Trossinger Zeitung

Sparkasse will trotz Schließung­en vor Ort bleiben

Auch Bargeld-Bringdiens­te und mobiles Zahlen mit dem Handy sind geplant

- Von Gerhard Bläske

OFFENBURG – Die wachsenden internatio­nalen Spannungen im Zusammenha­ng mit dem eskalieren­den Handelskon­flikt mit den USA und die Situation in Italien besorgen auch die Sparkassen hier im Land. Die beiden Themen bestimmten jedenfalls den baden-württember­gischen Sparkassen­tag in Offenburg, dessen Thema „die Zukunft Europas“war.

Vor 1200 Teilnehmer­n aus dem gesamten Sparkassen­lager im Land zeigte sich Peter Schneider, Präsident des Sparkassen­verbands BadenWürtt­emberg, alarmiert. Der Handelskon­flikt mit den USA bedrohe nun die Autoindust­rie, „die Herzkammer der Wirtschaft in unserem Land“.

Zwar ist Schneider auch wegen Italien, das Reformen und Einsparung­en zurückdreh­e, und Schulden nicht zurückzahl­en wolle, beunruhigt. Er zeigte sich aber froh darüber, „dass die Sparkassen keine italienisc­hen Anleihen in problemati­schem Umfang in ihren Bilanzen haben. Das haben wir nicht gemacht, weil wir lieber das Geschäft mit unseren privaten und mittelstän­dischen Kunden im Land betreiben.“

Die Sparkassen finanziere­n jedes dritte Eigenheim im Land. Rund 40 Prozent der Unternehme­n finanziere­n ihre Investitio­nen über diese Institute, weitere 20 Prozent über die Landesbank LBBW. Bei den Handwerker­n ist der Anteil mit 70 Prozent sogar noch höher. Das Kreditvolu­men der Institute im Land beträgt 600 Milliarden Euro.

Helmut Schleweis, seit Januar Präsident des Deutschen Sparkassen­und Giroverban­des (DSGV), wies darauf hin, dass die Institute auch Start-ups finanziere­n, Steuern in erhebliche­m Umfang zahlen und viele Jobs schaffen. Er bekannte sich zur Präsenz der Sparkassen in der Fläche. Zwar sei man im Zusammenha­ng mit der zunehmende­n Digitalisi­erung und Regulierun­g gezwungen, Filialen zu schließen. Doch werde man nicht übersteuer­n und im Alltag der Menschen präsent bleiben - nicht nur durch Geschäftss­tellen sondern etwa auch Leistungen wie Bargeld-Bringdiens­te. Doch auch die Sparkassen wollten und müssten mit der Zeit gehen, sagte Schleweis. Bereits im nächsten Monat würden Überweisun­gen in Echtzeit (instant payment) realisiert. Mit Kwitt böten die Sparkassen schon seit einiger Zeit die Möglichkei­t an, per App von Handy zu Handy zu zahlen. Und auch das mobile Bezahlen mit dem Smartphone an der Ladenkasse werde in den nächsten Wochen kommen – zumindest für Android-Geräte. Bei Apple scheitert die Einrichtun­g einer solchen Zahlungsar­t daran, dass das Unternehme­n seine Schnittste­llen nicht öffnen will. Die Sparkassen seien bei der Einrichtun­g neuer Dienstleis­tungen „vorn dabei“, so Schleweis, der das Jahr der Innovation­en ausrief. Man dürfe aber die Sparkassen nicht durch immer mehr Vorgaben behindern. Gute Regeln setzten Rahmen und berücksich­tigten die unterschie­dlichen Größen und Risiken von Instituten, findet Schleweis. Er verwies auf eine kleine Sparkasse mit nur 50 Mitarbeite­rn, von denen acht mit Regulierun­gsthemen beschäftig­t seien. Man brauche dringend abgespeckt­e Regeln für kleine Banken im Rahmen einer Small and Single Banking Box. Fragwürdig­er Verbrauche­rschutz Die Sparkassen sind laut Schleweis, der seit Januar an der Spitze der deutschen Sparkassen steht und vorher Vorstand der Sparkasse Heidelberg sowie Landes- und Bundesobma­nn war, mit ihrem dezentrale­n Geschäft eine Chance für ein starkes Europa mit einer Vielfalt unterschie­dlicher Akteure statt einem Einheitsmo­dell. Doch litten die Institute unter der wachsenden Regulierun­g und einem oft „falsch verstanden­en Verbrauche­rschutz, der Kunden Stück für Stück vom mündigen Entscheide­r zum schutzbedü­rftigen Informatio­nsempfänge­r“mache.

Der von der EU angestrebt­e gemeinsame Schutz von Sparguthab­en wäre nach Ansicht von Schleweis der falsche Schritt. „Natürlich brauchen wir in der EU ein einheitlic­hes Schutznive­au für Kundeneinl­agen. Das erfordert aber keine Überweisun­g der angesparte­n Sicherungs­mittel nach Brüssel“, sagte Schleweis Die Pläne sind Teil der sogenannte­n EU-Bankenunio­n. In Deutschlan­d heftig umstritten ist dabei das Sicherungs­system für Sparguthab­en. Deutsche Banken und Sparkassen befürchten, am Ende könnten sie für in Schieflage geratene Institute in anderen EU-Ländern haften.

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FOTO: DPA Die Sparkasse will mit der Zeit gehen. Dazu gehören unter anderem Überweisun­gen von Handy zu Handy. Auch an der Ladenkasse sollen Kunden künftig mit dem Mobiltelef­on zahlen können.

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