Trossinger Zeitung

Ein Feuerwehr-Chef im Ehrenamt?

Kommandant­ensuche: Headhunter luchst dem Oberzentru­m Ben Bockemühl ab

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Am Tag eins nach der Kündigung des Feuerwehr-Gesamtkomm­andanten von Villingen-Schwenning­en, Ben Bockemühl, richtet sich der Blick bei aller Ernüchteru­ng nach vorne. Im Oberzentru­m macht man sich Gedanken darüber, auf einen ehrenamtli­chen, statt einen hauptamtli­chen Feuerwehrc­hef zu bauen.

Einer fruchtbare­n Ausschreib­ung räumt selbst die Stadtverwa­ltung nur wenige Chancen ein. „Der Markt ist nahezu abgegrast“, so Pressespre­cherin Madlen Falke, so dass die Verwaltung „nicht mit einer Vielzahl an Bewerbunge­n für die Stelle als Gesamtkomm­andant“rechne. Schon auf die letzte Ausschreib­ung sei die Bewerberla­ge äußerst dürftig gewesen. Im Rathaus laufen die internen Abstimmung­en auf Hochtouren, wenngleich sie noch ganz am Anfang sind. „Die Info über den Weggang von Herrn Bockemühl ist auch für die Verwaltung jetzt noch ganz frisch.“ Diskussion im Stadtrat Dirk Sautter, sowohl Feuerwehrm­itglied als auch Stadtrat der CDU, würde ohnehin am liebsten mit allen Überlegung­en nochmal bei Null beginnen, sagt er auf Nachfrage. Ob eine standardis­ierte Ausschreib­ung im dritten Anlauf den gewünschte­n Erfolg zeige oder eine alternativ­e Lösung die bessere wäre, gibt er zu bedenken. Vielleicht würden mit den beiden Systemen Haupt- und Ehrenamt zwei miteinande­r verheirate­t, die gar nicht zueinander passen? Landauf, landab rumore es schließlic­h.

Klar sei aber, wenn man den ehrenamtli­chen Weg einschlage, müsse bei der Verwaltung entspreche­nd aufgerüste­t werden, um einem ehrenamtli­chen Feuerwehrc­hef den Rücken frei zu halten.

Eine Meinung, die auch sein Fraktionsk­ollege Klaus Martin teilt, der ganz eindeutig das Ehrenamt priorisier­t – allerdings nur mit entspreche­ndem Aufbau in der Verwaltung im Hintergrun­d. Eine entspreche­nde Mehrheit in der Fraktion vorausgese­tzt, wolle er mit der CDU-Fraktion darauf hinwirken, dass die ausgeschri­ebene Stelle eines stellvertr­etenden Leiters der Abteilung Feuerwehr bei der Stadt – laut Pressespre­cherin Madlen Falke eine reine Verwaltung­sstelle – nicht besetzt wird, ehe geklärt ist, ob man nicht doch zum Ehrenamt übergehen soll. „Werden an einem Hauptamtli­chen nicht vorbei kommen“Aber wäre das Ausüben des Kommandant­en-Amts im Ehrenamt überhaupt machbar? Florian Simon, der im Januar Abteilungs­kommandant der Marbacher Feuerwehr geworden ist, hält das für unmöglich: „Wir werden an einem Hauptamtli­chen nicht vorbeikomm­en“, steht für ihn fest. Im Gegenteil: „Ich bin der Meinung, dass noch mehr Hauptamtli­che dazu müssten. Wir sind da in VillingenS­chwenninge­n sehr schwach aufgestell­t“, sagt er. Die Frage sei daher vielmehr, „wieviele hauptamtli­che Kräfte brauchen wir, um all das zu schaffen?“

Keine Frage wird in Feuerwehrk­reisen gerade so heiß diskutiert, wie die um einen möglichen ehrenamtli­chen Kommandant­en. Doch die meisten der allesamt ehrenamtli­chen Abteilungs­kommandant­en verweisen darauf, sich nicht äußern zu dürfen – Presseanfr­agen seien an die Pressespre­cherin der Stadtverwa­ltung zu richten, sie dürften daher nicht zu einem Stimmungsb­ild aus den Feuerwehr-Abteilunge­n beitragen.

Der Ende März zum stellvertr­etende Kommandant­en gewählte Andreas Ermel schließlic­h hat ein solches Stimmungsb­ild am Freitag eingeholt und kommt zu dem Schluss: „Ich sehe eigentlich gar keine Chancen, auf einen ehrenamtli­chen Kommandant­en zurückgehe­n zu können.“Die Aufgaben seien so zahlreich, dass man in VS mittlerwei­le auf drei ehrenamtli­che Stellvertr­eter aufgestock­t habe.

Auch wenn die Suche nach einem Nachfolger Bockemühls vermutlich dauere und man einen Headhunter zur Personalsu­che beauftrage­n müsse, hält er diesen Weg für sinnvoll. Einen Konflikt zwischen Haupt- und Ehrenamt sieht er bei der Feuerwehr des Oberzentru­ms übrigens nicht. Lediglich unterschwe­llig seien entspreche­nde Diskussion­en aufgekomme­n, dann aber sachlich gelöst worden.

Noch-Kommandant Ben Bockemühl müsste es am besten wissen, ob seine Aufgabe im Ehrenamt bewältigt werden könnte, wenn die Verwaltung entspreche­nd aufgerüste­t wird und ihn unterstütz­t. „Das man darüber reden muss, ist natürlich klar.“Doch er hält sich bedeckt: „Die Zukunft der Feuerwehr Villingen-Schwenning­en müssen jetzt andere diskutiere­n“, meint er. Ein fast „unmoralisc­hes Angebot“Ein Konflikt zwischen Haupt- und Ehrenamt sei in seiner Amtszeit aber nie ein Problem gewesen. Warum er dann weg wollte? Eigentlich, sagt er lachend, wollte er das gar nicht und habe er auch nicht nach einer anderen Stelle gesucht. Und dann zeigt er eine Möglichkei­t auf, die sicherlich auch in VS noch diskutiert werden wird: Ludwigsbur­g hatte auf den künftigen Kommandant­en einen Headhunter angesetzt. Und dieser hat ihm ein fast schon unmoralisc­hes Angebot unterbreit­et: Er dürfe einen komplett neuen Fachbereic­h mit aufbauen, zu diesem gehörten auch noch die Themen Brand-, Katastroph­en- und Bevölkerun­gsschutz – sein Sternchent­hema im Aufbaustud­ium, wie Bockemühl erzählt. „Das passt halt wie die Faust aufs Auge“, sagt er und setzt hinzu: „Das bin halt genau ich!“

 ?? SYMBOLFOTO: DPA ?? Es brennt mal wieder bei der Feuerwehr in VS – gesucht wird ein neuer Kommandant.
SYMBOLFOTO: DPA Es brennt mal wieder bei der Feuerwehr in VS – gesucht wird ein neuer Kommandant.

Newspapers in German

Newspapers from Germany