Der Mensch ist das große Thema
In der Stadtkirche sind seit Sonntag Skulpturen von Frank Teufel zu sehen
TUTTLINGEN - Die Ausstellung „Beziehung – Bewegung – Balance“von Frank Teufel ist am Sonntagabend in der Stadtkirche Tuttlingen eröffnet worden. Viele Besucher waren gekommen, um die markanten steinernen Skulpturen zu sehen, die im Sakralraum einen Dialog auslösen zwischen dem, was die Welt und die Menschen bewegt, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Die steinernen Skulpturen setzen Dynamik frei, sie bringen Mensch und Raum in Bewegung, sie wecken Sehnsucht nach Balance, zwischen Finsternis und Licht, Himmel und Erde, so steht es in der Ankündigung der Ausstellung. Und so betonte auch Pfarrer Jens Junginger in seiner Begrüßung, dass es Impulse braucht, damit etwas in Bewegung kommt, auch Anregungen, den Raum der Stadtkirche anders zu gestalten, anders zusammen und in Dialog zu kommen.
Auch die Stühle im Kirchenraum waren anders angeordnet, sodass die Besucher mitten unter Frank Teufels Skulpturen saßen. Die Kunsthistorikerin Anne Schaich betonte in ihrer Eröffnungsrede, wie bei vielen Künstlern sei auch bei Frank Teufel der Mensch das große Thema. In der Ausstellung sind vier Apostel zu sehen, stark abstrahierte menschliche Figuren, die bei näherer Betrachtung ganz verschieden im Leben stehen. Der Betrachter glaubt, ganz verschiedene Charaktere zu erkennen. Der Künstler zeigt aber hierbei vier Phasen des menschlichen Lebens: Kindheit, Jugend, Erwachsensein und Alter, in denen sich körperliche Biegsamkeit, Eigensinn, Selbstbeherrschung und Willenskraft entwickeln. Und im Werk „Apostel P“könne man einen aufrechten, standfesten Einzelgänger erkennen, einen der zu seiner Meinung steht, möglicherweise hier steht, weil er nicht anders kann, so Schaich.
Das besondere an Frank Teufels Werken ist, dass das denkbar härteste Material Stein scheinbar flexibel wird. Er bringt es fertig, den Stein in Bewegung zu bringen. Tatsächlich geht es aber nicht um den Stein selbst, sondern immer um den Menschen. Auch das Thema „Balance“(das gleichnamige Werk befand sich in der Mitte der Sitzreihen) ist vom Menschen her gedacht. „Ganz elementar ist die Balance des Körpers, der hier vor uns liegt. Eine Langzeitbelichtung in 3D, wie der Künstler sagt“, so die Kunsthistorikerin. Und zum Ausklang der Vernissage wurde die „Balance“zum Schwingen gebracht – aufmerksam und konzentriert verfolgt von den Besuchern der Stadtkirche.