Dem Forstamt gehen die Lagerflächen aus
Areal bei Romäusquelle und bei Rietheim im Visier – Landesbester verblüfft Räte
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Interessant, aber nicht unanstrengend ist am Samstag die Waldbegehung des Gemeinderates VS zusammen mit den Mitarbeitern des Forstamtes gewesen. Teilweise bei Starkregen ging es durch den mit drei Millionen Vorratsfestmetern Baumholz größten Stadtwald Baden-Württembergs.
Die Gemeinderäte mussten sich die Erläuterungen von Forstamtsleiter Tobias Kühn und seinem Vize Roland Brauner überwiegend im trockenen Bus anhören, den Axel Lemcke mit bewundernswerter Sicherheit über enge und aufgeweichte Waldwege lenkte.
In einer Regenpause konnten sie im Stadtwald bei Tannheim einem Vollernter bei der Langholzaufbereitung zuschauen. Das Unternehmen von Andreas Peter ist das einzige, dass diese Leistung Dank einer 540 000 Euro teuren und 25 Tonnen schweren Erntemaschine leisten kann. In rascher Folge greift der elf Meter lange Kran nach Bäumen bis zu einem Stammdurchmesser von 65 Zentimetern, schneidet sie ab, entrindet sie und stapelt sie zu Poltern.
Da in der Bevölkerung offensichtlich der Eindruck vorherrsche, der Forst würde „zu viel Holz machen“, zeigte Roland Brauner Bilder bekannter, aber vor Jahren noch überraschend kahler Flächen. Jedes Jahr ernte man 55 000 Festmeter Holz, der Bestand bleibe aber durch das Nachwachsen der Bäume immer gleich groß, versicherte Brauner. Im Jahr 1837 zählte der Stadtwald 270 Vorratsfestmeter pro Hektar, heute seien es über 500.
Wertvoll für die Holzwirtschaft seien vor allem Tannen und Kiefern, deren Bestand daher besondere Aufmerksamkeit zuteil werde. Ein großes Lob hatten Kühn und Brauner für die externen Holzernter, darunter auch die Firma Dold aus Hornberg. Sie würden sehr gute Arbeit leisten und das Holz unterschiedlicher Sortimente mit einem Marktwert zwischen 30 und 125 Euro pro Festmeter qualitativ hochwertig ernten.
Das Nasslager im Wieselsbergtal ist mit 8000 Festmetern gerade proppenvoll. Daher und vor allem, um für Sturmkatastrophen gerüstet zu sein, suche man derzeit händeringend nach Reserveflächen, berichtete Tobias Kühn. Die dabei abzuarbeitenden gesetzlichen Vorgaben könnten indes den Eindruck entstehen lassen, „wir wollten ein Atomkraftwerk bauen“, ärgert sich Kühn. Eine Fläche an der Romäusquelle – allerdings mit der Folge, diese schließen zu müssen – und eine bei Rietheim, auf der aber gerade Altlasten nachgewiesen wurden, sind im Gespräch. Der Standort müsse auf jeden Fall an einem Fließgewässer liegen.
Wie sehr das Forstamt die Bedürfnisse der Bevölkerung achte, zeige sich daran, so Kühn, dass man im Wieselsbachtal einen kurzen Umweg geschaffen habe, damit Spaziergänger das Nasslager trockenen Fußes passieren können.
Ausgleichsflächen finden, Ökopunkte schaffen und eine natur- und nutzungsverträgliche Koexistenz mit dem Biber zu entwickeln, auch das sind Aufgaben des Forstes.
Beim Erholungsschwerpunkt Salvest mit Damwildgehege lernten die Gemeinderäte Tobias Fehrenbach kennen. Beim Forstamt lernte er die Berufe des Holzbearbeitungsmechanikers und des Forstwirtes und ließ sich für seine Ausbildung zum Forstwirtschaftsmeister freistellen. Die Prüfung hat er gerade als Landesbester bestanden. Er demonstrierte eine beeindruckend präzise Baumfällung von Hand mit der Motorsäge.