Das Parkkonzept ist erst mal vom Tisch
OB Michael Beck will alle Beteiligten nochmal anhören und weitere Parkfläche schaffen
TUTTLINGEN - Das neue Parkkonzept der Stadt Tuttlingen, das vorsieht, mehr gebührenpflichtige und zeitlich begrenzte Parkplätze zu schaffen, sollte Anfang dieses Jahres im Gemeinderat behandelt werden. Doch die Beschlussfassung wurde laut Stadtverwaltung aufgeschoben. Bevor die Parkraumbewirtschaftung ausgeweitet wird, sollen erst zusätzliche Stellplätze geschaffen werden. Dazu laufen intern die Untersuchungen, wo weiterer Parkraum in Tuttlingen sinnvoll und möglich wäre.
Knapp 16 000 Menschen pendeln jeden Tag nach Tuttlingen zur Arbeit. Mit der Neuregelung des Parkkonzepts will die Stadt vor allem eins erreichen: Mehr Leute sollen auf Bus, Bahn oder Fahrrad umsteigen. „Die Stadt ertrinkt im Verkehr“, sagte OB Michael Beck im Technischen Ausschuss Ende 2017, als das Thema Parken zur Diskussion anstand. Um die teils chaotischen Zustände in den Griff zu bekommen, strebe man geordnetes Parken in der Innenstadt an. Thema geschoben Erste Umsetzungen – wie eine Ausweitung der Innenstadt-Parkzone (50 Cent pro halbe Stunde, ein oder zwei Stunden Maximalparkdauer) bis zur Bismarckstraße und eine – kostenlose – Begrenzung auf zwei Stunden Parken südlich des Landratsamts und zwischen Neuhauser Straße und Schützenstraße – sollten Anfang dieses Jahres folgen, wenn der Gemeinderat zugestimmt hätte. Doch das ist jetzt erst mal verschoben, sagt Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck auf Nachfrage des Gränzboten: „Es macht keinen Sinn, jetzt so weitreichend zu beschließen.“
Er möchte nochmals vertiefte Gespräche führen und die Stellungnahmen aller Betroffener einholen: Anwohner, Firmen, Händler. „Wir wollen ja ein Parkkonzept für den Einzelhandel machen und nicht dagegen“, sagt er mit Blick auf den Gewerbeund Handelsverband ProTUT. Von dort gab es Gegenwind, wie Holger Huber vom Vorstand des Vereins bekräftigt. Die Händler wünschen sich, dass die Parkzonen überdacht werden, vor allem die zeitliche Begrenzung im Kernbereich und eine Wiedereinführung des „Brezeltarifs“: Zehn, maximal 15 Minuten kostenloses Parken für kleinere Besorgungen.
Beck will den Gemeinderat über die Rückmeldungen informieren, wenn sie denn vorliegen. Verwaltungsintern prüft die Stadt in der Zwischenzeit, wo weiterer Parkraum geschaffen werden könnte. Denn wie berichtet ist auch geplant, einen Beschäftigtenausweis einzuführen. Beantragt werden können soll er von Menschen, die im Bereich der Innenstadt arbeiten. Kostenpunkt: rund 120 Euro im Jahr. Dazu müssten aber Nachfrage und Angebot in einem guten Verhältnis zueinander stehen und zudem die Belange der Anwohner berücksichtigt werden.
Möglichkeiten, zusätzlichen Parkraum zu schaffen, sieht Beck zum Beispiel durch den Abriss der alten Sporthalle der Karlschule an der Brunnenstraße. Dadurch soll die dortige Parkfläche um 50 bis 60 Plätze erweitert werden, heißt es. In der Stadtverwaltung gibt es Überlegungen, einen Teil davon für Anwohner auszuweisen. „Wir tun alles, um da Druck raus zu nehmen“, so der OB. „Wir sind ja daran interessiert, dass Menschen in der Innenstadt wohnen.“
Möglichkeiten sieht er auch am Donauspitz. Im vorderen Bereich Richtung Rathaussteg könnte die Parkfläche durch eine Aufständerung um mindestens ein Deck erweitert werden mit dem Vorteil, dass es ein innenstadtnahes Angebot sei. Zu weite Wege? Parkplätze an den Randgebieten anzubieten, sieht Beck wegen mangelnder Akzeptanz nicht als Lösung an. Er verweist auf den Parkplatz Vogelsangweg, für den das Landratsamt Tuttlingen auf einem Areal in der Nähe des Freibads 80 Parkplätze für Amtsmitarbeiter und Lehrer der dortigen Kreisschulen errichtet hat. Die Laufwege sind offensichtlich zu weit, hat der OB festgestellt: Dort sehe er nur wenige Autos stehen.