„Man kennt als Schülerin vieles nicht“
Slam-Abend in Spaichingen soll junge Frauen für technische Berufe begeistern
SPAICHINGEN (cam) - Frauen in Technikberufen – selten, aber wünschenswert, wenn es nach Katharina Buß von der Hochschule Furtwangen geht. Die Koordinatorin für Lehre und Labore an der Fakultät Industrial Technologies am Hochschulcampus Tuttlingen initiiert den zweiten „Frauen-Technik-Slam“, der am 20. Juni am Spaichinger Gymnasium stattfindet. Wie mit Wettreden, Votings und einem Ehrenpreis junge Frauen von der Technik überzeugt werden sollen, hat unsere Volontärin Caroline Messick im Interview herausgefunden. Frau Buß, was ist der „Frauen-Technik-Slam“? In Deutschland arbeiten wenige Frauen in Technikberufen, weniger noch als im internationalen Vergleich. Mit dem „Frauen-TechnikSlam“wollen wir Mädchen und jungen Frauen zeigen, dass diese Berufe auch für sie in Frage kommen. Dazu haben wir Ingenieurinnen eingeladen, die Spaß an ihrem Job und etwas zu erzählen haben. Wie kann man sich einen solch speziellen „Slam“vorstellen? Wie bei einem Poetry-Slam stellen die Frauen kurz und knackig ein Thema aus ihrem Beruf vor. Wir haben zum Beispiel Vorträge aus den Bereichen Informatik, Architektur, dem Automotive-Bereich, dem Qualitätsmanagement und aus dem Maschinenbau. Reimen müssen sie dafür zwar nicht – das kann man bei solchen Themen glaube ich schlecht verlangen – aber sie sollten ihren Vortrag möglichst originell rüberbringen. Zeit haben sie dafür jeweils zehn Minuten. Wenn alle durch sind, gibt es ein Voting; da können die Zuhörer mit Stimmzetteln über den besten Vortrag abstimmen. Die Siegerin erhält dann einen Ehrenpreis. Verraten Sie mir, wie der Preis aussieht? Also es ist nichts hochdotiertes, schließlich geht es um den Spaß. Aber beim vergangenen „FrauenTechnik-Slam“hat die Gewinnerin ein mechanisches Tischspielzeug erhalten – ein Geschenk zum Knobeln. Wozu der ganze Aufwand? Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – das sind die Bereiche, die Frauen oft stark meiden. Das merkt man schon bei der Studienwahl: Am Hochschulcampus Tuttlingen haben wir bei der Medi- zintechnik und in der Ingenieurspsychologie 35 und 50 Prozent Frauenanteil, was gut ist. Alle anderen Studiengänge kränkeln in der Hinsicht. Deshalb wollen wir ihnen diese Felder schon vor der Berufs- oder Studienwahl zeigen und ihnen die Bedenken davor nehmen. Vielleicht ist ja etwas für sie dabei. Wie erklären Sie sich diese Abneigung? Sie selbst sind ja promovierte Ingenieurin... Ich selbst war schon immer mathematikbegeistert und habe Werkstofftechnik studiert. Warum sich junge Frauen nicht so sehr für Technik begeistern wie Männer, ist schwer zu sagen. Ich glaube, es hat vielerlei Gründe. Ich habe den Eindruck, die Frauen glauben, dass die technischen Berufe laut und schmutzig sind. Dabei hat man auch hier viel mit Menschen zu tun und arbeitet im Büro. Außerdem sind da die Männer, die auf den Entscheiderpositionen sitzen – Frauen haben es also schwer, in die Führungsetage aufzusteigen. Andererseits stehen sich Frauen oft auch selbst im Weg, weil sie sich nicht so gut verkaufen und vernetzen wie die Männer. Und wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen? Wissen Sie, ich musste damals auch erst ein Beratungsgespräch bei der Arbeitsagentur machen, weil mir zu meinen Neigungen nicht der richtige Studiengang über den Weg gelaufen ist. Man kennt als Schülerin vieles nicht. Ich habe dann die perfekte Kombination aus Physik, Chemie, Technik und ein bisschen Mathematik für mich gefunden und bin wirklich glücklich, dass ich die Werkstofftechnik für mich entdeckt habe. Natürlich kann man sich heutzutage auch im Internet informieren, aber ich kann nichts in die Suchmaschine eingeben, das ich nicht kenne. Deshalb sind natürlich nicht nur junge Gymnasiastinnen aus Spaichingen eingeladen, sondern alle, die Interesse an technischen Berufen haben, sich informieren oder mit Frauen in entsprechenden Positionen sprechen wollen.