.
Dicke Backen sind beliebt, das zeigt seit je her der Suppen-Kaspar, der war bekanntlich „kerngesund, ein dicker Bub und kugelrund. Er hatte Backen rot und frisch: die Suppe aß er hübsch bei Tisch“. Die Trossinger Volkshochschule bietet den Musikstädtern seit 2010 regelmäßig Kurse im Backen an, nicht nur Brötchen, Semmeln und Weckle werden da produziert, Freundschaften sind schon aufgegangen beim gemeinsamen Rühren und Kneten, sogar frisch gebackene Ehemänner können dabei entstehen. Leidenschaft lässt sich mit Wecken wecken, und wer weiß, wie das Hörnchen gerollt und bei den Teiglingen der Zipfel richtig rausgezogen und herumgeschlungen wird, der ist ein echter Schwabe: schließlich gilt die Brezel als typische Leibspeise des Baden-Württembergers.
Die Hefe bestimmt das Leben, auch beim Bier, das zur Brezel gereicht wird. Bekömmlicheres gibt es kaum, sollte man meinen – und das ist nun gerichtlich untersagt worden. Im Ländle, wo jeder Ort einst über eigene Brauereien verfügte, scheiterte nun die gute alte Brauerei Härle vor Gericht mit dem Anspruch, ihr Gebräu sei „bekömmlich“. Alles über 1,2 Prozent Alkohol könne nicht „bekömmlich“sein. Als ob ein Richter das entscheiden könnte!
„Awa!“, tippt sich da der Schwabe an die Stirn, bläst die Backen auf und erinnert sich dabei an ein fast vergessenes, schönes altes Schimpfwort: „Des sind doch älles Brezel-Salzer!“…