Kim hat die besseren Karten
Kim Jong-un hat gegenüber seinem Konterpart mindestens drei taktische Vorteile. Zum einen muss er nicht befürchten, dass selbst ein für Nordkorea wenig schmeichelhaftes Gipfelergebnis von den einheimischen Medien kritisch hinterfragt oder sogar zerpflückt wird. Sie sind gleichgeschaltet und stehen unter der Kontrolle der Partei. Noch weniger Widerstand ist von dem Scheinparlament handverlesener Genossen zu erwarten, die als Volksversammlung ohnehin nur maximal einmal pro Jahr in Pjöngjang zusammenkommen.
Der zweite große Vorteil Kims ist, dass er nicht zur Wahl steht – als Oberster Führer übt er diese Funktion auf Lebenszeit aus, ernennt persönlich Generäle oder die höchste Parteielite, die damit auch auf Wohl und Verderben von der Gnade des Machthabers abhängig sind. Das primäre Ziel der nordkoreanischen Diplomatie ist ein Durchbruch der internationalen Isolation. Dafür steht er auch bei seinen politischen Paten in Peking im Wort. Kim ist also in gewisser Weise chinesisch ferngelenkt – er wird Trump nur weit entgegenkommen, wie er für den internationalen Durchbruch unbedingt leisten muss, also wenig. Man weiß aber auch in Pjöngjang, dauerhaft wird das Regime nicht überleben, wenn es allein das Feindbild USA als Grund seiner Existenz pflegt.