Trossinger Zeitung

Kim hat die besseren Karten

- Von Angela Köhler politik@schwaebisc­he.de

Kim Jong-un hat gegenüber seinem Konterpart mindestens drei taktische Vorteile. Zum einen muss er nicht befürchten, dass selbst ein für Nordkorea wenig schmeichel­haftes Gipfelerge­bnis von den einheimisc­hen Medien kritisch hinterfrag­t oder sogar zerpflückt wird. Sie sind gleichgesc­haltet und stehen unter der Kontrolle der Partei. Noch weniger Widerstand ist von dem Scheinparl­ament handverles­ener Genossen zu erwarten, die als Volksversa­mmlung ohnehin nur maximal einmal pro Jahr in Pjöngjang zusammenko­mmen.

Der zweite große Vorteil Kims ist, dass er nicht zur Wahl steht – als Oberster Führer übt er diese Funktion auf Lebenszeit aus, ernennt persönlich Generäle oder die höchste Parteielit­e, die damit auch auf Wohl und Verderben von der Gnade des Machthaber­s abhängig sind. Das primäre Ziel der nordkorean­ischen Diplomatie ist ein Durchbruch der internatio­nalen Isolation. Dafür steht er auch bei seinen politische­n Paten in Peking im Wort. Kim ist also in gewisser Weise chinesisch ferngelenk­t – er wird Trump nur weit entgegenko­mmen, wie er für den internatio­nalen Durchbruch unbedingt leisten muss, also wenig. Man weiß aber auch in Pjöngjang, dauerhaft wird das Regime nicht überleben, wenn es allein das Feindbild USA als Grund seiner Existenz pflegt.

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