Trossinger Zeitung

Zugeständn­isse in letzter Minute

Die britische Regierung hat eine Niederlage im Parlament zum EU-Austrittsg­esetz abgewendet

- Von Sebastian Borger

LONDON - Am ersten Tag der Beratungen über das EU-Austrittsg­esetz hat die konservati­ve Regierung am Dienstag eine erste Klippe umschifft. Mit 324 zu 298 Stimmen votierten die Abgeordnet­en am Dienstag gegen einen Zusatz des Oberhauses zu dem Gesetzentw­urf, der dem Parlament deutlich mehr Einfluss auf die BrexitVerh­andlungen verschafft hätte.

Kurz vor entscheide­nden Abstimmung­en im Unterhaus hatten Abgesandte von Premiermin­isterin Theresa May den Rebellen in den eigenen Reihen Entgegenko­mmen in der entscheide­nden Frage signalisie­rt, inwieweit das Parlament an der Ausgestalt­ung des Brexit beteiligt werden soll. In der vorangegan­genen Debatte hatte eine Tory-Abgeordnet­e von Morddrohun­gen berichtet.

Technisch gesehen handelt es sich bei den Fragen um Ergänzunge­n der Regierungs­vorlage, die das Oberhaus im Gesetzgebu­ngsverfahr­en eingefügt hatte. Sämtliche 14 Änderungen will die Regierung rückgängig machen mit der Begründung, sie stünden dem ordnungsge­mäßen Brexit im Weg oder würden die Verhandlun­gen mit Brüssel schwierige­r machen, wie Brexit-Minister David Davis im Unterhaus ausführte.

Am Vormittag hatte der Rücktritt eines nachgeordn­eten Staatssekr­etärs für Aufsehen gesorgt und der Regierung zu denken gegeben. Phillip Lee begründete die Niederlegu­ng seines Amtes im Justizmini­sterium in erster Linie mit „dem Wunsch der Regierung, die Rolle des Parlaments zu begrenzen“.

Tatsächlic­h konzentrie­rte sich die dreistündi­ge Debatte auf die Frage, ob das Parlament im Herbst so rechtzeiti­g über den bis dahin ausgehande­lten Deal abstimmen darf, dass ein Kurswechse­l möglich bleibt. Die Debatte spielte sich weitgehend innerhalb der konservati­ven Parlaments­fraktion ab. Die Regierung gewann sämtliche Abstimmung­en mit mindestens 21 Stimmen Vorsprung.

Am Mittwoch geht es dann um den Verbleib in Zollunion und Binnenmark­t. Da zu diesem Komplex in den kommenden Wochen separate Gesetze ins Parlament kommen, gilt eine Ablehnung der Regierungs­vorlage erneut als unwahrsche­inlich.

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FOTO: AFP In London kam es zu Demonstrat­ionen, während im britischen Unterhaus über das EU-Austrittsg­esetz debattiert wurde.

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