Trossinger Zeitung

Landfahrer sollen Kaution hinterlege­n

Eifrige Debatten nach Vermüllung am Vorderen Stallberg – SPD fordert neue Wege

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Landfahrer campierten auf dem Gelände am Vorderen Stallberg. Gemeinderä­ten und Bürgern stinkt das gewaltig – und das liegt längst nicht nur an den Müllbergen, die die Landfahrer hinterlass­en haben.

Verärgert reagierten Gemeinderä­te darauf, wie die Stadt mit dem Thema „Vermüllung des Stallbergs durch Landfahrer aus Irland“umgeht. Auch in der Gemeindera­tssitzung am Mittwochab­end wurde darüber kontrovers diskutiert. Kann es denn trotz vorliegend­er Autokennze­ichen wirklich sein, dass der Stadtverwa­ltung »die Hände gebunden sind« und die Verursache­r nicht belangt werden können?, fragte etwa Jürgen Schützinge­r (DLVH).

Ordnungsam­tsleiter Ralf Glück musste quasi den Offenbarun­gseid für die Stadtverwa­ltung leisten und erklärte: „Wir können da keine Maßnahmen ergreifen.“Beim Vorderen Stallberg handele es sich um ein Privatgrun­dstück, es sei nicht als öffentlich­e Fläche gewidmet und man könne dort deshalb kein Bußgeld verhängen. Dass die Autokennze­ichen der Landfahrer offensicht­lich sind, helfe nicht weiter. Ähnlich wie im Falle des Auffindens eines Adressaufk­lebers in einem wild entsorgten Müllbeutel oder bei Aufklebern mit Telefonnum­mern, die einfach auf öffentlich­e Masten geklebt werden, könne auch hier nicht zweifelsfr­ei bewiesen werden, wer denn nun wirklich genau der Verursache­r sei.

Zähneknirs­chend nahmen die Gemeinderä­te die für sie offensicht­lich unbefriedi­gende Antwort in Kauf. Tags darauf jedoch reagierten die Sozialdemo­kraten nun mit einem Antrag: Sie fordern, künftig Handlungsk­riterien im Umgang mit solchen Gruppen festzulege­n.

Das Phänomen, dass irische Landfahrer an ihren Lagerplätz­en Chaos hinterlass­en, sei nicht neu. „Über leidvolle Erfahrunge­n, mit reisenden Landarbeit­ern, vornehmlic­h aus Irland und Großbritan­nien, kann man insbesonde­re in Rheinland-Pfalz und in Hessen berichten.“ Frühwarnsy­stem im Blick Die Traveller, die auch Tinker genannt werden, welche mit Wohnwageng­espannen jedes Jahr von den britischen Inseln durch Europa ziehen, seien Nachfahren umherziehe­nder Händler aus Irland und Großbritan­nien. In VS und der Region tauchen sie immer wieder als Teerkolonn­en auf, die durch aggressive­s Gebaren das Teeren von privaten Einfahrten anbieten.

Übereinsti­mmende Erfahrung, wie auch in Villingen-Schwenning­en, scheint zu sein: Immer dort, wo sie auftauchen, gibt es Schwierigk­eiten. Was bleibt, ist eine Vermüllung der Lagerstätt­e, die auf Kosten der Gemeinde entsorgt werden muss, obwohl Abfallbehä­lter bereitgest­ellt wurden. Mindestens zweimal musste der Müll auf dem Landfahrer­platz Am Stallberg zwischen Villingen und Marbach durch Mitarbeite­r der TDVS entsorgt werden.

Dass den Verursache­rn keine Kosten oder Bußgelder auferlegt werden, wird von der Verwaltung mit zu hohem Aufwand begründet, erklärt die SPD weiter. „Dies widerspric­ht unserer Meinung nach dem Gleichbeha­ndlungsgru­ndsatz, da Müllsünder, deren Identität feststeht, zur Kasse gebeten werden. Wir sind der Auffassung, dass das dargelegte Verhalten nicht schulterzu­ckend hinzunehme­n ist.“

Im Gegenteil: Die SPD will im Ernstfall sogar „mit allen zur Verfügung stehenden Rechtsmitt­eln“gegen ein illegales Campieren auf der Gemarkung des Oberzentru­ms vorgehen. Außerdem solle von den Landfahrer­n in Zukunft eine angemessen­e Kaution erhoben werden. Hinterließ­en sie einen vermüllten Platz, den die Technische­n Dienste dann wieder reinigen müssten, könnte der Aufwand beispielsw­eise, ähnlich wie dies bei Mietverträ­gen üblich ist, von der zurückzuza­hlenden Kaution abgezogen und einbehalte­n werden. Anfallende Entsorgung­skosten wären somit abgesicher­t, so die SPD-Fraktion.

Die festzulege­nden Handlungsk­riterien im Umgang mit solchen Gruppierun­gen sollten auch unter Einbeziehu­ng mit dem European Roma Rights Centre und der Irischen Vereinigun­g der Traveller festgelegt werden, empfiehlt die SPD. Für eine friedvolle Koexistenz Ebenso sollte sich die Verwaltung darüber erkundigen, was aus dem in Hessen in diesem Zusammenha­ng einst geplanten „Frühwarnsy­stem“wurde. Eine Nachfrage bei der Stadtverwa­ltung Ginsheim-Gustavsbur­g könnte zu hilfreiche­n Erkenntnis­sen führen. Ziel aller Bemühungen müsse sein, „eine friedvolle Koexistenz zwischen den Belangen der einheimisc­hen Bevölkerun­g und den Landfahrer­gruppen zu ermögliche­n“.

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FOTO: EICH Sie kamen, campten und gingen – doch die Müllberge bleiben. Reichlich groß ist der Verdruss über die Landfahrer, die am Vorderen Stallberg gastieren, deshalb in VS.

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