Rätselhaft
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat mit seinem Annäherungskurs zur Außenwelt viele überrascht. Die Fremdwahrnehmung von Kim Jong-un durchläuft derzeit eine Wandlung. US-Präsident Donald Trump bezeichnete den nordkoreanischen Machthaber schon mal als verrückt, die meisten Südkoreaner halten ihn für unberechenbar, und Chinas Jugend verspottete ihn trotz aller Berichte über Gräueltaten als Witzfigur.
Kim haftete das Image des bösen Buben der internationalen Politik an, der mit Atomwaffen droht, unablässig Raketen testet, zuhause politische Säuberungen durchführt, vor der Hinrichtung seines Onkels – einem potenziellen Rivalen – nicht zurückschreckt und mutmaßlich auch den Mord an seinem älteren Halbbruder in Auftrag gab.
Nach jahrelanger Isolation inszeniert sich Kim, der nach unterschiedlichen Angaben 34 oder 35 Jahre ist, nun als internationaler Staatsmann, der die politische Weltbühne betritt. Seinen ersten Auslandsbesuch seit dem Machtantritt Ende 2011 machte Kim im April beim Nachbarn China. Ein zweiter Besuch beim Nachbarn folgte Anfang Mai in Dalian. Dazwischen lag Ende April das als historisch gewertete Gipfeltreffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in. Erstmals setzte dabei ein Machthaber Nordkoreas seinen Fuß auf südkoreanischen Boden.
Kim, der die Macht von seinem Vater Kim Jong Il übernommen hat, als dieser im Dezember 2011 starb, zeigt sich gerne leutselig und volksnah, sei es lachend im Kreis von Soldaten und bei der Eröffnung von Vergnügungsparks in Pjöngjang oder interessiert bei Kulturveranstaltungen.
Kim soll bis 1998 unter anderem Namen in der Schweiz eine internationale Schule besucht haben. Das Schweizer Wochenmagazin „L'Hebdo“berichtete, seine Mitschüler hätten ihn als schüchtern und introvertiert beschrieben.
Vom Privatleben Kims ist wenig bekannt. Das gilt auch für seine Frau Ri Sol Ju, die aus einer privilegierten Familie stammen und früher als Sängerin aufgetreten sein soll. Der südkoreanische Geheimdienst vermutet, dass beide gemeinsam drei Kinder haben. (dpa)