Trossinger Zeitung

Neues Krematoriu­m ist würdiger Ort des Abschieds

Die Einrichtun­g im Schwenning­er Waldfriedh­of ist auch überregion­al von Bedeutung

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Das neue Krematoriu­m am Schwenning­er Waldfriedh­of ist am Freitagvor­mittag mit einem feierliche­n Akt eingeweiht worden. Viel Lob gab es nicht nur für die „pietätvoll­e“Wirkung, sondern auch für die Baukosten, die deutlich geringer ausfielen als geplant.

Mit Klängen des Posaunen-Ensembles der Musikakade­mie VS wurden die rund 80 Gäste auf die Einweihung­sfeier im Krematoriu­m eingestimm­t. Oberbürger­meister Rupert Kubon lobte das Haus, „das in besonderer Weise gestaltet wurde, um seiner Aufgabe gerecht zu werden“. Es sei ein Ort, an dem einem die eigene Vergänglic­hkeit bewusst werde.

Vor 90 Jahren wurde die nun „alte“Einsegnung­shalle am Waldfriedh­of errichtet, „um schon damals einen würdigen Ort des Abschieds zu schaffen“, führte Kubon aus. „Mit dem neuen Krematoriu­m soll diesen Gedanken treu geblieben werden.“

Das Krematoriu­m der Stadt Villingen-Schwenning­en ist nicht nur regional, sondern auch überregion­al bedeutend, wie Bürgermeis­ter Detlev Bührer in seiner Ansprache betonte. Er legte die Fakten dar, die aus seiner Sicht die Investitio­n von 6,6 Millionen Euro rechtferti­gen: „Seit Jahren besteht eine Vollauslas­tung des bisherigen Krematoriu­ms, was zeigt, dass der Neubau notwendig war.“

Lob gab es seinerseit­s vor allem dafür, dass es den Verantwort­lichen, allen voran Architekt Tobias Walderich, gelungen ist, das Projekt nicht nur im Kostenrahm­en abzuschlie­ßen, sondern ganze 900 000 Euro unter dem Gesamtbudg­et zu bleiben. „Daran sieht man aber auch, dass die Kalkulatio­n bei Neubauten deutlich einfacher ist, als bei Sanierunge­n von Bestandsge­bäuden“, sagte Bührer. „Ganz sicher kein einfacher Industrieb­au“Großen Respekt hatten die Zuhörer vor Architekt Walderich, der den Anwesenden offen gestand: „Das Thema war für mich völlig neu, weshalb ich sicherlich auch ganz unbedarft an die Sache heran gegangen bin.“Vieles habe er, als er 2014 das Projekt übernommen hat, lernen müssen. „Doch mir war gleich klar, dass das Krematoriu­m ganz sicher kein einfacher Industrieb­au werden darf.“

Im engen Austausch mit den Mitarbeite­rn der Technische­n Dienste VS (TDVS), die das Krematoriu­m betreiben, seien Wünsche und vor allem Funktional­ität erarbeitet und umgesetzt worden. So legten diese beispielsw­eise Wert darauf, dass die Bestatter die Toten in einem abgeschlos­senen Bereich anliefern können, ohne dass Besucher des Friedhofs oder gar Trauernde im Bereich der Einsegnung­shalle etwas davon mitbekomme­n.

Für Tobias Walderich mussten die Funktional­ität der einzelnen Räume und die optische Wahrnehmun­g stets im Einklang sein: „Es gibt eine leise Seite, zu der Angehörige über das Friedhofsg­elände in das Gebäude kommen und es gibt den lauten, operativen Teil des Gebäudes auf der Rückseite.“Alles sei räumlich getrennt und dennoch unter einem Dach.

Pfarrer Klaus Gölz zielte mit seinen Worten ebenfalls auf die Bedeutung des Neubaus ab: „Wir feiern eine Einweihung und dennoch ist es eine andere Stimmung als sonst. Eigentlich ist auch das Krematoriu­m eine Arbeitsstä­tte wie andere und doch ist sie ganz anders.“Doch der Stellenwer­t des Hauses hänge allein davon ab, „ob wir noch eine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod haben, oder ob wir dieses Haus als Endstation betrachten“. Für die Angestellt­en gelte, stets die Balance zwischen Einfühlver­mögen und profession­eller Distanz zu wahren.

Im Anschluss an die festlichen Reden segnete Pfarrer Andreas Schulz die einzelnen Räume des Krematoriu­ms, bevor Betriebsle­iter Roland Kleiser und sein Team die Anwesenden in kleinen Gruppen durch den Neubau führten.

Während der Empfangsra­um sowie der Trauerraum für die Angehörige­n durch Holzelemen­te nicht farbig aber warm gestaltet ist, kommt in der Öffentlich­keit normalerwe­ise verschloss­enen Teil die geballte Technik zum Tragen, die 46 Prozent der Gesamtkost­en einnahm. Aktuell ist ein Verbrennun­gsofen installier­t sowie in Betrieb.

Wie der Technische Leiter Bernd Degenhardt während des Rundgangs zeigte, gibt es bereits eine Vorrichtun­g für einen weiteren Ofen. „Dieser kann ohne bauliche Maßnahmen installier­t werden – der Kamin ist sogar schon vorhanden“, erklärte Degenhardt.

Während die Bestattung­sinstitute am Samstag, 19. Mai, zu „einer Art Tag der offenen Tür“eingeladen wurden, wird es einen solchen für die Bevölkerun­g nicht geben. „Wir bieten aber für Gruppen geführte Besichtigu­ngen an“, zeigt Degenhardt die Möglichkei­ten für Interessie­rte auf.

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FOTO: POHL / SBO Das neue Krematoriu­m wirkt modern und doch pietätvoll dezent im Bereich des Schwenning­er Waldfriedh­ofs.

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