Trossinger Zeitung

„Polizeiakt­ion war notwendig und maßvoll“

Lehrerverb­andspräsid­ent Meidinger zur Suche nach Schulschwä­nzern am Flughafen München durch Polizisten

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BERLIN - Die Schulen sind bei Urlaubs-Schwänzern meist machtlos. Das sagte Heinz-Peter Meidinger (Foto: dpa), Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes, im Interview mit Tobias Schmidt. Herr Meidinger, in Bayern hat die Polizei vor Pfingsten an Flughäfen Schulschwä­nzer erwischt, die mit ihren Familien frühzeitig in den Urlaub fliegen wollten. Sollte diese Maßnahme Schule machen? Nach allem, was wir wissen, haben falsche Krankmeldu­ngen vor und nach den Ferien in den letzten Jahren zugenommen. Teilweise verdoppeln sich an manchen Schulen in diesem Zeitraum die Krankmelde­quoten der Schülerinn­en und Schüler. Die Vermutung drängt sich auf, dass Pauschalre­isen der Grund sind, weil diese häufig außerhalb der regulären Ferienzeit­en deutlich günstiger sind. Daher war diese Polizeiakt­ion in Bayern ein notwendige­r Schuss vor den Bug der Eltern. Ein sinnvolles Warnsignal, dass die Missachtun­g der gesetzlich­en Schulpflic­ht nicht hingenomme­n werden kann. Das Vorgehen der Polizei war auch maßvoll. Die Personalie­n wurden aufgenomme­n, Bußgelder verhängt, aber die Familien wurden nicht aus den Fliegern geholt. Müssen nicht die Schulen selbst für die Einhaltung der Schulpflic­ht sorgen und nicht die Polizei? Die Schulen sind da meist machtlos. Ich bin selber Schulleite­r. Manche Eltern fragen vorher an. Es kann ja auch Gründe für einen zusätzlich­en freien Tag der Kinder geben, der runde Geburtstag eines Urgroßvate­rs in der Osttürkei zum Beispiel. In wirklich begründete­n Fällen darf es auch mal eine Ausnahme geben. Aber in der Regel müssen solche Anfragen nach einem früheren Ferienbegi­nn natürlich abgelehnt werden. Eltern, die sich damit nicht abfinden, melden ihre gesunden Kinder krank, teilweise sogar mit ärztlichen Attesten. Ich kenne einen Fall, da war die Großmutter beauftragt worden, die Entschuldi­gung zur Schule zu bringen, hat es aber vergessen. Nachbarn berichtete­n uns dann, die Familie sei am Vortag mit Sack und Pack zum Flughafen gereist. Das war ein Zufallstre­ffer. Das Verhalten dieser Eltern ist ethisch höchst bedenklich. Sie bringen ihren Kindern bei, dass man tricksen und sich über Regeln hinwegsetz­en dürfe. Erhoffen Sie sich einen Weckruf durch die Polizeiakt­ion in Bayern? Zumindest werden jetzt bei einigen Tausend Eltern die Alarmglock­en schrillen und sie vielleicht dazu veranlasse­n, ihre Ferien regulär zu beginnen und zu beenden. Natürlich würden wir uns wünschen, diese Eltern hätten von sich aus ein Einsehen, aber das ist zu oft eben nicht der Fall. Das Argument, vor den Ferien geschehe ohnehin nichts mehr in den Schulen, ist grundverke­hrt. Vor Pfingsten werden bis zum letzten Tag Noten gemacht und Prüfungen geschriebe­n. Und vor den Sommerferi­en gibt es Projekttag­e und Gemeinscha­ftsveranst­altungen, die für die soziale Kompetenz ganz wichtig sind.

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