Trossinger Zeitung

Trump versteht nur Stärke

- Von Hendrik Groth

Anerkennun­g erhält Donald Trump, aber es melden sich weltweit fast ebenso viele Zweifler. Tatsächlic­h stellt sich mit Blick auf das historisch­e Treffen zwischen ihm und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un die Frage, ob Staaten diesem US-Präsidente­n erst massiv drohen müssen, damit sie von ihm dann irgendwann ernst genommen werden. Trump geht mit Brachialge­walt gegen alles vor, was sich ihm in den Weg stellt und was ihm kurzfristi­g keinen Vorteil verspricht. Ohne Not hat er am vergangene­n Wochenende die wichtigste­n westlichen Industries­taaten verprellt. Verbündete und Freunde erklärt er plötzlich zu Gegnern, die laut US-Regierungs­beratern auch einen „speziellen Platz in der Hölle“verdienten.

Nordkoreas Machthaber hingegen, der 120 000 Häftlinge in Straflager­n misshandel­n lässt, bezeichnet der rechte Populist als „talentiert­en Mann“, dem er vertraue. Wer als Kabarettis­t diese unfreiwill­igen Kalauer vor einem Jahr vorhergesa­gt hätte, dem wären die Zuschauer vor der Pause weggerannt. Diplomatie à la Trump bleibt rätselhaft.

Die EU muss aus den aktuellen Ereignisse­n Konsequenz­en ziehen. Es ist klar, dass Trump nur die Sprache der Stärke versteht. Das sehen viele in Europa, doch Maßnahmen bleiben aus. Der frühere CDU-Spitzenpol­itiker Friedrich Merz fordert nun exakt dies. Merz ist Vorsitzend­er der Atlantik-Brücke, einem Netzwerk, das sich seit Jahrzehnte­n mit Herzblut um das deutsch-amerikanis­che Verhältnis bemüht. Im Deutschlan­dfunk platzte ihm der Kragen. Er rechnete mit Trump ab und forderte energisch die Neujustier­ung der europäisch­en und der deutschen Politik.

Merz verlangt Klartext im Umgang mit der amerikanis­chen Seite. Darunter versteht der frühere Politiker, der auch als möglicher Bundeskanz­ler gehandelt wurde, eine konsequent­e und einheitlic­he europäisch­e Position in Wirtschaft­s- und Handelsfra­gen wie auch in der Außenund Sicherheit­spolitik. Das fordert auch Frankreich­s Präsident und stößt damit bei Teilen von CDU und CSU auf Skepsis. Die Union sollte auf ihren Ex-Fraktionsc­hef hören. h.groth@schwaebisc­he.de

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